Friedrich Hebbel
Gedichte
Friedrich Hebbel

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Horn und Flöte

            Tief in des Berges Grunde,
    Da ruhte das Metall,
In ödem Steingeklüfte,
    Taub, ohne Glanz und Schall.
Oft um des Berges Gipfel
    Hat dumpf der Sturm gerauscht,
Man hat in seinen Tiefen
    Gewässersturz erlauscht.

Fern an des Ganges Ufer,
    Da stand der Sandelbaum;
Die Sonne einsam drüber
    Im weiten Himmelsraum.
Goß die auf ihn hernieder
    Der Strahlen heiße Glut,
So kühlte ihn der Lotos
    Durch seiner Düfte Flut.

Man wagte sich hinunter
    Bis zu des Berges Herz
Und stahl mit keckem Finger
    Sein treu bewahrtes Erz.
Durch Feuer und durch Wasser
    Hat das den Weg gemacht,
Draus haben Menschenhände
    Ein Horn hervorgebracht.

Es haben gift'ge Winde
    Den edlen Baum entstellt,
Dann hat ein fleiß'ger Schiffer
    Ihn ganz und gar gefällt.
Ihn übers Meer zu führen,
    Hielt er ihn nicht zu schlecht,
Zur Flöte fand ein Meister
    Drauf einen Zweig gerecht.

Nun bläsest du die Flöte
    Und du das Horn zur Stund',
Und Horn und Flöte machen
    Mir manch Geheimnis kund.
Bald in des Berges Schoße
    Vermeine ich zu sein,
Und bald, mich zu ergehen
    In Indiens Sonnenschein.

 


 


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