Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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86. An die Herzogin Anna Amalia

Franckfurth d 11 Juni 1782

Durchlauchdigste Fürstin!

Den Antheil den Ihro Durchlaucht an dem Ableben meines Mannes zu nehmen die Gnade gehabt, hat mich sehr gerührt – Freylich war eine Beßerung ohnmöglich, vilmehr mußte man das was am 25 May erfolgte täglich erwarten – Doch so schnell vermuthete ich mirs doch nicht – Ihm ist wohl, den so ein Leben wie die letzten zwey Jahre, davor bewahre Gott einen jeden in Gnaden! Mit Herrn Krauße, und dem sehr gesprächigen Herrn Paulsen habe ich mich schon sehr ergötzt – Ihro Durchlaucht können leicht dencken wovon wir reden – Ich Catechisire die guten Leute so arg, daß Ihren Lungenflügeln so lang Sie hir bleiben, eine sehr starcke Bewegung bevorsteht. Theureste Fürstin! Aus einem Schreiben von meinem Sohn ersehe mit Erstaunen, daß Unser Bester und Gnädigster Fürst, zu allen, nun bald an die 7 Jahre erzeigten Gnaden und Wohlthaten, noch eine mir gantz ohnerwartete hinzugefügt hat – Über so was kan ich nun gar nichts sagen, denn der größte Danck ist stumm – Gott segne und erhalte unsern Liebens würdigen Fürsten – Unsere Vortrefliche Fürstin Amalia, Die uns diesen wahren Fürsten-Sohn gebohren hat – Das gantze Hochfürstliche Hauß müße grünen und blühen biß ans Ende der Tage – dieß ist der heißeste, eifrigste und hertzinniglichste Wunsch, von Mutter Aja Amen. Durchlauchdigste Fürstin! Jetzt verzält sich Frau Aja die prächtigsten Mährgen, von einer Reiße nach Weimar – Ich hoffe zuverläßig, daß mir der Himmel diese auserordentliche Freude gewähren wird – so geschwind kan es aber freylich noch nicht seyn – Doch Gedult! Wollen schon unsere sieben sachen suchen in Ordnung zu bringen, und dann auf Flüglen des Windes an den Ort eilen, der vor mich alles enthält, was mir auf diesem Erdenrund hoch, theuer und werth ist. In diesen süßen Gedancken will ich einstweilen Leben, und mich unserer Besten Fürstin zu fernern Gnaden empfehlen biß der angenehme Zeitpunct herbey komt, da ich mündlich versichern kan, daß ich ewig seyn und bleiben werde

Durchlauchdigste Fürstin
Dero
unterthänigste treugehorsambste Dienerin
Goethe

N. S. An meine liebe Freulein Thusnelde 1000 empfehlungen.


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