Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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211. An Louise Schlosser

Den 24ten Mertz 1794

Liebe Louise!

Sieht du nun wie Gott gute Kinder schon hir belohnt – ist deine Heyrath nicht beynahe ein Wunderwerck – und daß sich alles so schicken muß, daß deine Lieben Eltern und Geschwister nun mit dir gehen – das würde doch nicht so leicht gegangen seyn, wäre kein Krieg ins Land gekommen – mercke dir das auf dein gantzes Leben – der Gott der dem Abraham aus Steinen Kinder erwecken kan, kan auch alles was wir mit unfern blöden Augen vor Unglück ansehen zu unserm besten wenden. Nun Liebe Louise du einzige die mir von einer theuren und ewig geliebten Tochter übriggeblieben ist – Gott seegne dich! Sey die treue Gefährtin deines zukünfigen braven Mannes – mache Ihm das Leben so froh und glücklich als nur in deinem Vermögen steht – Sey eine gute Gattin und deusche Haußfrau; so wird deine innre Ruhe, den Frieden deiner Seele nichts stöhren können – Behalte auch in der weiteren Entfernung deine Großmutter lieb – mein Seegen begleite dich wo du bist – und ich bin immer

Deine
treue Großmutter
Goethe.

N. S. Grüße Nette und Mutter und sage der letzten, daß ich ehestens auch an Sie schreiben würde aber doch nicht ehnder als biß ich von der Gerockischen Sache etwas Zuverläßiges sagen könte. Den Brief an deinen Bräutigam schließe offen bey – damit ihr ihn leßen könt auch weiß ich nicht wohin ich ihn adreßiren soll.


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