Ferdinand Gregorovius
Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter
Ferdinand Gregorovius

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Siebentes Kapitel

1. Restauration des päpstlichen Regiments und des Adels. Cola in der Engelsburg, geächtet und auf der Flucht. Die Kompanie des Herzogs Werner. Anagni wird zerstört. Anarchie in Rom. Der schwarze Tod. Das Jubeljahr 1350. Der Kardinal Annibaldo. Pilgerzüge: Wüster Zustand der Stadt. Ludwig von Ungarn; Petrarca in Rom.

Der Abzug des Tribuns vom Kapitol war den Aristokraten so unerwartet, daß sie erst nach drei Tagen sich in die führerlose Stadt wagten. Es ehrt den Heldensinn des greisen Colonna, daß er an seinen Feinden keine Rache nahm; die bürgerlichen Ordnungen Colas wurden nicht umgestoßen, seine Verwandten nicht verfolgt, die Engelsburg, wo er sich im Schutze der Orsini befand, nicht angegriffen. Alsbald hielt Bertrand de Deus seinen Einzug in die Stadt, von der er im Namen der Kirche Besitz nahm. Er hob alle Dekrete des Tribuns auf, stellte die alte Regierungsform wieder her und machte Bertold Orsini und Luca Savelli zu Senatoren. Luca vertrat die Partei der Colonna, denn Stefan nahm die Last des Senats nicht mehr auf sich. Der niedergebeugte Greis stand am Grabe seines Sohnes und Enkels; von seinem ruhmvollen Geschlecht war bald keiner mehr übrig als Stefanello, der junge Sohn des erschlagenen Stefan. Er selbst verschwand aus der Geschichte der Stadt, in welcher er mehr als ein halbes Jahrhundert lang eine so hervorragende Stelle eingenommen hatte; wahrscheinlich starb er im Jahre 1348.

Nachdem der Legat das städtische Regiment geordnet hatte, kehrte er nach Montefiascone zurück, lud hier Cola als Ketzer und Rebell vor sein Tribunal und ächtete ihn. In denselben Prozeß wurden die eifrigsten Anhänger des Tribuns gezogen, wie Cecco Mancini, sein Kanzler. Aber die plötzliche Gewalt vermochte nicht die aufgeregte Stadt zu beruhigen, wo die demokratischen Leidenschaften im tiefen Strome gingen, die Freunde Colas noch zahlreich waren, der Adel nur in Trümmern wieder erschien. Der Extribun selbst war bald nach seinem Falle nach Civitavecchia gegangen, dessen Burg sein Neffe Conte Mancini noch befehligte; als aber dieselbe an den Legaten übergegangen war, hatte er sich wieder in die Engelsburg zurückgezogen. Kaum wußte man, wo er sich befand. Die neuen Senatoren ließen ihn am Kapitol kopfniederwärts abmalen; er antwortete ihnen aus seinem Versteck nach gewohnter Art; denn eines Tags sah man an der Kirche Santa Maddalena bei der Engelsburg einen Engel abgebildet, welcher Schlangen, Drachen und Löwen mit Füßen trat. Doch dies Gleichnis wirkte nicht mehr. Cola erkannte, daß seine Zeit für jetzt vorüber sei; er fürchtete die Arglist der Orsini, welche ihn unter guten Bedingungen nach Avignon auszuliefern gedachten, wie der Graf Fazio von Pisa den Gegenpapst an Johann XXII. verkauft hatte. Als er vernahm, daß der König von Ungarn am 24. Januar siegreich in Neapel eingezogen sei, entwich er am Anfange des März aus Rom und begab sich unter vielen Gefahren in jenes Königreich, wo er bei seinem Verbündeten Schutz zu finden hoffte. Der Papst forderte alsbald die Auslieferung des Flüchtlings vom Könige Ludwig. Nur Gerüchte sprachen von Colas Schicksalen und Aufenthalt. Es hieß, daß er mit ungarischen Truppen nach Rom zurückkehren wolle und sich mit der großen Kompanie in Verbindung gesetzt habe.

Diese furchtbare Soldbande befehligte Werner von Urslingen, ein Enkel der Herzöge von Spoleto, schon längst die Geißel italienischer Landschaften. In die Dienste Ludwigs von Ungarn getreten und von ihm in Neapel entlassen, hatte er aus deutschen Kriegsknechten und andern Abenteurern eine Kompanie von 3000 Mann gebildet und mit ihr einen Raubzug nach Latium angetreten. Die Bürger Anagnis erschlugen seine Boten, welche mit frechem Übermut Abkaufssummen verlangten, und Werner erschien alsbald vor der unglücklichen Vaterstadt Bonifatius' VIII., erstürmte ihre Mauern, metzelte ihre Einwohner nieder, plünderte und verbrannte sie. Mit diesem Frevel begann auch im Kirchenstaat die schreckliche Zeit der wandernden Soldatenkompanien ohne Vaterland und ohne Religion; denn ihre Heimat war das augenblickliche Lager, ihre Gottheit das Glück und ihr Recht das Schwert. Das ganz zerrüttete Königreich Neapel, welches seit uralten Zeiten von Briganten schwärmte, wurde die Pflanzschule für diese räuberischen Condottieri; dort bildeten sich alle deutschen Bandenführer von Namen aus, Werner, Konrad Wolf, der Graf von Landau, der Graf Sprech und Bongarden. Das Blutbad in Anagni konnte jetzt die Italiener belehren, daß die Ideen des flüchtigen Tribuns groß und patriotisch gewesen waren; denn die nationale Eidgenossenschaft, welche er gefordert hatte, würde den Einbruch fremder Soldknechte verhindert haben. Der Herzog Werner machte jetzt Rom zittern. Wenn dieses furchtbare Bandenhaupt sich der Stadt bemächtigt hätte, so würde er wohl den frevelhaften Spruch wahr gemacht haben, der auf seinem Waffenrock zu lesen stand: »Ich bin Herzog Werner, Führer der großen Kompanie, der Feind Gottes, des Mitleids und Erbarmens.« Es blieb ihr für diesmal die Beschimpfung erspart, in die Hände einer Soldbande zu fallen; denn Werner zog aus Latium hinweg. Die römischen Milizen versperrten ihm den Durchzug nach Toskana, und hier schlossen die Städte die erste Liga wider diese Kompanie, welche bald darauf in die Dienste der Kirche trat.

Die Hoffnung Colas auf den Ungarnkönig schlug fehl; denn für Ludwig war Rom wertlos, und er selbst kehrte schon vier Monate nach seinem Einzuge in Neapel in sein Land zurück, aus Furcht vor der in Süditalien wütenden Pest. Während nun der Extribun in den Abruzzen wanderte, verfolgten ihn die Bannbullen der Kirche. Der Papst befahl seinem Legaten, sich mit Perugia, Florenz und Siena zu verbünden, um die Pläne Colas zur Rückkehr zu vereiteln; als er am Ende des Jahres 1348 Bertrand abberief, bestätigte der neue Kardinallegat Annibaldo vom Grafenhaus Ceccano alle wider Cola erlassenen Sentenzen und tat ihn als Ketzer in die Acht. Aber der unglückliche Flüchtling hatte eine Genugtuung: dies war die wildeste Anarchie, in welche die Stadt zurückfiel, nachdem sie unter seinem Regiment Frieden und Ordnung genossen hatte. Uneinigkeit herrschte im Adel wie im Volk; Geschlechterkrieg drinnen und draußen; Raub und Frevel auf allen Straßen. Weil sich die neuen Senatoren unfähig gezeigt hatten, befahl der Papst, einen Nichtrömer zum Senator zu machen. Ob dies geschah, ist ungewiß, denn so groß war nach der Flucht Colas die Verwirrung, daß die städtischen Ereignisse während mehr als eines Jahres dunkel geblieben sind. Das Jahr 1348 war freilich furchtbar durch den schwarzen Tod, welcher Italien und das Abendland mit unerhörter Wut verheerte. Alle Chronisten jener Zeit haben die Schrecken dieser Pest geschildert, und Boccaccio hat ihre Erinnerung in der Einleitung seiner Novellen verewigt. Auf gewohntem Wege war sie vom Orient durch genuesische Schiffe im Herbst 1347 nach Italien gebracht worden, und hier waren ihre durch keine Abwehr beschränkten Verwüstungen grenzenlos. In Siena und seinem Gebiet starben mehr als 80 000 Menschen; in Pisa täglich 500; in Florenz von fünf Menschen drei; in Bologna begrub man zwei Dritteile der Bevölkerung. Die Folgen waren völlige Umwandlung der Vermögensverhältnisse in allen Orten, welche die Pest entvölkert hatte, Steigerung aller Preise und Arbeitslöhne, empfindlicher Mangel, endloser Streit um das Eigentum, Sittenlosigkeit und Schwelgerei und plötzliche Veränderung der Lebensformen. Die Lockerung der bisher gewohnten Bande der Gesellschaft wirkte nachteilig auf den bürgerlichen Geist in den Republiken, und die Pest des Jahres 1348 schwächte diese vielleicht mehr als die Tyrannis und das Freibeuterwesen, deren Verbündete sie war.

Das Schweigen der Chronisten lehrt, daß Rom weniger litt als andere Städte, doch wurde die Stadt nicht ganz verschont, denn noch heute dauert hier das Denkmal jener Pest, die Marmortreppe von Aracoeli, welche im Oktober 1348 erbaut wurde. Sie sollte die Gläubigen zu jener Kirche emporführen, wo das Bildnis der Jungfrau verwahrt wird, welchem die Römer die Befreiung von der Seuche auch diesmal, wie schon vor Jahrhunderten, zuschrieben. Wiederholtes Erdbeben vermehrte in vielen Städten Italiens das namenlose Elend. Am 9. und 10. September wurde auch Rom so heftig erschüttert, daß die Bewohner ihre Häuser verließen und wochenlang in Zelten lebten; die Basilika der zwölf Apostel stürzte ein; der Giebel des Lateran fiel nieder; St. Paul ward in einen Trümmerhaufen verwandelt; der berühmte Turm der Milizen stürzte bis zur Hälfte herab; der Turm Conti erlitt starke Beschädigung, und das Colosseum wie andere antike Bauwerke werden nicht verschont geblieben sein.

Alle diese Schrecken regten die Völker auf und steigerten ihr Verlangen nach dem Sündenablaß des Jubeljahrs: denn dies erschien ihrer verdüsterten Phantasie wie die Reinigung der Welt von dämonischen Einflüssen. Zum Ersatz für das pomphafte Schauspiel der weltherrlichen Majestät der ewigen Stadt, welches der Tribun den Römern eben erst gegeben hatte, bot ihnen jetzt der Papst das Schauspiel der abendländischen Wallfahrt, und dieses brachte ihnen die Größe der Kirche wieder vor Augen, indem es sie zugleich über die Nichtigkeit ihrer Träume mit reellen Gewinsten tröstete. Nach dem Sturze Colas gab es für den Papst in Wahrheit kein besseres Mittel, sich Roms zu versichern, als das Jubiläum. Weil der Pilgerzudrang ein festes Regiment, Sicherheit der Straßen und Fülle des Markts zur Pflicht machte, so ernannte er Gerald de Ventodur aus Limoges, Herrn von Denzenat, zum außerordentlichen Senator für das ganze Jahr. Zu Jubiläumskardinälen bevollmächtigte er Annibaldo von Ceccano und Guido von Boulogne sur Mer.

Seit Weihnachten 1349 bedeckten sich die Straßen Italiens mit Pilgerzügen. Die Menge der Gasthäuser war unzureichend. Oft lagerten ganze Scharen im Nachtfrost um angezündete Feuer. Wenn die Angabe des Matteo Villani, daß die Anzahl der Pilger zur Fastenzeit in Rom eine Million und 200 000 betragen habe, unglaublich erscheinen muß, so mag doch die mittlere Zahl von 5000 Menschen, welche täglich die Stadt betraten und verließen, der Wahrheit nahe kommen. Rom selbst war ein einziges Gasthaus und jeder Hausbesitzer ein Wirt. Wie immer gab es Mangel an Heu, Stroh, Holz, Fischen und Gemüsen, doch Überfluß an Fleisch. Man klagte über die Habsucht der Römer, welche die Einfuhr von Wein und Korn untersagten, um die Preise zu steigern. Die verarmte Stadt aber wurde durch das Geld des Abendlandes wieder für einige Jahre reich.

Es gab unter den Pilgern noch manche, welche im Jubeljahr 1300 in Rom gewesen waren; sie konnten jetzt Betrachtungen über den Wechsel anstellen, den hier ein halbes Jahrhundert hervorgebracht hatte. Damals hatten sie den letzten großartigen Papst der weltgebietenden Kirche gesehen und von der Loge des Lateran seinen Segen empfangen; jetzt war kein Papst mehr in Rom, denn der Heilige Stuhl stand schon fast fünfzig Jahre lang in einem Winkel Frankreichs; die Hauptperson bei diesem Sühnefest fehlte und machte dasselbe unvollständig. Wenn die Pilger ihren Wallfahrtsweg von 11 Millien Länge zu den drei großen Basiliken nahmen, so mußten sie erschrecken, diese in Ruinen zu finden. Sankt Peter war verödet und vernachlässigt, St. Paul eben erst durch das Erdbeben zerstört, der Lateran verfallen; in wüsten Straßen zahllose Spuren des Bürgerkriegs, zertrümmerte Paläste, umgestürzte Türme; verwitterte Monumente mit abgerissenen Marmorsteinen; auf totenstillen Hügeln vor Alter fallende Kirchen, dachlos, ohne Priester; ausgestorbene Klöster, in deren Höfen Gras wuchs und Ziegen weideten. »Die Häuser liegen nieder, die Mauern fallen, die Tempel stürzen, die Heiligtümer gehen unter, die Gesetze werden mit Füßen getreten. Der Lateran liegt am Boden, und die Mutter aller Kirchen steht ohne Dach dem Winde und Regen offen. Die heiligen Wohnungen St. Peters und Pauls wanken, und was eben der Tempel der Apostel war, ist ein gestaltloser Trümmerhaufen, selbst steinerne Herzen zum Mitleid rührend.« So rief Petrarca aus, als er die Stadt im Herbst 1350 wiedersah. Die Spinne wob ihr Netz über das verwitterte Rom, wie in den Tagen des Hieronymus.

Die Pilger mochte wenigstens eins trösten, daß sie alle von der Legende geheiligten Stätten und alle im Abendland verehrten Reliquien noch wiederfanden. Von diesen hatte damals keine mehr Ruf als das Schweißtuch der Veronika. Die Chronisten schweigen von dem einst weltberühmten Bildnis des Salvator im Lateran, aber sie bemerken, daß jenes Tuch ( il santo Sudario) den Pilgern an jedem Sonn- und Festtage im St. Peter gezeigt wurde, unter so großem Andrange, daß Menschen dabei erstickt wurden. Obwohl kein Chronist mehr von Priestern spricht, die in St. Paul oder St. Peter Geld zusammenschaufelten, so flossen doch reichliche Opfergaben, wovon ein Teil den Kirchen, ein anderer dem Papst zufiel, der damit Soldaten für seinen Krieg in der Romagna werben konnte.

Als Jubiläumskardinal saß im Vatikan Annibaldo mit einem Schwarm von Prälaten und Schreibern, welche dort ihre Kanzleien errichtet hatten. Man hat Mühe, sich das Gewühl der Menschen, den Andrang der Ablaßsuchenden und die Tätigkeit bei der Ausfertigung massenhafter Indulgenzen vorzustellen. Den Vatikan bestürmten zu jeder Stunde Bittsteller jeder Art und Nation und Tausende von solchen, welche die Lossprechung vom Bann begehrten. Der Kardinal war die wichtigste Person in Rom; er setzte Beamte ein und ab, verkaufte, versprach und verweigerte Sündenerlasse und beleidigte durch hochfahrendes Wesen die noch freiheitstrunkenen und durch Überfluß ausgelassenen Römer. Sie verspotteten die Abkunft des schielenden Prälaten von einem Campagnageschlecht, und noch heute blickt man in Rom selbst auf den vornehmsten Landadel nur mit Geringschätzung herab. Die Anhänger des Extribuns erregten Unruhen. Ein Kamel, welches der Kardinal im Hof des Vatikans hielt, gab die kindische Veranlassung zu einem Sturm des Pöbels auf den Palast. Der beleidigte Legat rief aus: daß der Papst in Rom niemals Gebieter, kaum ein Erzpriester sein könne. Er setzte die Wallfahrtszeit zu einer Woche herab, und dies steigerte die Erbitterung. Im Mai verließ der zweite Legat die Stadt, tief erschreckt über die unbezähmbare Wildheit der Römer. »Um Frieden in Rom zu schaffen«, so sagte der Kardinal Guido, »müßte man die ganze Stadt niederreißen und sie dann neu auferbauen.« Der Legat Annibaldo blieb mit Zittern und Zagen, von den Römern mit dem Tode bedroht. Das Bild eines Kardinalvikars, der von seiner Wallfahrt schreckenbleich umkehrt, den roten Hut von dem Pfeil eines Meuchelmörders durchbohrt, zeichnet die Zustände Roms besser, als der längste Bericht der Geschichtschreiber es vermag. Als Annibaldo eines Tags nach St. Paul in Prozession einherzog, schoß man auf ihn aus einem Fenster bei S. Lorenzo in Piscibus. Sein Gefolge stürzte sich in das Haus, doch man fand nur die Schießgewehre, nicht die Täter. Der Kardinal wagte sich fortan in die Straßen nur mit einem Eisenhelm unter dem Hut und einem Panzer unter seinem Rock; er ließ Verdächtige einziehen und foltern; er verhängte eine neue Achterklärung gegen Cola und dessen Anhänger, denen er den Frevel zuschrieb, und belegte Rom für acht Tage mit dem Interdikt. Im Juli verließ er die Stadt, um sich als Legat nach Neapel zu begeben; er starb unterwegs, wie man sagte, im Wein vergiftet.

Rom blieb jetzt unter dem geistlichen Regiment des Vikars Ponzio Perotti von Orvieto und der weltlichen Regierung der Senatoren Petrus Colonna von Genazzano und Johann Orsini.

Im Herbst vermehrten sich die Pilgerzüge. Viele vornehme Herren und Frauen kamen; auch der nach Apulien zurückgekehrte König Ludwig von Ungarn nahm den Ablaß, um dann Italien für immer zu verlassen, wo er mit seinen Gegnern Waffenstillstand geschlossen hatte. Auch Petrarca erschien zum fünftenmal in Rom. Hier trat ihm keiner seiner Freunde vom erlauchten Haus Colonna mehr entgegen. Er betrachtete mit Schmerz den ausgestorbenen Palast bei den Santi Apostoli und mit Beschämung das Kapitol, die Szene seiner Krönung, die jetzt verlassene Bühne, wo sein idealer Held so prachtvoll geglänzt hatte, um dann so schimpflich herabzusteigen. Wo war jetzt Cola di Rienzo, der große Tribun? Wenn neugierige Pilger nach diesem Menschen fragten, von dem die Kunde nur eben noch so Wunderbares berichtet hatte, so sagte man ihnen, daß er in den Abruzzen als Einsiedler trauere oder über Meer zum Grabe des Heilands gezogen sei. Andere redeten geheimnisvoll, daß man ihn in der Stadt gesehen habe, wo er verkleidet einhergehe, gleich jenem einst von Bonifatius VIII. verbannten Agapitus Colonna, dessen unglücklicher Sohn Petrus in der schrecklichen Adelsschlacht gefallen war.


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