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Den 8ten Jenner 1792
Liebe Luise!
Das freut mich ja recht sehr daß ich zu deinem Vergnügen etwas beygetragen habe – mein Wunsch ist es immer Euch meine lieben Freude zu machen – und wenn dieser Zweck erreicht wird fühle ich mich sehr glücklich. Aus eben dem Grund ist mir es aber auch unbehaglich wenn ich dein Verlangen meine Liebe Luise nicht befriedigen kan. Ich habe mir alle ersinnliche Mühe gegeben, alle Musick Kenner und Liebhaber angegangen – und keiner kan mir über die Ariadne wie du sie verlangst Auskunft geben. Solte ich noch so glücklich seyn das Opus aus findig zu machen; so solst du es gewiß gleich haben. Mich freuts daß das liebe Clärchen und du einander so lieb haben – bewahret diese Freundschaft in Euren Hertzen – denn es ist eine köstliche Sache mit einer erprobten Freundin so durch Erdeleben zu wandlen! In meiner Jugend war mirs auch eine große Freude das neue Jahr an Singen – an trommlen – an Schießen zu hören – aber jetzt ist mir mein Bett lieber – um halb 10 Uhr schliefe ich dißmahl schon so fest, daß weder der Nachtwächter mit seiner holden Stimme, noch pfeifen und trommlen mich in meinen 7 Kißen incommodirten. Wenn ich nun schon bey Euch mit dem Leibe nicht gegenwärtig war; so wünscht ich Euch allen doch die Fortdauer Eures wohlseyn – nebst Glück – Heil und Seegen – und dieses seye denn hiemit nochmahls wiederholt. Lebe wohl! behalte lieb
Deine
dich liebende Großmutter
Elisabetha Goethe