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140. Fedderleser

DWb 3,1404 Federlesen: »Der um Liebe oder Gunst werbende liest vom Gewande der Frau oder des vornehmen Herrn die Flocken ab; bildlich: sucht deren Vergehen zu entschuldigen«. Vgl. Borchardt Nr. 329.

Wa I 953 Feder 109 Er kann wohl federn lesen. Gleichbedeutend ist 119 Federn klauben. II 1711 Kunst 37

Ein edel Kunst ist Feder lesen;
wer die brauchen kan,
der nem ein Fuchsschwantz für ein Besen,
die Welt wils jetzt so han (Petri II 174).

Die Ra ist früher sehr häufig gebraucht worden im Sinne von schmeicheln, z. B. NS 100, 8

der ein klubt fädern, der stricht kriden,
der liebkost, der runt in die oren,
das er ufkum in kurzen joren.

NB 16,33 Schelmen sindt, die sich erneren
Mit schelmen werck by fürsten, herren ...
Federkluber, schlyffer, wender,
Faltenstrycher, wyber schender,
Schlegel werffer, orenblaser ...

Gengenbach, S. 61 (die X Alter) V. 290

Hoppo han das ist mein wäsen,
Ich kan dir mit [nit?] vyl feder läsen.

S. 120 (Die Gouchmat) V. 110

Den hat sie [Venus] allen dapffer gschoren,
Die gouchfeder inen glat abglesen.

Bei Luther nachgewiesen Dietz I 642 ein vbertretter vnd schalcksheilige hat solche fahr nicht, sondern kan fedder lesen vnd ohren krawen, reden vnd thun, was man gern höret. Der 101. Psalm (= EA 39,312) szo wollen sie nur die feddern geleszen haben vnd mit fuchsschwentzen vbirweddelt seyn. Ep. u. Ev. vom Christtag (1522) nnniiij b. Außerdem vgl. EA 40,268 wenn aber die Person grosz ist, ein Herr und gewaltig oder mein Freund, musz besorgen ein Unglimpf oder Schaden, fürcht, er möchte zornen, da schnitze ich die Wort dünne, machs glimpfig, kann wohl feder lesen und mit der Wahrheit unter die Bank. – Eine Anspielung enthält 45,2 hat nicht getragen einen zerrissen Rock, sondern seiden Leinwatt. so reingekehret, dasz nicht eine Feder drauf gehaftet hätte.

Die Ra ist sinnverwandt mit Nr. 141–143.

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