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Ewiger, der du in den Tiefen wohnest, Die der jüngst geborene Gedanke, Der, weil du allein Gedanken sendest, Kaum den Werg von dir zu mir durchmessen, Wenn er rückwärts blickt, nur schwindelnd nachmißt, Ewiger, vernimm in dieser Stunde Meines bang bewegten Herzens Flehen! Träumt vielleicht in einer niedern Hütte Also bet' ich, weil ich schmerzlich wünsche, |
Liegt einer schwer gefangen In öder Kerkernacht, So töt' er das Verlangen Nach Freiheit, wenn's erwacht. Wenn auch sein ernstes Streben Zuletzt das Ziel erringt, Wer gibt ihm Mut und Leben Zurück, die es verschlingt? Tritt er hinaus ins Freie Wie der Gedank' auch brenne, |
Alle Wunden hören auf zu bluten, Alle Schmerzen hören auf zu brennen, Doch, entkrochen seines Jammers Fluten, Kann der Mensch sich selbst nicht mehr erkennen, Mund und Auge sind ihm zugefroren, Selbst des Abgrunds Tiefe ist vergessen, Und ihm ist, als hätt' er nichts verloren, Aber auch, als hätt' er nichts besessen. Denn das ewige Gesetz, das waltet, Ja, ein Weh gibt's, das man nicht ertrüge, |
Schlafen, Schlafen, nichts als Schlafen! Kein Erwachen, keinen Traum! Jener Wehen, die mich trafen, Leisestes Erinnern kaum, Daß ich, wenn des Lebens Fülle Nieder klingt in meine Ruh, Nur noch tiefer mich verhülle, Fester zu die Augen tu'! |
Gott weiß, wie tief der Meeresgrund, Gott weiß, wie tief die Wunde ist! Auf ewig schließ' ich drum den Mund, Ich werde dadurch nicht gesund, Daß, die sie schlug, sie auch ermißt. Doch sie, die Welt, die das verbrach, |
Natur, du kannst mich nicht vernichten, Weil es dich selbst vernichten heißt, Du kannst auf kein Atom verzichten, Das einmal mit im Weltall kreist. Du mußt sie alle wieder wecken, Natur, ich will dich nicht beschwören, Ich will nicht in die Luft zerfließen, Ob der in einer Krone gaukle, Er wird bei tausend Festestänzen, Erst, wenn ich mich erwachend dehne, |
Und mußt du denn, trotz Kraft und Mut, An jedem Dorn dich ritzen, So hüt' dich nur, mit deinem Blut Die Rosen zu bespritzen. |
Geht stumm an dir vorbei die Welt, So fühle stolz und andachtsvoll: Ich bin ein Kelch, für Gott bestellt, Der ihn allein erquicken soll! |
Es grüßt dich wohl ein Augenblick, Der ist so überschwellend voll, Als ob er dich mit sel'gem Glück Für alle Zukunft tränken soll. Du aber wehrst, eh' du's vermeinst, Uns dünkt die Freude Altarwein, |
Unergründlicher Schmerz! Knirscht' ich in vorigen Stunden: Jetzt, mit noch blutenden Wunden, Segnet und preist dich mein Herz. Alles Leben ist Raub; Nun ein heiliger Krieg! Tatst du in Qual und in Angst Greife ins All nun hinein! Nun versagen sie nichts, Ihm entlocke den Blitz, |
Den bängsten Traum begleitet Ein heimliches Gefühl, Daß alles nichts bedeutet, Und wär' uns noch so schwül. Da spielt in unser Weinen Ein Lächeln hold hinein, Ich aber möchte meinen, So sollt' es immer sein! |