Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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144. An Unzelmann

Den 15ten Juli 1788

Lieber Freund!

Ist möglich daß ich so in kurzer Zeit vergeßen bin, wie mann einen Todten vergießt! Ist möglich daß eine Abweßenheit von 3 Monathen mein Andencken so völlig ausgelöchst hat, als eine Schrieft in Sand geschrieben! Ist es denn wohlgethan seine bewährten Freunde im Glück so gantz hintenan zu setzen – die mann in Wiederwärtigkeitten doch so wohl erprüft hat! Dieses einzige hat noch gefehlt das bißen frohen Sinn – das Fünckgen guter Laune zu unterdrücken – und völlig auszulöschen. Verzeihen Sie daß Ihnen villeicht diese paar Zeilen beschwerlich sind – aber mann nimbts ja einem der ertrincken will nicht übel wen er sich an einem Strohhalm anhält – Ich könte Ihnen noch mancherley sagen – aber ich fürchte, daß da Sie die Correßpontens |: allem anschein nach:| gern entübrigt seyn wollen, durch dießes schon zu viel gesagt zu haben – nur das noch! Ich bin nicht so wandelbahr – sondern j:thun Sie an Ihrer Seite – was Ihnen gut deucht:| noch immer

Ihre
Freundin. Elisabeth.


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