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Charlotte von Kalb an Schiller

Mannheim, den 13. Mai [1785].

Gestern erhielt ich Ihren lieben, Ihren vortrefflichen Brief. Ich weiß nicht, soll ich mich mehr über Sie – oder Ihre Beständigkeit freu'n! Beides ist ja eins. Unsere Liebe – gehört zu den Eigenschaften unserer Seele – sie kann nur mit dieser zerstört werden – die Ewigkeit ist ihr Ziel! Der Glaube an Unsterblichkeit unsere Hoffnung.

Das wußte ich aus eigner Erfahrung, daß Ihnen die Welt das nicht sein würde, was Sie bescheiden genug von ihr forderten – auch ich täuschte mich einst! Von diesem Wahn bin ich zurückgekommen. Bis jetzt bin ich ihr eigentlich nichts – ich lebe – für wenige, den andern schwindet unbemerkt mein Dasein vorüber. – Aber ich weiß nun, wie schnell, und ich möchte beinahe sagen, despotisch ein hoher Grad von Geist – unbemerkt einen großen Haufen lenken und regieren kann – Geld und Rang erleichtert's freilich! Wenn's der Mühe lohnte – würd' ich auf der Bühne erscheinen – aber es ist, wie dort, auch hier, es lohnt sich der Mühe nicht.

Bester, guter Freund! wie unendlich oft bin ich bei diesen kleinen Blättchen verhindert worden. Die Anwesenheit der Kurfürstin von Bayern, alles Lärm, Leben und Feierlichkeiten, so das verursachte – der Aufenthalt der Frau v. Hutten ... alles dies hat mich so mannigfaltig zerstreut – die Gärung meiner Seele war zu heftig – zur freundlichsten Unterhaltung hätt' ich getaugt, nicht aber, um Ideen für einen andern faltig einigermaßen dem Papier zu vertrauen. Guter Schiller! Wie sehr freu' ich mich Ihrer jetzigen Existenz – Ihr Dasein fließt unter der Sorge Ihrer Freunde dahin. Sie erleichtern Ihnen die Ökonomie Ihrer Bedürfnisse! Verschwenden Sie ...

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