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130. Blewel schleiffen

Der Bleuel ist nach Schmeller, BWb I 321 ein breites Holz, womit man die Wäsche ausklopft. Daher die Ra Wa III 1360 Pleuel und IV 1795 Waschbläuel 2 Den Pleuel (Waschbläuel) herumgehen lassen. Ihre Bedeutung ist nach J. Mathesius, Syrach (den Wa anführt) I 122 b »plaudern, waschen, tölpeln, schenden, lestern, disputiren, rühmen immer ins blinde Feld hinein«; I 35 b »Waschhafftig, schnäppisch und klafferisch sein«.

Dem entspricht bei Luther Weim. Ausg. VI 140, 8 (= EA 27, 82) Also tut mein tzeddeler, der von mir mit vilen seiner gleichenn begeret, ich szolle klar, richtige, deutliche worth schreiben, des ich mich auch geflissen, und in vill tzu klar gewesen, aber sie haben die freiheit, wasch blewel tzu schleiffen und mit meuchlen die vorgifft honigk tzu machen. EA 39, 312 Die Ubertreter oder falschen Heiligen können sich meisterlich zu den Herrn und Fürsten eindringen, dasz sie auch einen auserwählten David verfuhren möchten, wissen den Bläuel gar fein zu wenden und zu schleifen. Letztere Wendung stand auch in der hdschr. Sammlung am Kopfe der betreffenden Seite nachgetragen, aber Luther hat sie wieder durchgestrichen, wodurch die Annahme, daß ihm beide Ra gleichbedeutend waren, gesichert wird. Sie beruhen in ähnlicher Weise wie Nr. 129 und 131 auf einem Wortspiel und zwar mit dem Worte waschen oder bläuen. Bläuen weist Dietz I 316 im Sinne von obtundere, repetere wiederholt in Luthers Schriften nach. Ebenso begegnet häufig bei Luther der Ausdruck waschen für leere, betrügliche Worte machen, z. B. Preger 87 wo von Erasmus gesagt wird: Er khan wol waschenn, sed illa verba seind gemacht, nicht gewachsen.

In die Ra spielt aber auch mit hinein der Ausdruck schleifen und wenden, der auch allein sprw. gebraucht wird, z. B. Reineke Vos 4207 Slypenunwenden is notarius. NB 16, 37 Federkluber, schlyffer, wender. P. Gengenbach, Novella S. 284, V. 842 ir können schlyffen und wenden. NS (hg. v. Zarncke) S. XXXVIII Ihr Künden schlyffen, dartzu wenden. Andere Beispiele bietet DWb 9, 597. Wa IV 234 Schleifen 3. 14. 16. Zur letzten Stelle fügt Wander eine Erklärung Agricolas, II 84 D. i. liegen, triegen und verschlahen, das es leicht abgeht und nit saur wirt, denn schleiffen und wenden wil für sich ain yetliches ainen aignen menschen han. Agricola scheint hiermit an die Arbeit am Schleifsteine zu denken. DWb 9, 596 hält es trotz dieser Erklärung für nicht ganz sicher, ob man es in dieser schon in älterer Sprache vorkommenden Ra mit dem starken Verbum schleifen »ungewöhnlich gewandt sein« unter Hervorhebung der schneidenden Schärfe zu thun habe, und will es freier gefaßt wissen, wie SZ 22 Glatte Wörter schleifen: »alles glatt und glänzend machen«, daß es betrüglich wirkt. So lange eine starke Verbalform nicht nachgewiesen ist, würde ich hier schleifen = labi »gleiten lassen« sinnentsprechender halten. Man denkt an das Schleifen (Hinundherziehen) und Wenden eines Gedankens, bis der Sinn verwirrt und der Einfältige hetrogen wird, wie auch der Bläuel beim Wäscheklopfen hin und her gezogen und gewendet wird. In etwas anderem Sinne, vielleicht vom Tanz wäre die Stelle aus Luther zu verstehen, welche DWb 9, 596 (nach Jen. Ausg. III 33) angeführt wird: wie kann er[der Teufel] sich da drehen, schleifen, lenken und wenden auf alle Seiten.

Vilmars hess. Idiotikon S. 42 führt (nach Ferrarius) an: um der edlen zeit willen, die ein solch schleiffen blawel sein leben lang unnutz zubrengt. Von einem unnützen Schwätzer oder Wäscher ist der Ausdruck Schleifenblauel nach dem obigen leicht zu verstehen und ich stimme hierin mit Klaiber in ZfdPh 26, 39 (am Schluß) überein. Dagegen scheint mir die Erklärung Ehrismanns von einem »der den Bleialt (Mantel) gar fein zu wenden und zu schleifen wisse« (ebenda 27, 57) nicht genügend belegt.

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