Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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132. An Fritz von Stein

Fr. den 22. Februar 1788.

Lieber Sohn! Vor die Pandora und den Hofkalender danke aufs Beste. Ich habe einen Brief vom 3ten d. aus Rom, wo mein Sohn schreibt, gegen Ostern wollte er mir kund thun, ob ich ihn dieses Jahr zu sehen bekäme oder nicht, – ich glaube daher, daß es noch höchst ungewiß ist, ob er über Frankfurth zurück geht; – daß er gegen seine Freunde kalt geworden ist, glaube ich nicht, aber stellen Sie sich an seinen Platz – in eine ganz neue Welt versetzt, – in eine Welt, wo er von Kindheit an mit ganzem Herzen und ganzer Seele dran hing, – und den Genuß, den er nun davon hat. Ein Hungriger, der lange gefastet hat, wird an einer gutbesetzten Tafel bis sein Hunger gestillt ist, weder an Vater noch Mutter, weder an Freund noch Geliebte, denken, und Niemand wirds ihm verargen können. Ich muß Ihnen noch einmal vor die Pandora danken, – es ist die Königin aller andern Calender, Almanache, Blumenlesen u. s. w., es sind ganz vortreffliche Sachen darin. Leben Sie wohl und behalten in gutem Andenken

Ihre
Freundin
E. G.


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