Ferdinand Gregorovius
Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter
Ferdinand Gregorovius

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Ripa. Diese Region, von S. Angelo, längs des Tibers über den Aventin, bis zum Tor St. Paul, über den untern Coelius bis nach Porta S. Sebastiano reichend, hat sich unwesentlich verändert. Sie zerfällt noch in den kleineren bebauten und den größeren unbewohnten Teil. Jener reicht vom Platz Montanara und der Kirche S. Niccolò in Carcere bis zum Aventin. Nur wenige alte Familien, wie Pierleoni und Parenzii, wohnten dort. Die Umgebung der S. Maria in Cosmedin mit der uralten Via Greca, den beiden antiken Tempeln am Tiber und dem Turmrest des Nikolaus an der Brücke, hatte kaum ein anderes Aussehen als heute. Im XV. Jahrhundert wohnten in der dortigen Gegend, der verrufensten Roms, die öffentlichen Dirnen, so daß Blondus dieses Quartier ein zweites Asylum nannte. Ihre Schutzpatronin wird jene ägyptische Maria gewesen sein, erst eine Hetäre, dann eine Heilige, welche seltsamerweise in dem antiken Tempel der sogenannten Fortuna virilis verehrt wurde, und dieser galt damals für den Tempel der Pudicitia. Von den fünftausend öffentlichen Weibern, die man in Rom zur Zeit Innocenz' VIII. zählen wollte, wohnte nur die gemeinste Klasse dort wie in einem Ghetto; die höhere der Kurtisanen mit den pomphaften Renaissancenamen Julia, Silvia, Diana, Imperia, Fulvia, Olympia, Penthesilea schwelgte in schönen Häusern in den belebtesten Stadtteilen.

Am Aventin, wo der Bogen des Lentulus schon zerstört war, bedeckten Schutthaufen und Weingärten das antike Emporium. Das Bewußtsein von diesem großen Marmorlager der Kaiserzeit, welches man erst heute aufzugraben beginnt, war wohl schon erloschen, aber der Name Marmorata hatte sich stets erhalten, und die Stelle des Emporium blieb bekannt. Es stand sogar noch damals eine kleine Kirche S. Nicolai in Marmoratis, deren Stiftung in sehr alte Zeiten hinaufreichen mochte. Man sah um 1500 noch Reste der alten Arsenale, und noch im XVIII. Jahrhundert zeigte man sie in der Vigna Cesarini gegen den Testaccio hin.

Der Platz vor diesem Scherbenberge bis zur Stadtmauer und zu einem Turm am Fuß des Aventin wurde zu den Karnevalspielen benutzt. In die Stadtmauer war die Pyramide des Cestius eingeschlossen, und hier führte der Weg aus dem Tor St. Paul zwischen Weingärten zur Basilika, wie am heutigen Tag.

Der Aventin war wie jetzt verlassen; in zaubervoller Einsamkeit erhoben sich dort nur uralte Kirchen. Blondus nannte sie alle wohl erhalten. Außerdem sah man viele Ruinen in Gärten, und auch die Burg der Savelli lag in Trümmern.

Nach dem Palatin und Kapitol hin bot sich dem Blick nichts dar als die riesigen Ruinen der Caracallathermen, wo der Schutt noch die Flora, den farnesischen Herkules und den farnesischen Stier bedeckte. Der Raum des Circus Maximus war längst von jedem Gebäude entblößt. Gras und Schutt deckten dort den großen Obelisken.

Vom alten Velabrum war gleichfalls nichts mehr übrig, als was heute dort gesehen wird: der Janus Quadrifrons, der Bogen der Goldschmiede bei S. Giorgio und die Cloaca Maxima.

Auch das Aussehen der nach der Porta S. Sebastiano führenden Straße mit ihren alten Basiliken S. Sisto, Cesario, Nereo und Achilleo unterschied sich kaum von dem am heutigen Tag.

Geschlechter von Ripa: Arlotti. Barberii. Bastardella. Bartolommei. Buccabella. Carenzoni. Carosi. Cioffi. Corte. Fabbi. Ferrari. Filippi. Guidoleni. Guidoni. De Insula. Lannari. Martini. Mazzabufalo. Merciari. Palloni. Parenzi. Petrini. Pierleoni. Pleoni. Ricci. Rubei. Sabelli. Specchi. Stefanelli. Stimolati. Tari. Teoli. Trinci. Vallati. Velli.

Region Campitelli. Das Kapitol, der Palatin, das Forum und ein Teil des Coelius bilden diese Region, den Kern des alten Rom. Das Kapitol war auch im Mittelalter das politische Haupt der Römer, und nach der Stadtseite hin saß dort stets einige Bevölkerung. Die heutige Via di Aracoeli führte als Kapitolstraße vom Platz der Altieri zur großen Treppe, und diese wie die breite Fassade der Kirche boten den heutigen Anblick dar. Zum Kapitol ging man noch von der Seite des Severusbogen hinauf, aber Pfade führten auch über den verwilderten Abhang nach der Stadt zu. Noch dauerten einige Kirchen, die vom Markt den Namen trugen, wie St. Johannis und S. Blasii de Mercato an der Treppe von Aracoeli. Seit der Verlegung des Stadtmarkts erstarb jedoch das Leben auf dem Kapitolsplatze selbst. Hier standen in melancholischer Einsamkeit nur zwei unansehnliche Gebäude, das alte Gemeindehaus oder der Palast des Senators, welchen Sixtus IV. erneuert hatte und der von Nikolaus V. erbaute Palast der Konservatoren mit einem Säulenporticus. In ihm wie auf dem Platze selbst waren Altertümer aufgestellt. Die Stelle des heutigen Museum nahm der Garten des Klosters Aracoeli ein, und dort stand ein kleiner Obelisk. Weinberge und Trümmer bedeckten das ganze Lokal, wo heute der Palast Caffarelli steht. Ziegen kletterten um den tarpejischen Fels, den Monte Caprino, und der ganze Berg mit zahlreichen Ruinen von Säulen, Portiken und Mauern zwischen Weingärten, kleinen Häusern und einigen engen Gassen bot ein unbeschreibliches Schauspiel der Versunkenheit dar. Vom tarpejischen Felsen sah Blondus ein gewaltiges Stück niederstürzen. Diese Rupes Tarpeja, die uralte Richtstätte Roms, diente auch im Mittelalter als Hinrichtungsort. An einem Löwen von Basalt in ihrer Nähe empfingen die Verbrecher die Sentenz, und Frevler niedern Grades pflegte man rittlings auf diesen Löwen zu setzen, eine Mitra auf dem Kopf und das Gesicht mit Honig beschmiert. Im Jahre 1488 wurde die Hinrichtungsstätte auf den Platz vor die Engelsbrücke verlegt.

Um den kapitolischen Hügel standen von alten Kirchen noch einige, die heute verschwunden sind, so Salvatore in Maximis gegen die Montanara hin und Salvatore in aerario oder in Statera bei S. Omobuono und dem Hospital der Consolazione. Der Anbau war hier noch sehr gering. Nach dem Forum zu sah man kaum mehr Tempeltrümmer als heute. Weil aber der dortige Fahrweg noch nicht angelegt war, bot auch diese Seite unter dem Tabularium noch den Anblick einer großen Ruinenwelt dar. Der halbverschüttete Bogen des Severus trug noch den kleinen Glockenturm der hinter ihm stehenden Kirche Sergius und Bacchus. Bei St. Martina mündete wie jetzt die Salita di Marforio, wo seit uralten Zeiten dem mamertinischen Gefängnis gegenüber die Statue des Marforio lag. Maffeo Vegio erklärte ihren schon längst gebräuchlichen Namen durch Martis Forum. Wahrscheinlich aber erhielt sie ihn, wie die Gruppe des Pasquino, von irgendeinem Römer, der dort gewohnt haben mag. Wenigstens nennt eine Inschrift den Personennamen Marfoli gerade in jener Gegend von S. Adriano. Die Figur stellt einen Flußgott dar, der im augusteischen Forum mochte aufgestellt gewesen sein. Die römische Satire legte auch ihr seit dem XV. Jahrhundert Epigramme in den Mund, und so wurde dieser Marforio der Zwillingsbruder Pasquinos. Beide unterreden sich miteinander, der eine auf dem Schutte des Kapitol, der andere auf dem Stadium des Domitian. Zwei verstümmelte Marmorbilder des Altertums sind also die Repräsentanten der öffentlichen Meinung Roms; sie geißeln in Maskenfreiheit selbst die Päpste und ihre Regierung. Sie sagen, was niemand zu sagen wagt. Auf die witzigen Zwiegespräche dieser antiken Gestalten beschränkte sich seit dem XVI. Jahrhundert bis auf den Fall der Papstgewalt die Freiheit der parlamentarischen Rede und der Presse der Römer.

Der Anblick des Forum war im Jahre 1500 ein weit anderer als heute, wenn auch dort dieselben Kirchen und Trümmer standen und aus dem erhöhten Boden wie jetzt nur noch die drei Säulen bei S. Maria Liberatrice und die des Phokas anfragten. Aber Häuser standen auf dem Forum selbst bis gegen den Titusbogen hin. Vor dem Porticus des Faustina-Tempels, in welchem sich noch die Kirche S. Lorenzo in Miranda kapellenartig verlor, stand ein Turm, die Turris Pallara, worin wahrscheinlich der Arcus Fabianus verwandelt worden war, und dort ward Zoll von Vieh erhoben. Denn der Viehmarkt hatte sich daselbst eingerichtet. Auf dem Campo Vaccino, wie nun dieses versunkene Theater der römischen Weltherrschaft hieß, und dort, wo die Antiquare das alte Comitium suchten, verkaufte man Schweine, worüber Blondus in Worte schmerzlicher Entrüstung ausbrach. Schon hatten sich am Bogen des Severus bis zum Tempel der Faustina Handwerker angesiedelt, welche zweirädrige Karren und Holzjoche für Ochsen machten; und dieses ländliche Geschäft wird dort noch am heutigen Tage emsig fortbetrieben.

Trümmerstürze füllten den Raum des sogenannten Friedenstempels, worin noch die letzte der prachtvollen Säulen aufrecht stand – sie steht heute vor S. Maria Maggiore. – Vom Tempel der Venus und Roma lagen schon alle Granitsäulen zerbrochen und mit Schutt bedeckt. Den halbversunkenen und turmartig überbauten Bogen des Titus stützte nur das Klostergebäude der S. Maria Nuova (Francesca Romana), welches sich unmittelbar an ihn anlehnte. Aber er diente noch zum Durchgange. Hinter ihm stand die Turris Cartularia, der Rest der Festung der Frangipani, welche auch in Ruinen lag.

Wer kann die großartige Trümmerwelt des damaligen Palatin schildern? Um das Jahr 1500 war er der Irrgarten Roms, worin der Philosoph und Dichter zwischen riesigen Ruinen in einem Dickicht vom Schlinggewächs und Ölbäumen umherwandern und über die Nichtigkeit aller Erdengröße nachsinnen konnte. Als Blondus dort umherging, wie vor ihm Cola di Rienzo, und in der Stille dieser Trümmer nichts hörte als das Säuseln des Windes in den Halmen, das Gezirp der Grille und das melancholische Blöken weidender Schafe, fragte er, was man wohl vom übrigen Rom denken solle, wenn selbst diese große Kaiserresidenz in namenlose Wildnis versunken sei.

Kein Hügel Roms war so ganz verödet wie dieser Sitz cäsarischer Weltgebieter. Ihre umgestürzten Marmorpaläste hatten Namen und Gestalt verloren, gleich denen der Könige Babylons und der Pyramidenbauer. Nichts stand mehr auf dem Palatin als eine kleine altersgraue Kirche, S. Andrea in Pallara, die an das alte Palladium erinnerte und worin man das Grab der Päpstin Johanna sehen wollte. Dort fand noch Blondus zwei prachtvolle Marmortüren aufrecht, die schönsten in ganz Rom. Der Kardinal Domenico Capranica hatte daselbst einen Weinberg; und überhaupt war diese Familie in den Besitz der Ruinen des Palazzo maggiore gelangt, welche ehemals dem Kloster St. Gregor gehört hatten. Die Gärten der Capranica waren demnach die Vorgänger der farnesischen. Die Kunstschätze des Palatin hatte man längst hinweggeraubt; nur hie und da traten noch Wände mit schönen Freskobildern auf pompejanischem Rot hervor. Die Bauten der Kaiser waren namenlose Schuttmassen; nur vom Septizonium des Severus stand noch ein schöner Rest von drei Säulenreihen übereinander. Die Forschung reinigt und sondert heute die palatinischen Trümmer; sie bereichert die wissenschaftliche Kenntnis und fördert sogar noch eine spärliche Nachlese alter Kunstschätze an den Tag, aber sie vernichtet zugleich für immer die Poesie der mittelalterlichen Ruinenwelt.

Es gibt noch jetzt um den Palatin her einige Stellen, wo diese zauberische Verlassenheit durch Ausgrabungen noch nicht gestört ist: so das stille und tiefe Tal bei S. Giorgio in Velabro und das Lokal von S. Teodoro und von S. Anastasia. Doch hat dort der Anbau der Straße diese Gegend schon sehr verändert. Im XV. Jahrhundert dauerte noch die Cannapara fort, welche einer Straße den Namen gab. Zwischen dem Palatin und Colosseum sah man noch einige Häuser. Der wie durch ein Wunder erhaltene Triumphbogen Constantins lag verschüttet, und Häuser waren an ihn angebaut. Ringsumher Wildnis der Natur bis zum Coelius hin und zum Colosseum, von welchem Mauermassen, Felsstücken ähnlich, niedergestürzt lagen. Noch standen am Colosseum die Reste des Palasts der Annibaldi, der jetzt zum Ankleidezimmer für die Schauspieler bei den Passionsspielen diente, und einige kleine Kirchen. Am Rest der Meta Sudans vorüber führte zum Lateran die Via Papalis, auf welcher der Papst seinen Krönungszug fortsetzte.

Auch der Coelius ist noch eine der Stellen Roms, wo der Hauch mythischer Einsamkeit die Seele geheimnisvoll umweht. In der duftigen Wildnis seiner Gärten standen wie jetzt die uralten Kirchen Gregorius, Johannes und Paulus, Maria in Domnica, Stefano Rotondo, Tommaso in Formis. Nur von der claudischen Wasserleitung waren noch viel mehr Bogenreihen aufrecht geblieben. Die Straße Caput Africae, heute Santi Quattro Coronati, scheint am Ende des XV. Jahrhunderts schon ihren Namen verloren gehabt zu haben.

Weiterhin gegen das Tor St. Sebastian lag altersgrau und wankend die Basilika S. Giovanni a Porta Latina, doch diente dieses Tor selbst noch dem Gebrauch. Ringsum breitete sich eine von Trümmern, Grabmälern und noch unentdeckten Kolumbarien erfüllte Gartenwildnis aus, wie am heutigen Tag.

Geschlechter von Campitelli: Acorari. Albertoni. Alberteschi. Alexii. Bacchini. Baffi. Beccaluna. Bovi. Buccabella. Capizucchi. Cerrotini. Clarelli. Corsi. Crapolo. Cristofori. Delfini. Fara. Felici. Ficozzi. Filipuzzi. Graziani. Gregorii. Lentuli. Mammoli. Marroni. Margani. Mattei. De Mercato. Monaldeschi. Novelli. Numoli. Paolelli. Petruzzi. Persona. Ponziani. Salomoni. De Sanctis. Sarti. Siconcelli. Sinibaldi. Sordi. Stefanelli. Tartari. Teoderini. Tignosini. Trasi. Vari. Vasci. Vincenzi.

Campo Marzo. Von Ponte bis zur Porta del Popolo und zur Pinciana reichend, umfaßt diese Region die ganze Tiefebene am Tiber. Sie war gegen das Innere der Stadt hin schon angebaut, aber zwischen dem Tiber und Pincio noch feldartig. Der Weg, welcher vom spanischen Platz durch den Corso nach der Scrofa geht, war im ersten Entstehen; im XVI. Jahrhundert hieß er Via Trinitatis. Die Scrofa, so genannt von einem schon damals eingemauerten Bildwerk einer Sau, führte bereits nach der Ripetta längs des Flusses und die unterwärts ganz lückenhafte Via Flaminia auf den Platz del Popolo. Im bewohnten Kern des Marsfeldes standen einige alte Kirchen, das Nonnenkloster Gregors von Nazianz, seit 1564 S. Maria del Campo Marzo genannt, S. Niccolò de' Prefetti und S. Ivo, die Kirche der Bretagner. Unweit der Scrofa erhob sich das neugegründete Hospital der Portugiesen, Sant Antonio. An der Via Sistinia, welche zur Engelsbrücke führte, lag S. Lucia Quatuor Portarum oder della Pinta neben einem noch heute erhaltenen Turm der Flußmauern. Der Platz, wo sich die beiden Straßen trafen, heute Nicosia, führte damals einen andern Namen. Er wird so von einem Palast des Aldobrandino Orsini, Erzbischof von Nicosia genannt, eines Sohnes des berühmten Grafen Nicolaus von Pitigliano.

Die Via della Ripetta ging zu dem kleinen, schon seit Jahrhunderten bestehenden Tiberhafen, wo Barken Zoll bezahlten. Hier begann das neu entstehende sixtinische Viertel; denn Sixtus IV. hatte dort um das Grabmal des Augustus geflüchtete Sklavonier angesiedelt. Man nannte deshalb jenes Gebiet la Schiavonía. Schon war das sklavonische Hospital S. Girolamo errichtet, schon wurde im Jahre 1500 an der Kirche S. Rocco gebaut. Wahrscheinlich brauchte man für sie noch Reste vom Mausoleum des Augustus: aber schon Blondus sah von diesem nur einen einzigen Stützbogen aufrecht stehen. Auf dem Schutthaufen wuchs Gras und weidete Vieh, doch am Anfang des XVI. Jahrhunderts legten dort die Soderini einen schönen Garten an. Zwei zerbrochene Obelisken lagen dort, der eine unter Ruinen begraben, der andere mitten auf dem Wege in einer Vigna der Bufali. Denn Weinberge nahmen den ganzen Raum bis zum Platz del Popolo und zum Tiber ein.

Auf der andern Seite des Mausoleum stand das einzige größere Gebäude dieser Strecke der Via Flaminia, das Hospital S. Giacomo in Agosta, die Stiftung des Kardinals Jacopo Colonna vom Jahre 1338. Die heutige Hospitalkirche war noch nicht gebaut. Auf dem Lokal, wo sich jetzt S. Carlo erhebt, stand zwischen Weingärten die Kapelle S. Niccolò del Tufo. Sixtus IV. schenkte sie im Jahre 1471 den Lombarden zur Stiftung ihres Hospitals S. Ambrosio, welches noch dauert und mit S. Carlo verbunden ist. Da Lombarden zahlreich im Marsfeld und bis S. Eustachio hin wohnten, wurde eine Straße von ihnen Via Longobarda genannt; sie entsprach der heutigen Via delle Colonne und führte gegen die Via Trinitatis.

Der Platz del Popolo, jetzt einer der schönsten der Welt, war noch feldartig. Dort, wo die Via Flaminia in ihn mündete, lag der Rest einer antiken Grabpyramide, vom Volk das Grab der Mutter Neros, von den Antiquaren des Marcellus genannt. Erst Paul III. ließ diese Meta abbrechen. Vom Pincio herab zogen sich Weinberge, aber der Neubau der S. Maria an der Stadtmauer begann schon, dem Platz Bedeutung zu geben. Das Tor del Popolo war bereits das lebhafteste Roms. Man begann dort Häuser zu bauen. Im Hause de Cinquinis druckten vorübergehend die ersten deutschen Drucker.

Wenn man sich mitten auf dem Platz mit dem Gesicht gegen den Corso stellte, so blickte man schon in die drei Straßen, doch diese waren in ihrem unteren Teil nur Landwegen zwischen Gärten gleich. Die heutige Straße del Babuino war nur erst hie und da mit kleinen Häusern besetzt. Die untere Ripetta hieß Via del Popolo. Der jetzige spanische Platz war ein Feld, auf dessen Mitte einige Häuser standen.

Den Pincio bedeckten Gebüsche, die wilden Nachschößlinge der lukullischen und domitischen Gärten, und sie zogen sich tief herab. Um das Jahr 1500 entstand die Kirche S. Trinità, das Denkmal Karls VIII. von Frankreich. Hinter ihr stand an der Stadtmauer der Rest eines kleinen Monuments runder Form, ähnlich dem Pantheon, wie überhaupt damals noch viele und große Trümmer der Villa des Lukull und der Bauten der Pincier unter Gärten zu Tage standen. Nahe den Stadtmauern lag die sehr alte Kirche St. Felix in Pincis. Die Porta Pinciana diente noch dem Verkehr, aber das ganze angrenzende Viertel, welches jetzt von Straßen, Palästen und weltberühmten Villen eingenommen wird, war eine trümmervolle Wildnis.

Geschlechter von Campo Marzo: Advocati. Affolati. Amati. Baroncelli. Bonjanni. Capranica. Cecchini. Ciotto. Ciuffoli. Collari. Guadagnolo. Lelli Cecchi. Leoni. Leonardi. Macari. Nari. Normanni. Pasci. Patrizzi. Pezutelli. Ricci. Rini. Risii. De Roma. Rosolini. Rufini. Silvestri. Spagnoli. Specchi. Trincia. Vari.

Colonna. Die Region, deren Wahrzeichen die Säule Marc Aurels ist, umfaßte auch einen Teil des Pincio bis zur Porta Salara, und auch dieses einst glänzende Gebiet der sallustischen Gärten war noch unbebaut. Man zeigte daselbst einen Ort Gyrolus, wo ein alter Obelisk zerbrochen lag. Vignen und Pflanzungen bedeckten den heutigen Platz Barberini und den ganzen Abhang bis nach S. Silvestro in Capite, wo zur Zeit Eugens IV. alles versumpft war. Noch traten Bogenreihen der Aqua Virgo zu Tage. Die Via Flaminia machte auch hier die wahre Grenze des städtischen Anbaues; denn diesseits derselben lag nur eine namhafte Kirche, jenes alte Kloster S. Silvestro in Capite, um welches her sich erst eine sparsame Bevölkerung angesiedelt hatte. Jenseits aber standen zwei Hauptkirchen dieser Region: S. Lorenzo in Lucina und S. Maria in Aquiro. Jene war im XV. Jahrhundert erneuert und ein großer Palast (heute Fiano) neben ihr gebaut worden. Der dortige Platz hieß wie heute Platea sancti Laurentii in Lucina. Nahe daran stand der Triumphbogen des Marc Aurel, vom Volk Trofoli und später del Portogallo genannt, vielleicht weil der Kardinal Costa von Lissabon in dem nahen Palast wohnte, den er schöner ausgeschmückt hatte. Im hohen Mittelalter hieß derselbe Bogen tres faccicelas. Er gab noch im XV. Jahrhundert einer Straße den Namen: contrata arcus de trofoli.

Nach S. Maria in Aquiro wurde schon der Platz benannt, worauf der Palast Capranica steht. Den Monte Citorio oder Acceptabili nahmen Gärten, aber auch schon Häuser ein, und dort wohnte Flavius Blondus. Auch der Platz um die große Säule hatte ein anderes Aussehen; er war von unansehnlichen Häusern verengt und unregelmäßig umfaßt. Aber das ganze Mittelalter hindurch stand die herrliche Säule frei, wodurch sie erhalten wurde. Ihr Postament war halb im Boden begraben, die unteren Teile zeigten starke Beschädigung durch anprallendes Fuhrwerk. Noch lagen in ihrem Bezirk einige Kirchen mit dem Zunamen ad Columnam oder de Colonna, wie S. Lucia und S. Andrea.

Eine Gasse führte vom Platz Colonna zur Piazza di Pietra, welche damals Platea Presbyterorum genannt wurde, und wo noch der schöne Säulenporticus von einem Prachtbau der Antonine erhalten ist. Der Name Pietra entstand entweder aus der Menge von Marmorfragmenten, die man hier fand, oder vielleicht richtiger aus dem Worte Preti, das ist Presbyteri. Damals lag auf ihm die Kirche S. Stefano in Trullo, die in einem antiken Kuppelgebäude errichtet war.

Geschlechter von Colonna: Accorarii. Alberini. Alli. Alzatelli. Andreozzi. Antiochia. Arlotti. Battaglieri. Bartoli. Boccacci. Bonazzi. Buccapaduli. Bufalini. Bubali de Cancellariis. Buzi. Carosi. Capona. Capoccini. Capranica. De Casalibus. Cefoli. Ceretani. Cimini. Creszenci. Gracchi. Jacobi. Jordanesci. Juliani. Juvancolini. Malabranca. Mancini. Marcellini. Mei. Miccinelli. Morlupi. Natoli. Normanni. Palosci. Palumbi. Renzi. Roccoli. Romani. Roncione. Rufini. Sbonia. Signorili. Simei. Sorici. Stefanelli. Stefaneschi. Spanocchi. Surdi. Tedallini. Tosetti. Treiofani. Tuzi. Valerani. Vanozzi. Vari. Veneramieri. Vulgamini.

Trevi. Heute liegt in dieser Region, welche von der Porta Salara und Nomentana bis zum obern Corso reicht, ein Teil des modernsten Rom; aber im Jahre 1500 bestanden die Viertel vom Platz Barberini bis zum Brunnen Trevi noch nicht, und nur der Bezirk um Santi Apostoli war seit alters bevölkert. Er hieß noch immer Via Lata. Der Apostel-Platz ( Platea Apostolorum) hatte auf der einen Seite die von den Rovere erneuerte Kirche mit dem Klosterpalast und dem Palast der Colonna, auf der andern Langseite kleinere Gebäude. Hier wohnten auch die Cibò. Seitwärts nach der Pilotta wohnten die Muti Papazurri auf dem Lokal des Palasts dieses Namens. Weiterhin bis zum Corso und über Trevi hinaus stehen jetzt ganz moderne Viertel. Noch dauern einige alte Kirchen fort: Marcello am Corso, S. Maria in Via, Niccolò in Arcione, die von den Bogen der Aqua Virgo ihren Zunamen führt, und S. Maria in Trivio, auch in Synodo und dei Crociferi oder in Fornica genannt und von der Legende Belisar zugeschrieben. Sie und die kleine Kirche St. Anastasius waren um das Jahr 1500 die einzigen, welche in der Nähe des Platzes Trevi standen. Nikolaus V. und Sixtus IV. hatten die Ausmündung der Aqua Virgo mit einem Wasserkastell geschmückt, und dies war der bescheidene Vorgänger des heutigen großartigen Brunnenwerks. Es scheint, daß Brunnen, Platz und die ganze Region ihren Namen von den sich dort kreuzenden Wegen erhielten. Einen Ort vor dem Brunnenkastell nannte man Lo Treglio, und dort suchten die Antiquare den Lacus Juturnae. Seit sich die Wasserleitung daselbst ergoß, entstand neues Leben ringsumher, doch war am Ende des XV. Jahrhunderts das dortige Gebiet erst im Werden begriffen. Am Anfange des XVI. Jahrhunderts entstand in der Nähe des Brunnens Trevi der erste prächtige Palast mit Garten, welchen der Konsistorialadvokat Bartholomaeus de Dossis aufführen ließ.

Geschlechter von Trevi: Amadei. Benivoli. Bonsignori. Buccamazzi. Calvi. Capogalli. Cola Lelli. Cola Sabbe. Diotejuti. Frajapani. Griffoni. Lalli. Mancini. Mazallini. Martini. Muti Papazurri. Dello Nero. Normanni. Oderici. Orlandini. Pazzi. Rosa. Schinardi. Taschi. Tedallini. Valentini. Venectini.

Monti. Diese größte Region trägt ihren Namen von den nordöstlichen Hügeln der Stadt. Ein Teil des Coelius, der Viminal und Esquilin und der Quirinal liegen in ihrem Bezirk. Die Mauern mit den Toren S. Giovanni, Maggiore und Lorenzo begrenzen sie, und nach der Stadt hin reicht sie zum Forum und über den Platz der Colonna Trajana nach dem Corso hinab. Bis heute ist diese Region im Verhältnis zu ihrer Ausdehnung die am mindesten bevölkerte geblieben. Ihre Höhen gegen die Stadtmauer hin werden durch Gärten ausgefüllt von solcher Größe, daß sich noch ein zweites Rom dort niederlassen könnte. Nur wo die Hügel zum Forum absteigen, saß stets eine dichte Bevölkerung, zumal im Tal der Subura. Uralte Kirchen bildeten im ganzen Viertel die Mittelpunkte seines Lebens.

Wir gehen vom Colosseum zum Lateran durch die Via Maggiore jener Zeit, welche an ihrem unteren Ende Via Papale hieß. Sie ging nicht wie jetzt gerade fort, sondern in Krümmungen und führte bei S. Clemente durch einen Bogen der Claudia. Seit dem XIV. Jahrhundert bemühte sich der römische Magistrat, diese Straße zu bevölkern. Er stellte sie unter die Gerichtsbarkeit der Brüderschaft des Salvator ad Sancta Sanctorum. Aber dieses Bemühen war fruchtlos. Weil die Päpste nach dem Vatikan übersiedelten, konnte keine lateranische Papststadt mehr entstehen.

Wenn man vom Colosseum aufwärts ging, kam man in dessen unmittelbarer Nähe zuerst an das Hospital S. Giacomo (heute ein Heuschuppen) und zu den Häusern der Annibaldi; dann an das sogenannte Haus der Papessa Johanna, wo die fabelhafte Bildsäule an die seltsamste der Sagen des Papsttums erinnerte. Es folgte die uralte Basilika S. Clemente; sodann hatte man zur Rechten die Kapelle S. Maria Imperatrice (an der Villa Campana). Wo der Weg auf den Lateranischen Platz mündete, stand das große Hospital. Der Platz selbst war ungepflastert und feldartig. Zertrümmerte Türme des Mittelalters und noch größere Reste der Aqua Claudia erhoben sich dort. Die Taufkapelle bot kein anderes Aussehen dar als heute, aber der Lateran selbst hatte nicht seine jetzige Gestalt. Die Fassade der alten Kirche mit drei gotischen Fenstern und dem Bilde des Heilands unter dem Dach hatte vor sich einen Porticus von sechs Säulen. Der an sie anstoßende Palast war eine unregelmäßige Masse von Gebäuden, die bis zum Triclinium Leos reichten und mit der Kapelle Sancta Sanctorum zusammenhingen. Vor dem Palast stand die von Sixtus IV. neu aufgestellte Reiterfigur Marc Aurels. An der Stadtmauer hatte Eugen IV. ein neues Kloster aufgebaut. Statt des heutigen Tores dauerte noch die alte Asinaria mit zwei Türmen fort.

Der Raum zwischen S. Giovanni und Santa Croce wurde von Gärten eingenommen, zwischen denen nur ein Feldweg zu dieser alten Kirche führte. Das ganze Gebiet umher war Wildnis. Selbst zur S. Maria Maggiore führte nur ein Pfad an S. Pietro und Marcellino und vielen Trümmern vorüber und zur Kirche S. Matteo, von wo ab der Weg breiter ward und Merulana hieß. Die jetzige Straße von S. Croce nach S. Maria Maggiore bestand noch nicht. In diesem Gebiet liegen noch heute in zauberischer Einsamkeit verlassene Kirchen oder Monumente, das Amphitheatrum Castrense, das Nymphaeum Alexanders, die sogenannten Thermen des Cajus und Lucius (i Galluzzi, Minerva Medica), S. Bibiana, das Wasserkastell, worin damals noch die sogenannten Trophäen des Marius standen; nahe dabei S. Eusebio und gegenüber S. Giuliano; in der Nähe die Sixtinische Kapelle S. Vito am Bogen des Gallienus.

Das prätorianische Lager zeigte wohl wenig mehr Reste als heute; aber die Thermen Diokletians auf dem Viminal bestanden noch in größeren Massen. Die herrlichen Räume, worin später S. Maria degli Angeli entstand, hatten noch ihre aufrechtstehenden Säulen und Reste der Wandbekleidung, und noch dauerte dort die Basilika St. Cyriacus in Thermis fort. Auch der kleine antike Rundbau, jetzt S. Bernardo, lag noch frei und unbenutzt. Auf diesem Punkt, wo die Straße zum Nomentanischen Tor, der damaligen Porta di S. Agnese, fortgeht, stand am Rande der sallustischen Gärten S. Susanna, aber neben ihr noch nicht S. Maria della Vittoria. Der trümmervolle Abhang dahinter hieß il Sallustrico. Hier war die Grenze der Region nach Trevi hin, und bis zum heutigen Palast Barberini zeigte sich ein kaum erst entstehender Anbau.

Auf dem Esquilin bildete S. Maria Maggiore den Kern einer Bevölkerung, doch erst Sixtus V. zog von jener Basilika bis zum Pincio die gerade Straße fort. Vorher führten dahin nur Landwege zwischen Mauern und Vignen. Das ganze Viertel um S. Maria Maggiore war noch schwach bevölkert. Die große Basilika mit ihrer mosaizierten Fassade über einem Säulenporticus umgab meist noch ländliche Verwilderung. Sie galt zur Zeit des Andreas Fulvius als die schönste Kirche Roms. Ein päpstlicher Palast lehnte sich ihr an. Seitwärts standen die alten Hospitalkirchen S. Antonio mit dem cosmatischen Portal, tiefer unten S. Prassede, woneben der Kardinal Antoniotto Pallavicini einen Palast aufgeführt hatte. Der Haupteingang von S. Prassede befand sich noch unterwärts in der Straße, wo noch das alte Vestibulum fortdauert.

Diese Straße führte in die Tiefe der Subura zu einem stark bevölkerten Viertel, während sie links von den verödeten Carinen begrenzt ward; und noch heute ist dort der Anbau sehr spärlich. Hier standen die alten Kirchen S. Martino, S. Lucia in Selce oder in Orphea, weiterhin S. Pietro in Vincoli; hinter ihnen eine ländliche Wildnis mit den Überresten der Thermen des Trajan und des Titus, zumal den Sette Sale, wo die Gruppe des Laokoon noch verschüttet lag. Diese Ruinen der »Sette Sale« nannte man damals capocie oder capaces.

Das Gebiet um S. Martino nach der Straße herab war übrigens schon im hohen Mittelalter bevölkert; dort stehen noch die Reste der Türme der Capocci. S. Pietro in Vincoli mit Kloster und Palast hatten die Rovere neu gebaut, aber rings um diese alte Basilika der Eudoxia lag eine trümmervolle Öde. Noch bestand weder das Kloster der Armenier, noch der schloßartige Bau bei S. Francesco di Paola. Nur der noch dauernde Turm, dessen Name unbekannt ist, stand dort, und die Cesarini hatten daselbst Gärten und einen Palast, welcher mit Altertümern, namentlich mit Kaiserbüsten erfüllt war. Nichts gleicht auch heute dem Reiz der Einsamkeit auf jener Höhe von S. Pietro in Vincoli, und wenige Stellen Roms überraschen so durch die Originalität der architektonischen Gestalt ringsumher, zumal wenn man durch das dunkle Bogentor nach der Subura absteigt.

Die Subura, heute die Fortsetzung der Via di S. Lucia in Selce, zeigt noch manches Gebäude des Mittelalters; sie beschränkte sich jedoch nicht auf die Strecke, welche gegenwärtig so genannt wird, sondern sie gab seit langen Zeiten einer ganzen Gegend den Namen. Mitten auf ihr stand ein Turm, die Turris Secura oder Sebura, die erst zur Zeit des Andreas Fulvius abgetragen wurde. Es gab damals noch die Kirchen S. Petri et Marcellini de Sebura, Salvator alle tre Immagini in Subura, Bartholomaeus, Sergius und Bacchus und Apuleius in Subura. Das Viertel Monti bewohnte ein eigenartiges Volk mit eigenem Dialekt, und von den Römern so unterschieden wie das Volk Trasteveres. Noch heute glaubt man sich in einer ganz andern Stadt als in Rom zu befinden, wenn man jene menschenöden Straßen durchzieht, wo altertümliche Kirchen stehen, Pudentiana, Vitale, Santa Maria dei Monte, Lorenzo in Paneperna, und Sant' Agata in Subura, einst eine Kirche der arianischen Goten. Noch im XVI. Jahrhundert lag dort ein uralter Brunnen, von der berühmten Römerin Proba Puteus Dominae Probae genannt. Schon lange hieß eine dortige Straße Borgo S. Agata. Man begann in dieser schönen und stillen Gegend Villen anzulegen; denn die Kardinäle Federigo Sanseverino und Giovanni Medici besaßen nahe bei S. Agata Gärten, wohl die Vorgänger der Villa Aldobrandini. Ein Ort gegen den Aufgang zu S. Pietro in Vincoli hin, im Altertum Busta Gallica genannt, hieß im Munde des Volks Portogallo, und so nannte man auch eine Straße und mehrere Kirchen.

Gleich still und fremdartig war der Quirinal. Diesen klassischen Hügel, der erst unter Pius IX. durch die Anlage der neuen Treppe verunstaltet worden ist, bedeckten noch zum großen Teil Olivenhaine, Weinberge und gewaltige Trümmer. Einzelne Bauten des Mittelalters erhoben sich daselbst, wie das Kloster S. Sisto und Domenico, und ihm gegenüber der Milizenturm, in dessen Nähe noch S. Salvatore de Militia stand. Auf die Hochfläche des Quirinal führte die Via Cornelii, seit uralten Zeiten von den Corneliern so genannt, zu den Thermen Constantins. Deren noch große Trümmermassen erhoben sich auf dem Raum, wo heute der Palast Rospigliosi steht. Hier standen seit Jahrhunderten wie durch ein Wunder erhalten die beiden Rossebändiger, jene sagenhaften Caballi Marmorei des Mittelalters oder das Opus Phidiae, welche einst dem ganzen Viertel und einem Adelsgeschlecht ihren Namen gaben, und von denen noch heute der Quirinal Monte Cavallo heißt. Sie waren damals stark beschädigt und durch Aufmauerung gestützt. In ihrer Nähe standen noch in den Trümmern einer Halle drei Statuen Constantins, die heute über der Kapitolstreppe stehen, ferner die zwei liegenden Flußgötter, welche Michelangelo an der Treppe des Senatorenpalasts aufstellen ließ. Man hielt sie wunderlicherweise für Bacchus und Saturn.

Den Thermen gegenüber, im heutigen Garten Colonna, erhob sich noch der schöne Rest des Sonnentempels Aurelians, wovon heute nur ein kolossales Fragment am Boden liegt; die Colonna hatten ihn turmartig mit Zinnen versehen. Er bildete damals noch eine stehende Tempelecke und hieß la Mesa oder il Frontispizio di Nerone. Man hielt dieses Monument für den Turm des Mäzen, auf welchem der zitherspielende Nero dem Brande Roms zugesehen habe. Überhaupt verlegten dorthin die Antiquare die Gärten Mäzens und die Wohnung Virgils. Der Kardinal Prospero Colonna hatte sich daselbst einen Garten und Lustsitz angelegt. Die Reste der Bauten Aurelians waren noch im XVI. Jahrhundert dort sehr groß: um die päpstlichen Ställe anzulegen, ließ noch Innocenz XIII. große Mauern davon mit Pulver sprengen.

Die gesunde Luft, die entzückende Stille, die geheimnisvolle Trümmerwelt mit ihren virgilischen Traditionen luden namentlich Philosophen und Gelehrte zum Wohnen auf dem Quirinal ein. An der Straße der Cornelier oder der Caballi standen die Häuser des Pomponius Laetus und des Platina, später auch des Laskaris, und hier versammelte sich die römische Akademie. Weiter hinauf über den Abhängen nach Trevi hin besaß der Kardinal Oliviero Caraffa ein schönes Gartenhaus, worin er wie Pomponius Inschriften sammelte. Ein quirinalisches Landhaus legte sich auch der Kardinal Stefano Ferreri (1502–1530) an, und neben ihm glänzte die Villa des Ulisse von Fano durch ihre schönen Anlagen. Gärten und jene Villa Caraffas standen dort, wo seit Gregor XIII. der große quirinalische Palast mit seinen Nebengebäuden entstand. Von Kirchen gab es auf dem Quirinal nur kleine und wenige, S. Andrea de Caballo, Saturninus in Caballo, Salvator de Corneliis.

Die heutige gerade Straße vom Quirinal bis zur Porta Pia legte erst Pius IV. an, welcher das alte Nomentanische Tor abtragen ließ. Um das Jahr 1500 führte jene Straße, der Rest der Alta Semita, unregelmäßig zwischen Hecken und Mauern nach dem Tore S. Agnese.

Vom Quirinal stieg man auf der Via Magnanapoli zum Forum Trajanum hinab, neben noch mächtigen Überresten der sogenannten Bäder des Etemilius Paulus, welche noch nicht vollkommen überbaut waren. Dieses Forum lag schon dreißig Fuß tief verschüttet; die herrliche Säule war bis über ihr Postament zugedeckt. Die prachtvollen Gebäude Trajans und Hadrians waren namenlose Schutthaufen, aus denen hie und da Trümmer hervorragten. Im Jahre 1494 fand man dort das Fußgestell der Statue des Dichters Claudian, und dieses erwarb der hochbeglückte Pomponius Laetus. Kleine Kirchen standen neben und auf dem Forum, so S. Maria in Carleo, die erst zu unserer Zeit abgebrochen wurde, S. Urbano, welche noch dauert, die im Jahre 1812 zerstörten Klosterkirchen S. Eufemia und Spirito Santo. St. Nikolaus an der Säule scheint um das Jahr 1500 schon untergegangen gewesen zu sein, aber die kleine Kirche S. Andrea dauerte noch mit dem Zunamen de Biberatica, welchen auch eine Straße trug. Etwa in der Mitte des Forum stand der Turm der Foschi de Berta, eines alten germanischen Geschlechts.

Auf der Via di S. Maria in Carleo oder Spolia Christi ging man zu den Trümmern des Forum des Nerva, und diese waren damals noch sehr groß. Denn noch standen vor dem halbversunkenen Reste des Porticus, welcher le Colonnacce oder Tempio di Pallade genannt wird, größere Ruinen eines Tempels, die das Volk seltsamerweise Arca di Noë nannte. Dort lag eine von den Annibaldi gestiftete Kirche S. Maria de Arca Noë, und auch der Platz davor hieß noch im XV. Jahrhundert Platea Arca Noë. Auch der Eingangsbogen des Nervaforum stand noch aufrecht und hieß Aurea. Diese Monumente ließ erst Paul V. abtragen. Das Forum des Augustus mit seiner schwarzen Umfassungsmauer mochte kaum von seiner heutigen Gestalt verschieden gewesen sein, doch war es versumpft; man gab dem Durchgangsbogen neben den Resten des Marstempels den Namen Arco de' Pantani. Von ihm gelangte man zur alten Kirche S. Quirico und zum Turm der Conti, welcher damals höher war als heute. Dieser gab schon längst der Straße den Namen.

In die Tempeltrümmer des Forum des Augustus war im XIV. Jahrhundert das Kloster Annunziata hineingebaut worden, welches die Stelle einer alten Kirche S. Basilio oder in scala mortuorum einnahm; und von dort stieg man zu dem Palast der Conti (heute del Grillo) wieder nach dem Quirinal hinauf.

Vom Forum Trajanum führten wie heute Wege zur Salita di Marforio und nach S. Marco. Dort sah man noch den Rest des Bogens der fleischernen Hand (Manus Carneae) aufrecht stehen, worin die Antiquare den Palast der Corvini zu finden glaubten. Eine andere Straße führte vom Forum zur Platea Apostolorum, aber noch standen dort nicht die beiden Kuppelkirchen, sondern wohl nur unansehnliche Häuser, neben denen die Türme der Colonna, zum Schutz ihres dortigen Palasts, aufragten.

Geschlechter von Monti: Acorari. Annibaldi. Angilelli. Amadeschi. Arcioni. Buonsignori. Cagnoni. Calvi. Capocci. Capogalli. Capomastri. Carboni. Carari. Cenci. Cerroni. Colejanni. Colonna. Conti. Corradi. Dammari. del Forno. Fusci de Berta. Graziani. Grifonetti. Infessura. Iperini. Lalli. Lupelli. Luzi. Macarozzi. Maccaroni. Mancini. Mantaca. Marcellini. Masci. Migni. Mei. Negri. Nisci. Novelli. Palelli. Palocchi. Paparoni. Particappa. Pedacchia. Petrucci. Pirroni. Ponziani. Portii. dello Preite. Primicerii. Rossi. Salvati. Satolli. Scutti. Silvestri. Sinibaldi. Stefani. Subbatari. Surdi. Tartari. Tasca. Valentini. Venectini. Venturini.

Zu den literarischen Urkunden der Topographie Roms, aus welchen wesentlich die Schilderung der Stadt um 1500 entworfen ist, gesellte sich im XV. Jahrhundert auch eine Reihe von bildlichen Plänen. Es ist bemerkt worden, daß der erste uns heute bekannte Stadtplan dem XIII. Jahrhundert, der Zeit Innocenz' III., angehört; um 1270 machte sodann Cimabue auf einem Bilde in S. Francesco zu Assisi die merkwürdige Ansicht von Rom, welche heute die älteste mit einem bestimmbaren Datum ist. Das XIV. Jahrhundert ist durch das schöne symbolische Bild Roms auf der Goldbulle Ludwigs des Bayern vertreten. Mit der Renaissance erwachte das Bedürfnis graphischer Darstellung der Stadt von neuem; die antiquarischen Studien zur Zeit des Cyriacus, des Blondus und des Leon Battista Alberti förderten mächtig die Ikonographie der Stadt Rom. Während Künstler die Monumente vermaßen, entwarfen andere Stadtpläne, worin sie jene, sowohl antike als christliche, bildlich aufzeichneten. Mit ihnen stattete man Kosmographien oder Weltchroniken aus. Handschriften des Dittamondo von Fazio degli Uberti und der Kosmographie des Ptolemäus aus dem XV. Jahrhundert enthalten Pläne Roms; ein andrer gehört zu einer in Miniatur gemalten Weltchronik des Mailänders Leonardo da Basozzo vom ersten Drittel desselben Säkulum. Maler stellten auch in Fresko Rom dar, so Taddeo di Bartolo um 1414 in einer Kapelle des Stadthauses zu Siena und Benozzo Gozzoli um 1465 zu S. Agostino in S. Giminiano.

In diesen Ikonographien herrscht noch das antiquarische Prinzip des XIII. und XIV. Jahrhunderts vor, denn ihr Zweck ist, die Hauptcharaktere des antiken und christlichen Rom planmäßig darzustellen; die Monumente werden daher isoliert, und auf den Komplex der Stadt selbst mit ihren Straßenvierteln und Häusermassen wird keine Rücksicht genommen. Erst gegen das Ende des XV. und im Beginn des folgenden Jahrhunderts entstand auch das Panorama Roms aus der Vogelperspektive. Ein Plan dieser Art findet sich in der Chronik des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel, die im Jahre 1493 gedruckt ist. In großem Maßstabe in Tempera ausgeführt, ist der bewundernswürdige figurierte Plan Roms auf Leinwand, welchen das Stadtmuseum Mantuas besitzt; er ist zwischen 1490 und 1538 gemacht worden, wahrscheinlich nach einem Plan, welcher der Schule des Leon Battista Alberti angehört.


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