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Henriette Herz an Börne

Den 9. Juli 1803.

Adieu, mein guter Louis, sage ich Ihnen auf schriftlich lieber als mündlich; alle meine Gedanken waren Sie heute, ich dachte für Sie und in Ihnen. Wenn Sie den Punkt, auf welchem Sie jetzt stehen, so recht beherzigen wollten, so können Sie ein trefflicher Mensch werden, wenn nicht, so gehen Sie zugrunde, ohne einmal das Bewußtsein davon zu haben. Louis, man muß sich entweder umbringen oder alles sein, was man nach seinen Kräften sein kann, und hat man einmal den Mut zum ersten nicht, so muß man ihn zum andern haben, und es ist großer Genuß dabei.

Mit sehr gerührtem Herzen schwöre ich es Ihnen, daß mein Anteil an Sie nie aufhören wird, wenn Ihr Herz gut bleibt und weich und treu. An Ihrem Besserwerden wird mein Herz sich erfreuen, und wenn Sie Ihre Kräfte benutzen, so werden Sie besser, und ich werde Sie wiedersehen. Fangen Sie ein neues äußeres Leben an, und richten Sie es so ein, daß Sie durch Erbärmlichkeiten nicht leiden, worunter ich die zu großen Geldausgaben verstehe. Ich drücke Ihnen mit Wärme und Rührung die Hand. Was ich Ihnen sein wollte, als Sie bei mir waren, will ich Ihnen auch sein in jeder Fremde, nehmen Sie das an, mein lieber Louis, und wenden Sie in diesem Sinne sich immer so an mich, offen und frei ohne Rückhalt ...

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