Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Heinrich Heine an seine Frau Mathilde

Hamburg, den 19. November 1843.

Geliebteste Freundin! Ich hoffe, daß es Dir wohl geht; was mich betrifft, so spielt mein abscheulicher Kopf mir immer noch Possen und hindert mich, meine Geschäfte in Hamburg schnell zu beenden. Ich bin leidend und langweile mich, denn ich denke immer an Dich; ich bin fast toll, wenn meine Gedanken die Richtung nach Chaillôt einschlagen. – Was macht jetzt meine Frau, die Tollste der Tollen? Es war eine Tollheit von mir, Dich nicht mit hierher zu bringen. – Um Gottes willen, tue nichts, worüber ich bei meiner Rückkehr böse werden könnte. Verhalte Dich so still wie möglich in Deinem Nestchen, arbeite, studiere, langweile Dich rechtschaffen, spinne Wolle, wie die biedere Lukretia, welche Du im Odeon gesehen hast. – Heute will ich Dir einen Auftrag geben. Ich brauche zwei Damenhüte, einen für meine Schwester, den andern für meine Nichte. Gehe zur Modistin und wähle dort zwei der modernsten Hüte aus, die Du findest. Wenn nichts nach Deinem Geschmacke im Magazin vorrätig ist, so bestelle die Hüte. Sie brauchen nicht allzu reich, sie brauchen nicht allzu sehr mit Spitzen garniert zu sein, und selbst wenn sie nicht von Samt sind, hat das nichts zu sagen, wenn sie nur recht modern und elegant sind und guten Effekt machen. Keine dunkle Farbe, sondern helle Farben: weiß oder rosa oder jede andere Farbe, ausgenommen blau, welches meine Schwester nicht liebt. Ich glaube, auch grün ist eine wenig empfehlenswerte Farbe ...

Adieu, mein geliebter Engel. Meine Empfehlung an Madame Darte! Freundliche Grüße an Aurecia!

Dein armer Mann
Henri Heine.

*


 << zurück weiter >>