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Fanny Elßler an Friedrich von Gentz

Wien, den 1 ten August um 9 Uhr Abend.

Heute war ich schon um 6 Uhr auf, denn wir haben uns vorgenohmen, heute eine Landbarty zu machen, und es geschah auch würklich. Wir fuhren so nach halb 7 Uhr von Wien weg und nach der Bril, blieben da den ganzen Tag und jetzt sind wir gerade wieder zu Hauße gekommen. Ich hätte mich eigendlich solln gut underhalten, denn die Gegend ist himlisch, allein ich underhielt mich gar nicht gut, ersten bekam ich schreckliche Kopfschmerzen, und dan schon die Begierde wieder zu Hauße zu sein, weil ich gewies wuste daß ich heute einen Brief von Dir erhalten werde, was auch würklich geschah. Sonst underhielt ich mich auf den Lande so gut nicht zum beschreiben, allein jetzt wenn ich an Dich denke was den doch so oft geschit wie nur möglich, so kan ich mich nicht gut unterhalten. Wenn ich mir so denke, wenn nur Gentz auch bey mir wäre, der es leider nicht sein kann, da verget mir dan alle Lust mich zu unterhalten. Wenn ich mir so denke wie Du Dich nach mir sehnest wen ich Deine Briefe lese da versichere ich Dich, daß Du mir recht erbarmst, daß gerade Dich der Du so gut bist das Schicksahl so schwehr straft, allein nur Muth, mein lieber Gentz, noch lebt ein Gott, noch leben wir ja alle zwey, und so lange das ist muß man nicht verzagen. Es werden wieder glückliche Tage kommen, die sollen uns dann für die vielen lehren und unglücklichen Tage entschedigen, habe nur Muth mein lieber Gentz. Ich kan es Dir doch nicht verhellen daß mich das ein wenig von Dir verdrist das Du in jeden Deiner Briefe mir immer sagst daß mich Deine Briefe ermiden werden, oder gar daß ich sie entziffern muß, glaubst Du, ich kan Deine Briefe nicht lesen? oder glaubst Du vieleicht gar daß sie mich belästigen? O nein Du irst Dich mein lieber Freund. Je trauriger sie sind desto mehr beweisen sie mir ja wie gut Du mir bist, und diese zwey sind sehr traurig, Du bist mir also sehr gut das freut mich unentlich, ich gehe Dir auch sehr ab so viel ich aus Deinen Briefen und auch selbst von mir aus mutmaßen kan, denn ich denck mir da Du mir schon so sehr ab gest, wie muß nicht ich Dir ab gehen. Deinen Brief N 2 ist heute wie gewöhnlich zu mir um 3 Uhr gebracht worden. Ich bekam ihn zwar erst jetzt, weil ich nicht zu Hauße war. Appel komt alle Tage sich anfragen ob kein Brief für Dich da ist. Ich kan Dir zwar nicht viel schreiben, allein doch imer etwas. Heute habe ich Kopfschmerzen, sonst würde ich Dir mehr schreiben, allein ich darf Dir ja nur schreiben das ich Dir gut bin, mehr braugst Du ja nicht zu wissen, und das ich Dich viel viel mal küsse und daß ich Deine

Fanny bin. adieu.

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