Ferdinand Gregorovius
Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter
Ferdinand Gregorovius

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4. Die Malerei in Rom. Ihr Wiederaufschwung durch fremde Künstler. Masaccio. Gentile da Fabriano. Fra Giovanni da Fiesole. Benozzo Gozzoli. Tätigkeit der Maler unter Sixtus IV. Melozzo da Forli. Die Malereien in der Sixtinischen Kapelle. Perugino. Mantegna. Filippino Lippi. Pinturicchio.

Die Entwicklung der Malerei in Rom während der Renaissance entspricht durchaus jener der Bildhauerkunst. Seit Pietro Cavallini war sie so tief verfallen, daß sie nichts Bemerkenswertes mehr erschuf, ehe Martin V. die ersten fremden Meister nach Rom berief. Aber auch im ganzen XV. Jahrhundert erhob sich hier kein einheimisches Talent bedeutenden Ranges. Es waren nur Künstler aus den Schulen Umbriens, Toskanas und Oberitaliens, welche die größeren Aufträge der Päpste und Kardinäle ausführten. Sie schmückten die Kirchen mit Wandgemälden, deren Kunst sich seit Masaccio so neu und großartig in Florenz entfaltete. Diese Fresken eines realistischen und dramatischen Stils traten an die Stelle der Mosaik, deren Epoche abgeblüht war. Leider sind die Malereien der frühesten neuitalienischen Kunst in Rom meist untergegangen, darunter Werke von hohem Wert.

Schon Masaccio, der Zeit- und Sinnesgenosse der Reformatoren der Bildhauerkunst, wurde von Martin V. aus Florenz nach Rom berufen. Man schreibt ihm die Fresken einer Kapelle in S. Clemente zu, welche Szenen aus dem Leben der Heiligen Katharina darstellen. Sie sind heute das älteste Denkmal der Renaissance-Malerei in Rom, aber stark übermalt. Die Tätigkeit Masaccios in der Stadt ist gewiß, doch sein Aufenthalt hier ist dunkel; keiner seiner Landsleute, deren Umgang er sicherlich genoß, nicht Poggio noch Leonardo Bruni, gedenken seiner, und noch hatte der große Künstler nicht die Fresken in der Kapelle Brancacci zu Florenz gemalt, die ihm die Unsterblichkeit sicherten. Er malte zu Rom auch Tafelbilder in Tempera, welche alle verloren gingen. Vasari und Michelangelo bewunderten noch ein solches in S. Maria Maggiore, worauf Martin V. und der Kaiser Sigismund abgebildet waren, und schon die bloße Erwähnung dieser Porträtfiguren zeigt das Eindringen des realistischen Sinnes in die Malerei jener Zeit.

Auch Gentile von Fabriano und Pisanello von Verona, sein Gehilfe, führten unter Martin V. seit 1427 Fresken im Lateran aus. Der erste malte in S. Francesca Romana Gemälde, welche Michelangelo sah und dem Namen des glänzenden Meisters entsprechend fand. Lange zuvor hatte der große flandrische Maler Rogier van der Weyden im Jahr 1450 die herrlichen Wandgemälde Gentiles im Lateran, aus dem Leben des Täufers Johannes als die schönsten Meisterwerke Italiens bewundert. Pisanello vollendete dieselben im Februar 1432; sie gingen leider sehr schnell durch Feuchtigkeit unter.

Unter Eugen IV. kam Fra Giovanni da Fiesole nach Rom. Jene kleine toskanische Stadt schmückte sich in derselben Zeit mit dem Ruhm zweier Künstler ersten Ranges, des Beato Angelico und des Bildhauers Mino, welche beide mit ihren Werken auch Rom verherrlicht haben. In jedem von ihnen lebte das gleiche Gefühl für Anmut und zarte Form, aber in dem Maler Fiesole steigerte sich die seelenvolle Empfindung zu so tiefer religiöser Inbrunst, daß man in ihm die Verklärung Giottos gesehen hat. Er malte noch einmal mit paradiesischen Farben den Himmel der Seligen als altgläubiger Christ in einer Zeit, wo die heidnischen Götter des Humanismus jenen Himmel zu stürmen begannen. Wenn es begründet ist, daß er im Jahre 1445 nach Rom kam, so blieb er hier, bei den Dominikanern der Minerva als Mönch wohnend, mit kurzer Unterbrechung zehn Jahre bis an seinen Tod. Er malte viel für die Päpste Eugen und Nikolaus, auch Miniaturen. Von seinen Arbeiten erhielten sich nur die Fresken in der vatikanischen Kapelle S. Lorenzo, welche das Leben der Heiligen Stephanus und Laurentius schildern. Fiesole war ein Greis, als er sie für Nikolaus V. malte, und doch gelten sie als eine seiner besten Schöpfungen. Leider hat dieses Hauptwerk der Frührenaissance in Rom durch Übermalung Schaden genommen. Noch mehr zu bedauern ist der Untergang der Gemälde Fiesoles in der unter Paul III. abgebrochenen Kapelle des Sakraments, wo man auch das Porträt Nikolaus V. und des Kaisers Friedrich III. sah.

Mit Fiesole war einer seiner größten Schüler in Rom Benozzo Gozzoli. Beide malten mitsammen im Dom zu Orvieto im Jahr 1447. In Rom selbst malte Benozzo in der Kapelle Cesarini zu Aracoeli Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius von Padua, worin er den Kardinal Julian Cesarini und Antonio Colonna im Porträt darstellte. Weder von diesen Gemälden noch von dem, was sonst Benozzo über dem Portal des Turms der Conti und in einer Kapelle der S. Maria Maggiore malte, hat sich eine Spur erhalten. Dasselbe Schicksal traf die Malereien des Piero della Francesca und des Bramantino, welche für Nikolaus V. im Vatikan arbeiteten; denn Julius II. ließ ihre Gemälde schonungslos zerstören, um denen Raffaels (im Saal des Heliodor) Raum zu geben. Unter den Bildern Bramantinos sah man auch die Porträts berühmter Männer, wie des Fortebraccio, des Antonio Colonna, Vitelleschi und Bessarion.

Mit Sixtus IV. nahm auch die Malerei einen lebhaften Aufschwung in Rom. Seither fanden sich hier die berühmtesten Meister Italiens ein, Melozzo, Cosimo Roselli, Botticelli, Ghirlandajo, Mantegna, Lippi, Perugino, Pinturicchio, Signorelli. So ward seit Nikolaus V. diese kosmopolitische Stadt wie in der alten Kaiserzeit wiederum die allgemeine Werkstätte schaffender Geister. Die große Zahl der hier beschäftigten, mit ihren Gesellen kontraktlich um Lohn arbeitenden Künstler – sie bildeten damals noch keinen höheren Stand als den der Handwerker und wurden im Verhältnis zu Dichtern und Übersetzern sehr dürftig bezahlt – veranlaßte schon im Jahr 1478 die Stiftung der Brüderschaft der Maler unter dem Patronat des St. Lukas, woraus unter Gregor XIII. die noch dauernde Akademie dieses Namens entstand.

Einer der ersten von Sixtus IV. berufenen Meister war Melozzo von Forli aus der Paduaner Schule. Diesem genialen Künstler übertrug Pietro Riario die Ausmalung der Tribüne der Santi Apostoli. Die großartigen Fresken, die Himmelfahrt Christi darstellend, sind leider im Jahre 1711 bis auf einige Reste zerstört worden. Schon Bessarion hatte die Kirche der Apostel ausschmücken lassen, wo für ihn Antonazzo im Jahre 1460 die Kapelle S. Eugenia ausmalte, und dieser Maler zweiten Ranges war Römer von Geburt. Melozzo malte ferner in der vatikanischen Bibliothek. Von dort stammt das einzige vollkommen erhaltene Gemälde dieses Meisters in Rom, jenes merkwürdige Freskobild, welches die Ernennung Platinas zum Bibliothekar durch Sixtus IV. darstellt, der von seinen Nepoten umgeben ist. Es befindet sich heute in der vatikanischen Galerie.

Mit leidenschaftlichem Eifer betrieb Sixtus IV. die Ausschmückung seiner Kapelle, und zu diesem Zweck berief er die besten Maler nach Rom. Indem sie die Wände der Sixtina mit Fresken bedeckten, schufen sie eins der hervorragendsten Denkmäler der florentinisch-umbrischen Malerei ihrer Zeit, wozu dann später sich die Gemälde Michelangelos gesellten, um diese Kapelle zu einem weltberühmten Kunsttempel zu machen. Die Malereien aus der Zeit Sixtus' IV. sind freilich nicht einmal die Meisterwerke der Künstler, denen sie angehören. Eins der besten ist das dem Luca Signorelli zugeschriebene Bild: Moses, seinen Lobgesang den Kindern Israel vorlesend, ferner Domenico Ghirlandajos Berufung des Petrus und Andreas zum Apostelamt. Perugino malte die Taufe Christi und vorzüglich schön Christus, welcher dem Petrus die Schlüssel überreicht. Seine Fresken auf der Hinterwand der Kapelle wurden später herabgeschlagen, um dem jüngsten Gericht Michelangelos Platz zu machen. Von der Hand Botticellis sind zwei Gemälde aus dem Leben Moses und die Versuchung Christi. Er malte auch die Papstbilder in den Nischen oberhalb der Wandgemälde. Die am wenigsten gelungenen Bilder sind die des Cosimo Roselli: Pharaos Untergang, die Gesetzgebung auf dem Sinai, die Bergpredigt und das Abendmahl. Was in Basiliken des Mittelalters durch Musive dargestellt worden war, nämlich die Entwicklung der Religion in einem Zyklus der Hauptmomente des Alten und Neuen Testaments, sollte wohl auch die Grundidee für die Sixtina sein. Aber diese wurde, auch nachdem Michelangelo die Schöpfung, die Sibyllen und Propheten und das jüngste Gericht dort gemalt hatte, nicht planmäßig durchgeführt, so daß das Ganze ohne Mittelpunkt erscheint.

Mit vielen Fresken ließ Sixtus IV. den Krankensaal zu S. Spirito ausschmücken. Diese Gemälde eines ungenannten Meisters ohne besondern künstlerischen Wert enthalten eine Reihe geschichtlicher Szenen. Die ersten beziehen sich auf die Stiftung des Hospitals durch Innocenz III., die übrigen verherrlichen Sixtus IV. als jugendlichen Lehrer und Prediger, als Kardinal und Papst, als Gründer wohltätiger Anstalten und Kirchen. Die Erbauung des Ponte Sisto, des Hospitals, der S. Maria del Popolo und della Pace sind bildlich vorgestellt. Hilfsbedürftige oder andächtige Fürsten sieht man vor Sixtus auf Knien liegen, so die Könige von Dänemark und Neapel, die Königinnen von Bosnien und Cypern, die vertriebenen Fürsten vom Peloponnes und von Epirus. Auf den letzten Fresken erscheint der Papst kniend; Engel tragen seine Bauten auf den Händen, und zwei Heilige deuten auf Gottvater hin, der mit Wohlgefallen diese Werke betrachtet. Endlich schreitet der glückliche Papst an der Hand Petri der Tür des Paradieses zu, während drei Engel von einer Loggia herab Blumen auf den Ankömmling streuen. Allen diesen Gemälden sind Epigramme Platinas beigefügt.

Um 1480 war Perugino nach Rom gekommen, wo ihm Pinturicchio und Bartolomeo della Gatta in der Sixtina behilflich waren. Er kehrte auch später hierher zurück und malte in S. Marco, wie für Sciarra Colonna im Palast bei den Santi Apostoli. Diese Bilder gingen unter. Zur Zeit Alexanders VI. malte er in dem päpstlichen Wohnzimmer, welches Stanza dell' Incendio heißt, die noch dauernden Deckengemälde, Rundbilder und Arabesken.

Mantegna wurde von Innocenz VIII. berufen, sein Belvedere auszuschmücken; er malte dort zwischen 1488 und 1490 in einer Johannis-Kapelle biblische Wandgemälde, von welchen Vasari rühmte, daß sie die Feinheit der Miniatur besaßen. Sie wurden zerstört, als Pius IV. das Vatikanische Museum durch den Braccio nuovo erweiterte und jene Kapelle abtragen ließ. So kam Rom um ein Kunstwerk von der Hand eines der größten Meister Italiens.

Von Filippino Lippi haben sich Wandmalereien in der Minerva erhalten, welche er zwischen 1489 und 1493 für Oliviero Caraffa ausführte. In reichen, aber wirkungslosen Kompositionen verherrlichen sie die Taten des Thomas von Aquino.

Von keinem Maler jener Epoche erhielten sich so viel Werke in Rom als von Pinturicchio. Er malte hier schon zur Zeit Sixtus' IV. Für Domenico Rovere schmückte er dessen Palast im Borgo aus; er malte noch erhaltene Fresken in S. Maria del Popolo, in einer Kapelle, welche Giovanni Rovere, der Herzog von Sora, gestiftet hatte. Auch im Chor der Kirche ist das Deckengewölbe von seiner Hand. In der Kapelle Buffalini in Aracoeli stellte er Szenen aus dem Leben St. Bernardins dar. Diese schönen Gemälde sind leider stark übermalt worden und nicht minder die Fresken in der Tribüne zu S. Croce in Gerusalemme. Sie stellen die Auffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena und seine Zurückführung nach Jerusalem durch Heraklius in so reichen und anmutigen Kompositionen dar, daß sie zu den besten Werken jenes Künstlers gehören. Auch einige Bilder aus der Schule Peruginos in S. Onofrio werden Pinturicchio zugeschrieben, doch sind sie zweifelhaft, gleich den ähnlichen Malereien in der Sakristei der St. Caecilia und im Chor von S. Lorenzo vor den Mauern.

Schon für Innocenz VIII. hatte Pinturicchio im Belvedere und Vatikan Malereien ausgeführt, die ihm große Anerkennung erwarben. Sodann wurde der vielbeschäftigte Künstler der Hofmaler Alexanders VI. Dieser Papst übertrug ihm die Ausschmückung des Appartamento Borgia. Die dortigen Säle waren die Stätte seines intimsten Privatlebens, wo er seine Freunde, Freundinnen und Kinder empfing und die geheimsten Pläne seiner Politik entwarf. Der erste der sechs Säle, die Sala Borgia, hat reiche Arabesken in Stuck und Farben und die Bilder der Planetengötter, aber sie sind Arbeiten des Giovanni von Udine aus der Zeit Leos X., welcher die Fresken Pinturicchios von jenem Saal herabschlagen ließ. Erhalten haben sich noch die Gemälde von Decken und Lünetten der andern Gemächer, welche durch das Stierwappen in Stuck die Zeit der Borgia erkennen lassen. Sie stellen Szenen aus dem Leben Marias und Christi, Heiligengeschichten, Propheten und Sibyllen und die allegorischen Gestalten der Wissenschaften dar. Im dritten Saale, welcher die schönsten Bilder Pinturicchios enthält, ist neben Heiligen die Mythe von Isis und Osiris und dem Stier Apis dargestellt, wozu das Wappen Borgia Veranlassung gab. Im Saal der Sibyllen ist diese ägyptische Mythe fortgesetzt. Auch sieht man dort in einem Oktogon Alexander VI. thronen, neben sich einen König und einen Kaiser, darüber den Gott Apollo. Über der Türe des dritten Saales erblickt man die Jungfrau mit dem Kinde in einer Engelglorie und glaubt darin das Gemälde zu erkennen, von welchem Vasari folgendes sagt: »Pinturicchio malte über der Türe eines Zimmers im Palast die Jungfrau mit dem Antlitz der Signora Julia Farnese und in demselben Bilde den Kopf des Papsts Alexander, welcher jene anbetet.«

Vasari machte keine Bemerkung zu dieser Profanation des Heiligen im Gemach eines Papsts. Wir folgen seinem Beispiel, werfen aber bei dieser Gelegenheit einen Blick auf das Verhältnis der damaligen Künstler zu den religiösen Gegenständen ihrer Kunst. Der kirchliche Glaube konnte im Zeitalter des Humanismus die Künstler nicht mehr so tief durchdringen wie in den Tagen des Cimabue, Duccio und Giotto. Nur noch in Fiesole ist er die Seele seiner Kunst. Wir bemerkten den heidnischen Sinn eines Filarete. Perugino, dessen Gestalten einen bis zur Ekstase schwärmerischen Ausdruck haben, soll nach dem Urteil Vasaris ein vollkommner Heide gewesen sein.

Fra Filippo Lippi malte die seelenvollsten Heiligenbilder, aber er entführte die Novize, welche ihm im Kloster zu Prato als Modell saß. Über dem Portal von S. Pietro in Arezzo bewunderte man das schöne Antlitz der Jungfrau, und dies war das Porträt eines Freudenmädchens Tita, der Mutter des berüchtigten Aretino. So hatte im Altertum die Hetäre Phryne dem Apelles zur Aphrodite Anadyomene und dem Praxiteles zur Venus von Knidos als Modell gedient. Die künstlerische Vorstellung überhaupt ward im Zeitalter der Renaissance profan, weil sie zur sinnlichen Naturform zurückkehrte und den Ausdruck der Leidenschaft suchte. Das altchristliche Ideal ging in dem Schönheitsideale unter. Deshalb ward auch der Christustypus und die Madonnafigur ganz vermenschlicht. Aber trotz dieser Trennung der Kunst vom Glauben der alten Zeit vermochten die Maler ihren Gestalten einen Ausdruck religiöser Verklärung und Würde zu geben, welcher tiefer ergreift als das vergangene nur dogmatische Heiligenideal: sie vermochten dies aus der Macht der künstlerischen Phantasie. Die Zeit war gekommen, wo, um an ein Wort Gregors des Großen zu erinnern, das Ideal des Zeus und das Christi in der Vorstellung des Künstlers vollkommen nebeneinander Raum hatten. Sandro Botticelli malte in derselben Zeit innige Madonnenbilder und die Venus, welche dem Meer entsteigt. Der junge Michelangelo meißelte die ergreifende Gruppe der Jungfrau mit dem toten Heiland auf ihren Knien, und doch hatte er kurz zuvor für den Römer Jacopo Galli die Statue des trunkenen Bacchus gearbeitet.

Jene Gemälde Pinturicchios in Vatikan wurden zwischen 1492 und 1495 ausgeführt. Sie gehören nicht zu den besten Leistungen dieses glücklich begabten Künstlers, welcher wie Perugino nur zu viel und zu handwerksmäßig arbeitete. Auch die Gemächer in der Engelsburg schmückte er für Alexander VI. mit Grotesken, sodann malte er Fresken im Rundturm am damaligen Garten des Vatikan, deren Untergang zu beklagen ist; denn sie stellten Szenen aus dem Leben des Papsts mit vielen Porträtfiguren von Zeitgenossen dar. Wenn sie erhalten wären, so würden wir in ihnen unter andern die authentischen Porträts des Trivulzio, Pitigliano und Karls VIII., des Djem und Cesare Borgia, der Lucrezia und der andern Kinder des Papsts und endlich dessen eignes Bildnis besitzen. Ohne Zweifel befand sich Pinturicchio in Rom, als Karl VIII. hier einzog, und er war Augenzeuge der damaligen Begebenheiten. Mit ihrer bildlichen Darstellung beauftragte wohl der Papst seinen Hofmaler, als er selbst im Jahre 1495 nach Rom zurückgekehrt war. Schon in diesem Jahr wurde der Künstler für seine Arbeiten mit einem Landgut bei Perugia bezahlt. Die Gunst Alexanders erwarb ihm auch die seiner Kinder. Für Cesare scheint er auch in Rom gemalt zu haben, denn nachdem er diese Stadt verlassen hatte, traf er den Sohn des Papsts in einer andern Gestalt als Bezwinger der Romagna im Jahre 1500 in Umbrien wieder, und er wurde nochmals von ihm zu seinem Hofmann erklärt. Pinturicchio starb im Jahre 1513 zu Siena, wo er in der Libreria des Doms sein schönstes Werk, die Gemälde zum Ruhm der Taten Pius' II., ausgeführt hatte.


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