Friedrich Hebbel
Gedichte
Friedrich Hebbel

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An den Künstler

        Ob du auch bilden magst, was unvergänglich
    Durch alle Zeiten wandeln soll und glänzen,
    Doch wird dich die, in der du lebst, nicht kränzen,
Sie wird dir trotzen, stumpf und unempfänglich.

Die Menschheit, schon an sich so unzulänglich,
    Kann sich in ihren enggesteckten Grenzen
    Nicht einmal aus dem Zauberquell ergänzen,
Der aus ihr selbst hervorbricht, überschwänglich.

Beklage es, doch einzig ihrethalben,
    Die mit dem Nicht-Genießen dies Verkennen
        Zu teuer büßt, und nimmer deinetwegen;

Denn, wollte sie dich gleich zum König salben,
    So würden dich die Zweifel nicht mehr brennen,
        Durch die du zahlst für aller Götter Segen.


Ein zweites.

        Und ob mich diese Zweifel brennen müssen?
    So rufst du aus und möchtest es verneinen,
    Auch mag der Frost dir unerträglich scheinen,
Der oft dich schüttelt bei der Muse Küssen.

Doch sprich: wenn deinen schöpfrischen Ergüssen,
    In denen alle Wonnen sich vereinen,
    Die Schmerzen fehlten, stünden nicht mit Weinen
Die Brüder fern so einzigen Genüssen?

Drum nimm sie hin, die Ungerechtigkeiten
    Der Welt, die dir die Lust des Daseins trüben
        Und bittern Zwiespalt in dir selbst erwecken.

Sie sind bestimmt, von Anbeginn der Zeiten,
    Die höhere Gerechtigkeit zu üben
        Und einen Zwiespalt größrer Art zu decken.

 


 


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