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Emilie Uhland an ihren Mann

Ende März 1848.

Lieber Uhland! Frau Professor Ewald, die morgen nach Darmstadt abreist, will die Güte haben, mir etwas für Dich mitzunehmen. Da ich nun dieser Tage zu meinem Leidwesen gesehen, daß ich Dir, statt einem seidenen Halstuch, ein älteres eingepackt habe, so erhältst Du nun auf diesem Wege das neue. Am liebsten hätte ich mich selbst von ihr mitnehmen lassen, um zu sehen, wie es Dir, Geliebter, geht. Meine Gedanken sind immer bei Dir und Eurem schwierigen Werke.

Könnte ich Dich nur auch eine Stunde sprechen hören. Die verschiedenen Ansichten, die die Zeitungen aussprechen, ohne daß ich ihnen eine eigene Ansicht entgegenzusetzen habe, machen mir immer banger und banger für die Sache, an deren Lösung zu arbeiten Du berufen bist ...

In unserem Garten regt sich alles, Du würdest Dich freuen über die mancherlei Frühlingsblumen; gestern habe ich fast den ganzen Tag oben zugebracht. Auch die Nächte sind gegenwärtig so schön und sternenhell. Der Blick zum Firmament hat doch etwas recht Beruhigendes und Tröstendes. Der die Sternenheere in ihren Pfaden lenkt, wird auch die Erdengeschicke in seiner festen und weisen Hand halten und leiten. Wenn Du nach Deiner lieben Gewohnheit vor Schlafengehen zum Himmel aufblickst, dann denke auch an mich, wie ich an Dich denke ...

Gott sei mit Dir, lieber Mann, und gebe Segen zu Eurem Geschäft!

Deine Emilie.

*


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