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Franckfurth den 12 November 1779
Durchlauchdigste Fürstin!
Ohnerachtet es sehr schmeichelhafft vor mich ist, daß Ihro Durchlaucht meinem geschmack so viel gutes zutrauen, und mir die kauffung der Wandleuchter völlig überlaßen haben; so traute ich meiner Einsicht doch nicht so viel zu, und bin daher auf ein mittel gefallen wodurch ich hoffe Ihro Durchlaucht zu vergnügen und mich aus der Verlegenheit zu ziehen meine sachen nicht recht gemacht zu haben. Zu dem Ende ist heut mit dem Eissenacher Postwagen einer von denen Wandleuchter zu 9 gulden an Ihro Durchlaucht abgegangen – ohnerachtet das Spiegel glaß drinen fehlt, so kan mann sich das leicht dazu dencken – Gefält er Ihro Durchlaucht, so sollen mit dem nächsten Postwagen, die andern 7 mit Spiegelglaß gantz fertig |:auch das fehlende glaß:| nachgeschickt werden. Im fall nun der Leuchter Ihro Durchlaucht nicht gefiehle, so mag er wieder herreißen, ich habe das mit Tabor ausgemacht. Nun noch was – Tabor hat zu diesen 8 Wandleuchter einen gantz vortrefflichen Spiegel den Er eigendtlich dazu hat verfertigen laßen, damit Spiegel und Wandleuchter eine vollkommene garnitur ausmachten, diesen schickte Er mir nun, damit ich bey Ihro Durchlaucht anfragen solte, ob Sie denselben etwa brauchen könten – Die goldne Rahm acordirt nun zu den Wandleuchtern und ist von einem erstaunlichen Pracht, aber aus beyliegender Nota können Ihro Durchlaucht auch abnehmen daß es ein kostbar stück ist, den 10 Carlolinen ist gantz hübsches Geld – Es steht nun alles in Ihro Durchlaucht gnädigstem wollen oder nicht wollen es war nur bloß eine Anfrage von Tabor an mich und diesen gefallen konte ich ihm nun wohl thun da er allemahl bereit und willig ist, die 8 Wandleuchter ohne den Spiegel wegzugeben. Diesesmahl hat das sonst so wahre und richtige Gefühl meiner Besten Fürstin |:vielleicht zum erstenmahl:| doch gefehlt – Ich solte die Briefe |:von der Größten und Vortrefflichsten Fürstin die ich verehre wie mann eine Gottheit verehrt – da wann ich nur den kostbahren Nahmen Amalia leße ein Jubiliren und Freudenfest in meines Hertzens- Schrein gehalten wird:| überdrüßig werden – Nein Theureste Fürstin! der kleinsten Buchstaben von Dero Liebenwürdigen Hand |:die ich so gern die gnade haben mögte noch einmahl in dieser Zeitlichkeit mit tieffstem Respeckt zu küssen:| ist mir Freude und Wonne. Ihro Durchlaucht laßen also dem Gedancken von überlast ja keinen Raum sondern Begnadigen Frau Aja ferner mit Dero gnädigsten Zuschrifft. Die Briefe habe wohl besorgt – Die Handarbeit wird ehestens erscheinen – und hoft eine gnädige aufnahme. Durchlauchdigste Fürstin! erhalten Sie Dero Gnade und Wohlwollen Derjenigen die ewig ist und bleibt
Durchlaudigste Fürstin
Dero
Unterthänige treue und gehorsamste Dienerin
C. E. Goethe
N. S. Der alte Vatter empfiehlt sich zu gnaden.