Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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45. An die Herzogin Anna Amalia

Franckfurth den 11ten Aprill 1779

Durchlauchdigte Fürstin! Nach dem Appetitt meiner Samstags mädel zu rechnen müßen die kleine büßqüttiger längst alle seyn – Ich nehme mir hir die große Freyheit, Ew: Durchlaucht noch eine kleine Provision zu übersenden, nehmen Sie Beste Fürstin meine Freyheit ja nicht ungnädig. Bey uns ists Meße!!! Weitmäuligte Laffen, Feilschen und gaffen, Gaffen und kauffen, Bestienhauffen, Kinder und Fratzen, Affen und Katzen u.s.w. – Doch mit Respeckt geredt Frau Aja, Madamm la Roche ist auch da!!!! Theureste Fürstin! Könte Docter Wolf den Tochtermann sehen, den die Verfasserin der Sternheim Ihrer zweyten Tochter Louise aufhengen will; so würde Er nach seiner sonst löblichen Gewohnheit mit den Zähnen knirschen, und gantz Gottloß fluchen. Gestern stellte Sie mir das Ungeheur vor – Großer Gott!!! Wenn mich der zur Königin der Erden |:Americka mit eingeschloßen:| machen wolte; so – ja so – gebe ich Ihm einen Korb – Er sieht aus – wie der Teufel in der 7ten Bitte in Luthers kleinem Catesichmus – ist so dumm wie ein Heu Pferd – und zu allem seinem seinem Unglück ist Er Hoffrath – Wann ich von all dem Zeug was begreife; so will ich zur Auster werden. Eine Frau wie die la Roche von einem gewiß nicht gemeinem Verstand, von zimlichen Glücksgütern, von Ansehn, Rang u.s.w. die es recht drauf anfängt Ihre Töchter unglücklich zu machen – und doch Sternheime und Frauenzimmer Briefe schreibt – mit einem Wort, mein Kopf ist wie in einer Mühle. Verzeihen Ihro Durchlaucht, daß ich Ihnen so was vor erzähle, ich habe aber eben das Awentheuer vor Augen – und die Thränen der guten Louise kan ich nicht ausstehn – Der 3te Feyertag ist doch glücklich vorbey gegangen, ich hoffe – auch etwas davon zu vernehmen? Die Freulein Thusnelde hat eine gar schöne gabe solche Festiviteten zu beschreiben, und ich glaube Sie wird Ihren Ruhm behaupten, und Frau Aja was davon zukommen laßen, dann das Jahrmarcksfest hat Sie gantz herrlich beschrieben – thut Sies – So haben Ihro Durchlaucht die gnade Ihr von den Büsquittger auch Ihren antheil zu überreichen. Der Vater empfiehlt sich zu ferneren Hohen gnaden, und Frau Aja der es nie so wohl ist, als wenn sie, an die Vortrefflichste, Größte, Liebenwürdigste, Beste Fürstin denckt, küßt in Anbethung und Demuth die Hand Ihrer Theuresten Fürstin und bleibt biß ins Grab

Ihro Durchlaucht
Unterthänige Dienerin
C. E. Goethe


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