Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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187. An Goethe

den 7ten Februar 1793

Lieber Sohn! Inliegender Brief kommt aus all zu großer Ordnung so spät zu dir – ich hatte ihn so wohl aufgehoben, daß er mir gantz aus den Gedanden kam – und darüber vergeßen wurde – verzeihe mir dieses Versehen – der Schreck so ich drüber empfand, mag zur Büßung dienen. Wir haben jetzt die Königliche Garde von Potzdamm hir – ich habe einen Kapitain, und einen Leutnandt – deßgleichen vier gemeinen! Im Vertrauen seye es dir gesagt – ich fange an das Ding hertzlich müde zu werden – die Ordnung und Ruhe war in meinen jungen Jahren schon mein Element – und jetz da ich alt bin ist es mir gantz und gar Bedürfnüß – seit anno 1790 treibe ich mich in beynahe ewigem Taumel herum – Mein Hauß sieht zum Erbarmen schmirig aus – und ist die Historia zu Ende – so brauche ich ein volles Jahr biß alles wieder in vorigen Stand kommt. Übrigens befinde ich mich aber wohl – von dir hoffe ich ein gleiches – Lebe wohl! und liebe deine

treue Mutter Goethe.

N. S. Die Durchlauchdigsten Herschaften befinden sich in höchstem Wohlseyn. Die bestelte Laterne wird bald fertig seyn – und bey dir erscheinen.


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