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Mrs. Le Lore (Clarinda) an Robert Burns (Sylvander)

Sonntag, 8 Uhr abends. [1777.]

Sylvander, wenn ich an Sie als meinen teuren und treuesten Freund denke, fühle ich hohe Freude, aber wenn Sie mir als Liebhaber durch den Sinn kommen, gibt mir etwas in mir einen Stich wie von Schuld. Sagen Sie mir warum? Es muß der Gedanke sein, daß ich einem andern gehöre. Wie, das Weib eines andern? O hartes Schicksal! Ich bin wahrhaftig mit einer ehernen Fessel gebunden. Vergeben Sie mir, wenn Ihnen dies Schmerz bereitet! Sie wissen, ich sagte Ihnen, daß ich aufrichtig aussprechen müßte, was ich fühle, oder schweigen. Vergangenen Abend waren wir beide über jede menschliche Vorstellung glücklich. Vielleicht wurde die »Grenze«, die Ihnen vorgeschrieben war, ein wenig verletzt – sie wurde es wirklich, aber obwohl ich es mißbillige, war ich nicht unglücklich darüber. Ich bin ebenso von Ihrem Geschmack wie von Ihrer Absicht überzeugt, Clarinda glücklich zu machen. Ich weiß, Sie sprechen aufrichtig, wenn Sie Ihren Abscheu bei dem Gedanken an alles offenbaren, was sie für immer unglücklich machen würde. Und doch müssen wir uns davor bewahren, bis an den Rand der Gefahr zu gehen. Ach, mein Freund, wir haben es sehr notwendig, »zu wachen und zu beten«. Daß doch die guten Geister, die die Tugend vor dem Straucheln und dem Sturz ins Laster zu bewahren haben, stets gegenwärtig sein mögen, um uns zu beschirmen und auf den rechten Weg zu leiten! ...

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