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Schumann an Clara Wieck

Am 18. September 1837.

Die Unterhaltung mit Ihrem Vater war fürchterlich. Diese Kälte, dieser böse Wille, diese Verworrenheit, diese Widersprüche – er hat eine neue Art, zu vernichten, er stößt einem das Messer mit dem Griff in das Herz ...

Was denn nun, meine liebe Clara? Ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Gar nicht. Mein Verstand geht hier zunichte, und mit dem Gefühl ist ja vollends nichts anzufangen bei Ihrem Vater. Was denn nun, was denn nun? Vor allem waffnen Sie sich, und lassen Sie sich nicht einmal verkaufen ... Ich traue Ihnen, ach, von ganzem Herzen, und das erhält mich auch aufrecht – aber Sie werden sehr stark sein müssen, mehr als Sie ahnen. Hat Ihr Vater doch selbst die fürchterlichen Worte zu mir gesagt, ihn erschüttere nichts! Fürchten Sie alles von ihm; er wird Sie zwingen durch Gewalt, kann er es nicht durch List. Fürchten Sie alles!

Ich bin heute so tot, so erniedrigt, daß ich kaum einen schönen, guten Gedanken fassen kann; kleinmütig, daß ich Sie aufgäbe, bin ich nicht worden; aber so erbittert, so gekränkt in meinen heiligsten Gefühlen, so über einen Leisten geschlagen mit dem Gewöhnlichsten. Hätte ich nur ein Wort von Ihnen. Sie müssen mir sagen, was ich tun soll. Es wird sonst alles Spott und Hohn in mir, und ich gehe auf und davon. Sie nicht einmal sehen zu dürfen! Wir könnten es, sagte er, aber an einem dritten Ort, in aller Gegenwart, recht zum Spektakel für alle. Wie das alles so erkältend ist, so nagend! Auch schreiben dürften wir uns, wenn Sie reisen! Das war alles, was er bewilligte ...

Tröste mich, lieber Gott, daß er mich nicht in Verzweiflung untergehen läßt. Ich bin ausgerissen an der Wurzel meines Lebens.

*


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