Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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27. An Ph. Seidel

den 7ten September 1778

Euer Herr schreibt mir daß Herr Wieland gern einen Bratenwender oder wie wir es hir nennen einen Brätter haben mögte, ich soll ihn kauffen u.s.w. Das will ich nun auch gar gerne thun nur muß erinnern daß so ein ding 25 biß 30 gulden komt, ferner daß vors zerspringen der Feder kein Mensch was kan an dem meinigen ist die Feder so oft gesprungen daß ich die Feder gantz und gar heraus gethan habe und ihn jetzt durch gewicht steine treiben laße – ob diese Medote in Weimar bekandt ist weiß ich nun nicht mann müßte einen Uhrmacher fragen – Auf alle fälle will einen guten tüchtigen aussuchen – aber ihn nicht ehender kauffen als biß ich von euch Nachricht habe, das muß aber bald geschehen, dann sonst verkauffen die Frembden ihre wahre. Wegen des Metzger Knecht dint zu Nachricht, daß unsere hiesige Metzger keinen einzigen die rechte kunst Schwartemägen zu verfertigen lehren – das hat mir mein eigner Metzger gantz aufrichtig gesagt – und es ist auch gantz nathtürlich denn aus der halben Welt kommen Knechte hieher und wens die nun gelernt hätten, so könten die Schwartemagen überall verfertigt werden, welches nun doch nicht ist. Also das Ende vom Lied ist, daß Franckfurth die Ehre allein behalten will rechte Schwatemägen zu machen. Ihro Durchlaucht können sie aber alle Woche mit dem Postwagen bekommen, und von der besten Fabrick das verspreche ich. Mein Bruder der Docter Textor hat den einfall gehabt euren Herrn um Verse auf Docter Schlossers Hochzeit zu bitten. Da ich nun nicht glaube daß euer Herr dazu Zeit und laune hat, so tragt entweder einem andern dortigen Poeten auf, oder macht ihr euch dran – wenn aber das alles nicht anginge, so meldet es bey Zeit, damit die hiesige Poeten ihren Pegasus besteigen können. Lebt wohl! grüßt alles, ich bin

Eure euch gewogne
C. E. Goethe


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