Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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19 An Großmann

den 27ten September 1777

Lieber Gevatter! daß Ihnen mein Brief Freude gemacht ist mir lieb, daß Sie den sehr braven Schauspieler Opitz angenommen haben davor wird Ihnen unser Publikum gantz besonders verbunden seyn, denn jedermann freut sich wenn Er mitspielt, ich sebst |: was sagen Sie dazu:| habe Ihn im Hamlet den Laerthes mit großem Vergnügen machen sehn, den Auftritt mit der Wahnsinnigen Ophelia machte Er meisterhafft – Lieber Gevatter! Sie müßen von mir längst überzeugt seyn, daß ich Ihnen und den Ihrigen wohl will, also will ich freylich alles thun was möglich ist, daß wir Ihnen bald wieder hir sehen – Eins thut mir leid – Opitzen kan ich das Geld nicht geben, meine Casse hat diese Meße gar einen großen Riß gekriegt, den Herr Rath kennen Sie zu gut als daß mit dem so was anzufangen wäre

– glauben Sie mir daß mirs wehe thut, könte ich wie ich wolte!!! Wer kan aber in dieser Welt alles zusammen begehren – Mit einem Wort Sie kennen mich, und sind überzeugt daß das was ich sage, keine Fratzen sind. Der Herzog wird etwan in 3 Wochen wieder kommen – Zu der Corpulentz der Frau gevatterin gratulire von Hertzen – Berichten Sie mirs ja gleich, obs der Lotte gleich sieht. Im übrigen verlassen Sie Sich drauf, Himmel und Erde soll bewegt werden, Ihnen die Ostern hir zu sehen – Noch eins Sprenckel gibt sich vor einen gewissen Schauspieler aus Böhmen viele mühe – Da mann Ihnen aber hir schon kent, und von andern gar nichts weiß, so wird die Wage gantz gewiß zu Ihrem Vortheil sincken. Leben Sie wohl! Ich bin wie immer Ihre Freundin

Goethe

N. S. daß Sie alles schön grüßen Sollen, versteht sich am rande.


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