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129. Rincken giessen

Vgl. Wa III 1691 Rinken 3.5.6. – Bei Luther nur im eigentlichen Sinne 2. Mos. 25,12 vgl. Dietz II 124 und geus vier gulden rincken. In sprichw. Verbindung gebraucht er rinken EA 31,16 Ich würde ihm die Sporen anders gerinkt und ihn gelernt haben, wie er sollt nach fremden Briefen grobeln und darauf trotzen. 48,264 Die Sünden lösen einem die Sporenrinken auf.

Egenolf 35a erklärt Rincken giessen: Rincken seind krumm, unnd mann bleibt offt drinnen behangen. Also giessen Rincken, die mit aller büberey vmbgeben, andere leuth damit zubetriegen, vmb jres genisz willen.

Liegens, triegens, schalckhaffter list,
      Der fleisz ich mich zu aller frist.
Und meyn dasselb grosz zugeniessen
      Dan ich kan sehr wobl Rincken giessen.

Bei Agricola 35 a, der DWb 8, 1017 als Quelle für diese Erklärung citiert wird, konnte ich sie nicht finden; es scheint hier eine Verwechselung mit Egenolf vorzuliegen. Eingehend beschäftigt sich mit der Ra Zarncke zu NS (hg. von Zarncke) 19, 68

Wer wol redt, der redt dick zu vil
vnd musz auch schiessen zu dem zil,
werfen den schlegel verr vnd wit
vnd rincken giessen zu widerstrit.

Zarncke bringt andere direkte Nachweise nicht; er giebt nur verwandte Ra wie NB 16, 6

Sy kynnendt sich so dückiscb weren Den sy vil rinckens ranckens wissen Und wöllendt sitzen vff ein kissen.

Und Groß. Luth. Narr E 2 u. G 2

Sie sagen dir kein göttlich wort
Sie rincklen es dan uff siben mort. –

Dazu vgl. auch NB 83.

Dem sindt die heiligen fuglich tür
Der den tüfel nympt zu stür,
So sich syn sach nit rincklet zamen,
Das er sy schickt ins tüfels namen.

Uhland, Volkslieder Nr. 349 v. 12

Ich kan michs nit beklagen
ja über gotes wort,
allain dasz sies vertragen
und rinklen auf ain mort.

P. Gengenbach (K. Gödeke) S. 295 V. 103

Renckens vnd klenckens, wie sie wolln. –

Rinklen heißt nach DWb 8, 1018 etwas durch allerlei Ränke zuwege bringen; es scheint gleichbedeutend mit renken zu sein.

Die Ra beruht nach DWb 8, 1017 auf ähnlicher Anschauung wie nb. rinkefilen und Ränke schmieden, welche letztere Ra übrigens DWb a.a.O. erst bei Wieland nachweist. Sie verdankt ihren Ursprung einem Wortspiel von Ring und Rank (Ränke). Letzteres Wort nach Kluge, Etym. Wb S. 263 aus mhd. ranc(k), »schnelle Wendung, Bewegung« abzuleiten, entspricht angels. wrenc »Krümmung, List, Ränke«. S. 272 Rinken = »Schnalle, Spange«.

Dazu vgl. auch NB 67, 10 Es ist ein glösslin, ein nüwer ranck. NB 71, 6 Weisst vff allem rank ein list. Gengenbach S. 295,94 Die welt ist listig jetzt mit rencke. Egenolf 94 a Schlecht ist bald geschliffen. Die warheyt darff nit vil rencks, wobei der Gegensatz von Rank, Krümmung zu schlecht, gerade deutlich hervortritt. Auf das Verbum gießen ( schmieden) ist schwerlich besonderes Gewicht zu legen; es ist nur der sprw. concrete Ausdruck für ben allgemeineren (Ringe, Ränke) machen. Zarncke weist a.a.O. Glocken gießen in ähnlicher Bedeutung nach. Man darf aber auch daran erinnern, daß die Schmiede abergläubische Bräuche haben, die zur Wahl dieses Ausdrucks mit beigetragen haben können. So erwähnt z. B. Rosegger, Hoch vom Dachstein, S. 148 daß die Sensenschmiede noch einen leeren Schlag auf den Amboß machen, wenn die Sense schon weggezogen ist, um damit die Kette fester zu schmieden, mit welcher der höllische Drache gefesselt ist. Und Simplicius IV 194 erzählt von den Schmieden, daß sie am Karfreitag ihre Krampf-Ringe ganz nackend aus einer Galgenkette schmiedeten.

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