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Die heroische Zeit

Napoleon an Josephine Beauharnais

Marmirolo, den 29. Messidor, 9 Uhr abends. [17. Juli 1796].

Ich erhalte soeben Deinen Brief, meine anbetungswürdige Freundin. Er hat mein Herz mit Freude erfüllt. Tausend Dank für die Mühe, die Du Dir genommen, um mich von Deinem Befinden zu benachrichtigen. Heute wird es Dir gewiß besser gehen, ja ich bin sicher, daß Du gesund bist. Ich rate Dir dringend, zu reiten; es wird nicht verfehlen, auf Deine Gesundheit wohltuend zu wirken.

Seit ich fern von Dir bin, war ich immer traurig. Glücklich bin ich nur in Deiner Nähe. Ich denke fortwährend im Geiste an Deine Küsse, Deine Tränen, Deine reizende Eifersucht, und der Zauber der unvergleichlichen Josephine entfacht immer von neuem die wildglühende Flamme meines Herzens und meiner Sinne. Wann werde ich endlich, frei von Sorgen und Geschäften, alle meine Zeit bei Dir verbringen können? Wann werde ich nichts anderes zu tun haben, als Dich zu lieben, an nichts anderes, als an das Glück zu denken, es Dir zu sagen und zu beweisen? Ich werde Dir Dein Pferd schicken, hoffe aber, daß Du mir bald Nachkommen kannst.

Vor einiger Zeit glaubte ich Dich zu lieben, aber seitdem ich Dich wiedergesehen habe, fühle ich, daß ich Dich noch tausendmal mehr liebe. Seitdem ich Dich kenne, bete ich Dich täglich mehr an; das beweist, wie falsch der Grundsatz La Bruyères ist: die Liebe kommt mit einem Male. Alles in der Natur geht seinen Gang und hat seine verschiedenen Grade der Steigerung. Ach! laß mich, ich bitte Dich, wenigstens einige Deiner Fehler sehen! Sei weniger schön, weniger anmutig, weniger zärtlich, weniger gut. Sei vor allem niemals eifersüchtig. Weine niemals. Deine Tränen bringen mich um alle Vernunft, sie regen mich auf. Glaube mir, es steht nicht mehr in meiner Macht, auch nur einen Gedanken zu haben, der nicht Dir gehört, eine Idee, die sich nicht mit Dir verbindet.

Ruhe Dich gut aus. Erhole Dich recht schnell. Komme bald zu mir, damit wir wenigstens, ehe wir sterben, sagen können: wir waren so viele Tage glücklich!

Bonaparte.

Verona, den 17. September 1796.

Ich schreibe Dir sehr oft, meine liebe Freundin; Du aber schreibst wenig. Du bist böse, häßlich und sehr häßlich, ebensosehr, als Du leichtsinnig bist. Das ist treulos, einen armen Ehemann, einen zärtlichen Liebhaber zu betrügen! Soll er denn seine Rechte verlieren, weil er entfernt ist und von Arbeit, Anstrengung und Kummer niedergedrückt wird? Was bleibt ihm auf der Erde ohne seine Josephine, ohne die Versicherung ihrer Liebe? Was sollte er da noch machen?

Wir haben gestern ein sehr blutiges Gefecht gehabt; der Feind hat viele Leute verloren und ist gänzlich geschlagen worden. Wir haben ihm die Vorstadt von Mantua genommen.

Leb' wohl, angebetete Josephine; in einer dieser Nächte werden die Türen sich lärmend öffnen wie vor einem Eifersüchtigen, und ich werde in Deinen Armen liegen. Tausend verliebte Küsse.

Den 6. November 1806.

Ich habe Deinen Brief erhalten, worin Du über das Böse, was ich von den Frauen sage, unwillig zu sein scheinst, und in der Tat, ich hasse die ränkesüchtigen Weiber mehr als alles. Ich bin an gute, sanfte, versöhnliche Frauen gewöhnt; die sind es, welche ich liebe. Wenn sie mich verdorben haben, so ist es nicht mein Fehler, sondern der Deinige. Übrigens wirst Du sehen, daß ich gegen eine, die sich gefühlvoll und gut gezeigt hat, auch sehr gut gewesen bin, nämlich gegen Frau von Hatzfeld. Als ich ihr den Brief ihres Mannes zeigte, sprach sie schluchzend, mit einem tiefen Gefühl und sehr natürlich: »Ach ja, das ist seine Hand!« Als sie las, drang ihr Ton mir in die Seele; sie dauerte mich. Ich sagte zu ihr: »Nun, Madame, werfen Sie diesen Brief ins Feuer; ich werde nicht mächtig genug mehr sein, um Ihren Mann bestrafen zu lassen.« Sie verbrannte den Brief und schien sehr glücklich zu sein. Ihr Mann ist seitdem ganz ruhig; zwei Stunden später, und er war verloren. Du siehst also, daß ich die guten, natürlichen und sanften Frauen liebe; das kommt aber daher, daß nur diese Dir gleichen.

Leb' wohl, meine Freundin; ich bin gesund.

Den 10. Mai 1807.

Ich erhalte Deinen Brief. Ich verstehe nicht, was Du von den Damen sagst, die mit mir ein Einverständnis haben sollen. Ich liebe nur meine kleine, gute, trotzköpfige, launenhafte Josephine, welche in alles, was sie tut, eine gewisse Anmut legt; denn sie ist immer liebenswürdig; ausgenommen, wenn sie eifersüchtig ist; denn alsdann wird sie ein wahrer Teufel. Kommen wir aber auf die Damen zurück! Wenn ich mich mit einer von ihnen beschäftigen sollte, so versichere ich Dich, daß sie wenigstens hübsche Rosenknospen sein müßten. Sind nun wohl die, von denen Du redest, in diesem Falle?

Ich wünsche, daß Du nie mit andern Personen speisest, als die bereits mit mir gespeist haben; dasselbe Verzeichnis wende auch für Deine Zirkel an und empfange nie Gesandte und Fremde vertraulich zu Malmaison.

Wenn Du anders handeltest, würdest Du mir sehr mißfallen. Kurz, laß Dich nicht zu sehr von Personen einnehmen, welche ich nicht kenne, und welche nicht zu Dir kommen würden, wenn ich zu Hause wäre.

Leb' wohl, meine Freundin!

Ganz der Deinige.

Den 7. Juli 1807.

Meine Freundin, die Königin von Preußen hat gestern bei mir gespeist. Ich hatte mich gegen sie zu verteidigen, weil sie mich veranlassen wollte, ihrem Gemahl noch mancherlei zu bewilligen; ich war aber galant und hielt mich an meine Politik. Sie ist sehr liebenswürdig. Ich würde Dir Einzelheiten erzählen, wenn ich es könnte, ohne sehr weitläufig zu sein. Wenn Du diesen Brief erhältst, ist wahrscheinlich der Friede mit Preußen und Rußland schon abgeschlossen und Hieronymus als König von Westfalen, mit einer Bevölkerung von drei Millionen Seelen, anerkannt. Diese Nachrichten sind für Dich allein.

Leb' wohl, meine Freundin; ich liebe Dich und will Dich zufrieden und heiter wissen.

*


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