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482. Rewkauff, Liebkauff; quod linckauff

Ob diese Zusammenstellung dieser drei Worte einen sprichwörtlichen Sinn hat, ist beim Fehlen eines Beleges zweifelhaft; vermuthen möchte man es, weil Luther sie in diese Sammlung aufgenommen hat. An ähnlichen Sprw. bietet DWb 8, 843 Ehrkauf, Reukauf (Schottel 1132) und Otto S, 124 zu ›malo emere quam rogare‹: Bittkauf, teurer Kauf (Düringsfeld).

Das Wort Reukauf erklärt DWb a. a. O. als den bei einem Kaufkontrakt abgeschlossenen Nebenvertrag, der die Summe des Reugeldes im Falle eines Rückganges des Kaufes festsetzt. Bei dem Sprw. › Ehrkauf, Reukauf‹ aber würde man eher denken an einen Kauf, dessen einen gereut. Vgl. Wa V 1489 kaufen 122 Ich kaufe nicht so teuer, dasz mich nachher gereuen musz; V 1682 Reue 58 Was mit Reue zu bezahlen ist, soll man meiden und thun, was man nicht zu bereuen braucht. Andere Belege hierfür giebt DWb 8,844.

Liebkauf fehlt DWb. Nach Wa III 168 Liebhaben 8 Was man lieb hat, kauft man teuer und V 1558 Liebe 864 Die Lieb möcht' ich nicht haben, die ich musz kaufen mit grossen Gaben u. s. w. würde ein Kauf aus Liebhaberei oder ein Erkaufen von Liebe als Kauf sich darstellen, vor dem das Sprw. als einem zu bereuenden warnen will.

Linkauff fehlt ebenfalls DWb. Vom Linnen- (Leinen-) kauf sagt das Sprw. Wa III 29 Leinwand 4 (III 195 Linnen 3) Fin Leinwand (Linnen) und Fruenslüde (Frolüde) mot man nicht bi Licht köpen. Ein englisches Sprw. (bei Wa in der Anm.) ›He that buys lawn before he can sold it, shall repent him, before he have sold it‹ stellt in anderer Beziehung den Linnenkauf hin als einen, den man bereuen kann.

Wenn Luther aber ohne Rücksicht auf sprichwörtlichen Sinn nur gleichklingende, ihm merkwürdig erscheinende Worte nebeneinander stellen wollte, dann muß man die Möglichkeit ins Auge fassen, auf die mich Prof. Dr. Pietsch hinweist, daß nämlich Liebkauff und linckauff nur durch den Volksmund umgewandelte Nebenformen des Wortes Leikauf (Leitkauf, Leikkauf) seien. Dieses selbst ist entstanden aus ' litkouf', eigentlich der Kauf, zu dessen Bekräftigung geistiges Getränk (lit) getrunken wird, dann der Trunk selbst. Vgl. DWb 6, 693 u. 849 und Wa III 26 Leikauf trinken. Wa führt in der Anm. einen Aufsatz des Gubener Wochenblatts vom 25. Juli 1868 an, wonach man für Leikauf sehr allgemein vernehme Leinkauf. Dem könnte Luthers linckauff entsprechen. Nach DWb 6, 693 kommt der Ausdruck Leikaus in Luthers Tischr. 44 b vor. In seinen Schriften finde ich in derselben Bedeutung nur Gleichkauf, das er aber anders zu erklären sucht. EA 30, 46 gleich wie man Wein trinkt zum Gleichkauf, dasz da ein billiger und gleicher Kauf sei, des man gedenke und fest halten soll.– Daß Luther die Worte Leikauf und Gleichkauf nicht in die Sammlung aufnahm, scheint mir indessen dafür zu sprechen, daß es ihm nicht auf ein bloßes Nebeneinanderstellen ankam.

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