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Madame de Staël an Benjamin Constant

Den 1. Oktober 1804.

Lieber Freund! Freuen Sie sich für mich, wenn mich die Vorsehung vor Ihnen in die Gruft steigen läßt. Nach dem Tode meines Vaters könnte ich unmöglich noch den Ihren erdulden. Ich werde dem bewundernswerten, von Ihnen geliebten Manne nachfolgen und Sie dort mit einem Herzen erwarten, dem Gott vergeben wird, weil es viel geliebt hat. Bekümmern Sie sich um meine Kinder! In dem Briefe, den Sie ihnen zeigen sollen, fordere ich sie auf, in Ihnen einen Mann zu lieben, den ihre Mutter so sehr geliebt hat. Ach, dieses Wort »geliebt«, das unser Schicksal war, was bedeutet es im Jenseits! Meines Vaters Schöpfer ist ein gütiges Wesen. Beten Sie zu ihm, mein Freund, durch ihn steht der Tote mit dem Lebenden in Verbindung. Sie wissen, daß nach einem Abkommen zwischen uns ein von Herrn Fourcault für Frau von Nassau gekauftes Haus in der Rue de Mathurin uns beiden mit der Bedingung gehört, daß die Zinsen Ihnen und das Kapital nach Ihnen meiner Tochter gehören soll. Wenn Sie es lieber verkaufen wollen, so müssen Sie das Geld in einer von den Vormündern genehmigten Weise anlegen, doch die Zinsen bleiben Ihnen bis zu Ihrem Tode. Leben Sie wohl, lieber Benjamin, ich hoffe, daß Sie mir wenigstens nahe sein werden, wenn ich sterbe. Ach, ich habe meinem Vater nicht die Augen geschlossen, werden Sie die meinen schließen?

Necker Staël de Holstein.

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