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Albert von Wedell an Philippine von Griesheim

Frankfurt, den 3. Februar 1809.

Liebes einziges Philippinchen! Wahrscheinlich werden Sie böse sein, meine Gute, daß ich noch nicht eher schrieb, indes hielten uns die täglichen Reisen davon ab, aber jetzt, da wir an Ort und Stelle sind, erfüll' ich gleich mein Versprechen; schließen Sie daher nicht etwan aus diesem verspäteten Schreiben nach dem, was Sie mir bei der Frau Herzogin sagten. Jetzt, da ich Ihren Umgang entbehren muß, empfinde ich erst recht, wie gut ich Ihnen bin; es vergeht auch kein Augenblick, wo ich nicht an Sie denke, und so sehr mich auch diese Reise amüsiert, so verbittert sie mir dennoch jede fröhliche Minute, weil ich vermute, daß wir lange getrennt sein werden. In einigen Tagen gehen wir nach D... und dann nach Paris.

Die Locke Ihrer schönen Haare und Ihren Ring trage ich immerwährend; sie werden mein Talisman gegen manchen Leichtsinn sein, indem ich mich stets dabei erinnere, was Sie, Teuerste, mir bei meiner Abreise sagten! – Ich werde Ihnen recht viel zu erzählen wissen bei meiner Rückkehr, doch verspare ich alles auf eine mündliche Unterhaltung. – Was unsre Reise betrifft, so werden Sie das Nähere von Karl erfahren. – Sobald wir wieder an einem andern Ort sind, schreibe ich wieder, aber so, daß ein jeder den Brief lesen kann. Der Fürst klagt mir alle Tage seine Leiden wegen der Liebe zu Fräulein von Al. – Ach, auch ich hätte viel zu klagen! Jede Stunde beschäftige ich mich mit Ihnen, immer frage ich mich, was macht sie jetzt? gewiß ist sie jetzt da oder dort? Besonders gern erinnere ich mich an den Mittwoch; ich sah an diesem Tage, daß Sie mir wirklich gut sind! Und dies ist ja mein einziger Wunsch, ich leg' es ja in allen Stücken darauf an, es zu verdienen. Hierbei schick' ich Ihnen einen einfachen Ring, nehmen Sie ihn als Geschenk Ihres Sie so liebenden Alberts an; bei meiner Rückkehr hoff' ich, Ihnen etwas Hübscheres geben zu können; diese Kleinigkeit schick' ich Ihnen, damit Sie doch etwas haben, was Sie an mich und Ihr Versprechen erinnert. Das Gebet, von dem Sie, gutes Mädchen, wissen, lese ich täglich und schicke dieselben frommen Wünsche für Dich zum Himmel. Wenn Sie können, so schreiben Sie mir recht bald, aber ganz wie Sie denken. Adressieren Sie Ihren Brief nach Frankfurt unter meiner Adresse, wohnhaft im »Englischen Hofe«. Ich muß alle Augenblick das Papier wegwerfen, weil uns der Herzog stets überrascht und er uns auf das strengste verboten hat, nach Cöthen zu schreiben. Daher entschuldigen Sie es gewiß, liebes Philippinchen, daß ich meinen Brief so schlecht, und ganz ohne Stil schreibe, aber der mich umgebende Lärm ...

[Schluß fehlt.]

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