Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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10. An I. B. Krespel

Franckfurth, den 5. Jenner 1777.

Lieber Sohn! Einen mächtigen großen Lobstrich soll ich Euch im Nahmen des Papas schreiben, wegen der geschwinden Bestellung des Briefs an Herrn Herrich. Nun hat der Vater noch eine Bitte, Ihr solt nehmlich die Güte haben, und Euch von ihm in Zeiten die versprochne Anweisung hier in Loco das Geld zu erheben geben lassen, wann das geschieht, so schickt sie gleich her, daß wir erfahren ob uns der hiesige Bezahler ansteht. Ich weiß Ihr nehmt die viele Mühe so Euch das Ding macht nicht übel, Ihr solt auch davor am runden Tisch sitzen, und über Euer Haupt soll ein gantzes Füllhorn vom guten ausgeschüttet werden. Gestern wäre es vor Euch ein Hauptspaß gewesen, Jammerschade daß Ihr in Regenspurg sitzt! 8 junge Mädels waren bey mir, zwey Demoisellen Clermondt, die Mingen Starck u. s. w. wir spielten, stirbt der Fuchs so giebt sein Balg und da gabs Euch Pfänder daß es eine Lust war. Auch wurden Mährgen erzählt, Rätzel aufgegeben, es war mit einem Wort ein groß Gaudium. Eure Grüße an die Max, Tante, Gerocks habe wohl ausgerichtet, Sie haben Euch alle sampt und sonders lieb und werth, und wünscheten daß Ihr wieder da wäret. Nur vor einen gewissen Peter ist Eure Abwesenheit ein groß Labsal, es ist überhaupt ein wunderlicher Heiliger. Bis die arme Max ins neue Hauß kommt, wirds vermuthlich noch manchen Tantz absetzen. Neues giebts hier auf der Gottes Welt gar nichts, als daß ein großer Schnee gefallen, und die Leute wacker im Schlitten fahren. Lebt wohl mein Lieber! Behaltet uns in gutem Angedencken, und seydt versichert, daß wir alle, besonders aber ich bin und seyn werde Eure wahre Freundin und treue Mutter

C. E. Goethe.


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