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Meta Moller an Klopstock

Hamburg, den 24. Juli 1752.

O mein Klopstock! Was soll ich Dir nach Deinem gestrigen Briefe sagen? Ach, ich kann Dir nichts sagen, ich empfinde zu viel, Du Bester, Bester, – Du erster unter den Menschen! Und Du, Du liebst mich! Und ich darf Dich lieben! Alle die Bewunderung, die Ehrfurcht hat Liebe werden dürfen! O, wie lieb' ich Dich! Und der Gedanke, daß Du mich liebst – – – ich kann es Dir nicht beschreiben, in welchem beständigen Entzücken ich bin. Ich habe oft gesagt, ich möchte wohl wissen, wie einem zumut wäre, dem eine große Freude angekündigt würde, aber jetzt weiß ich's. Er kann auch in dem ersten Augenblicke nicht mehr empfinden. Der Gedanke, daß Du mich liebst (und das ist im eigentlichen Verstande mein immerwährender Gedanke), macht mich so fröhlich, daß alle Verdrießlichkeiten und alle Sorgen mir klein werden, es macht Deine Entfernung selbst mir erträglich. Ich hätte es niemals gedacht, daß ich bei Deiner Abwesenheit so mutig und so vergnügt sein könnte. Kommt es alles daher, daß ich weiß. Du liebst mich? Es muß daher kommen. Ach, wenn Du die Entzückung fühlen könntest, wenn man denkt: Klopstock liebet mich! Es mag Dir wohl recht lieb sein, Du magst Dich wohl freuen, wenn Du denkst, daß ich Dich liebe; aber die Entzückung mußt Du doch entbehren, die kannst Du nicht haben. – – Mein Herz ist gar zu voll. Ich kann nicht schreiben. So ging's mir Sonnabend nachmittag auch. Ich war so voll von Dir, ich wollte an Dich schreiben, und ich vertiefte mich so in meinen immerwährenden Gedanken, daß ich darüber nicht schrieb. – Ich befinde mich wohl und werde auch gut bleiben. Sieh, wie der Himmel Deine Wünsche erhört. Aber, ach, Du bist auch so sehr wert, erhört zu werden. Danke ihm aber jetzt auch! Danke ihm mit mir. – O, wie wollen wir ihm noch einmal danken ...

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