Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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155. An die Schlosserschen Kinder

Den 23ten Februar 1789.

Liebe, liebe, gute brave Enkeleins!

O! was habt Ihr mir vor Freude gemacht! und das alles kam so gantz unerwartet! Liebe Louise! Es war ja als wenn Du es gewußt hättest, daß ich in großer Strickbeutels Noth mich befände – mein allerbester ist 9 Jahr alt, und so unmusterhaft als nur möglich – und da es doch sehr oft der Fall ist, daß ich in Gesellschaften gehe, wo gearbeitet wird: so war es höchst nöthig einen neuen anzuschaffen – und da kommt mir so gantz von ungefähr ein schöner, prächtiger, von meinem lieben Enkel selbst verfertigter – so lieb wäre mir doch kein andrer geweßt – Aber den will ich auch in Ehren halten – allen meinen Bekannten sagen von wem er ist – und stoltz auf mein geschicktes und fleißiges Enkel sein – Habe also meinen besten Dank davor. Meine liebe Julia! auch Dir danke ich vor Dein schön gearbeitetes Angebinde – auch zu Deinem Andenken soll es Parade machen – damit jedermann sieht, daß auch Du liebe Juliette an die Großmutter denkst. Und mein liebes Jettchen! mit seinem schönen Körbgen – so zierlich als man's nur machen kann – potz fickerment! Jetzt muß die Großmutter fleißig sein und N. B. auch schöne Arbeiten machen wie es sich zu so einem eleganten Körbgen schickt – ich will wenigstens mein möglichstes thun, um ihm keine Schande zu machen – danke Dir hiermit hertzlich vor Deine Liebe zur Großmutter.

Treuer, biederer Ritter Eduard! auch Du denkst an mich – Ha aus dem Glas da schmeckts – habe sogleich meines lieben Ritters Gesundheit getrunken, und werde das oft thun, danke danke danke lieber Eduard. Die dicke Catharine fragt alle Tage ob Eduard und Jettgen recht bald wiederkämen – sie möchte gar zu gern mit ihnen die Wachtparade aufziehen sehen – und die Elisabeth möchte gern wieder gebrannte Mehlsuppen machen – Kommt doch ja bald wieder – hörst Du!

Nun liebe Enkeleins! Nochmals meinen Dank – Fahrt ferner fort Euren lieben Eltern und mir Freude zu machen – und glaubt, daß ich allezeit von gantzem Hertzen bin

Eure
Euch zärtlich liebende Großmutter
Elisabeth Goethe.


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