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33. Wem das kleine verschmaht, wird das grosser nicht

Wa II 1390 Kleines 35 liest Wer das kleine verschmeht, dem wird das grosse nicht. – Es ist für Luthers Denkart bezeichnend, daß er nicht nur dieses Sprw., sondern eine ganze Reihe gleichen Inhalts mit Kreide an seine Zimmerwand neben dem Ofen geschrieben hatte. Vgl. Seidemann S. 205 f. (Juli 1543) Wer ym geringsten trew ist, der ist auch im grossen trew. Wer ym geringsten vntrew ist, der ist auch im grossen vngerecht. Ursach ist: An den lappen lernen die Hundt leder fressen. Also auch wer ym geringsten vleissig ist, der ist auch ym grossen vleissig. – Wer den Pfennig nit achtet, der wirdt keines gulden Herr. – Wer eine stundt verseumet, der verseumet auch wol einen tag. – Wer das geringe verschmehet, dem wirt das grosse nit.– Wer den khopff verschmehet, dem wirt das Hun nit. – Jesus Syrach: Wer ein geringes nit zw radt helt, der verterbet immer fort. – Prouer. 18. Wer lasz ist in seinem thun, der ist ein bruder des, der sich selber verderbet. – Sera Parsimonia in fundo [Otto S. 149] Sparen ist zw lang gehart, wenn nichts mehr da ist. – Parsimonia magnum vectigal [Otto S. 266] der Sparpfennig ist reicher, dan der Zinspfenning. – Wer die Buchstaben gering achtet, der wirt nimer mehr etwas grosz lernen. – Wer sich mit 100 fl nit neren wil, der neret sich mit tausent auch nit. – Fronte capillata post est occasio calva [Otto S, 249]. – Mit besonderer Vorliebe führt Luther die Fabel vom Hunde an, welcher mit einem Stücke Fleisch im Maule über ein Wasser geht (z. B. EA 27, 186; De W V 437f. u. 515. Weim. Ausg. XX 72, 30 u. 117, 24), deren Lehre (Neudrucke 76, S. 17) ebenfalls unser Sprw. enthält: Man sol sich benugen lassen an dem, das Gott gibt. Wem das wenige verschmähet, dem wird das grosser nicht. Qer zu viel haben wil, der behelt zuletzt nichts. Mancher verleuret das gewisse vber dem Ungewissen. DeW IV 382 wird uns gehen nach dem Spruch Salomon [Spr. 30,33]: Wer zu hart schneuzet, der zwingt Blut heraus, und wem das geringe verschmahet, dem wird das grösser nicht.

Dazu vgl. Weim. Ausg. VII 566, 28 (= EA 45, 242) Drumb sein sie werd, das yhn das viele und grosz nit wird, weil yhn das kleyne und wenige vorschmahet. EA 48, 344f. Es gehet sonst in der Welt also zu, dasz wer das Kleine nicht mag und verachtets, dem wird das Grosse auch nicht.

Verwandte Ra z. B. Weim. Ausg. XX 160, 11 ›Quoniam canis vivus melior est leone mortuo‹ ... Hoc nos sic dicimus: Melius est in manibus passer quam sub dubio grus. Item Germanice: Man sol das kindt nicht mit dem bad ausgiessen. EA 31, 325 wie Sanct Augustinus spricht: Tene certum, dimitte incertum; spiel du des Gewissen, und lasz das Ungewisse fahren.

Über den sprichwörtlichen Gebrauch der äsopischen Fabel vom Hunde bei den Alten vgl. Otto S. 81.

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