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56. Grosse narren, grosse schellen

Der Zusatz Luthers Episcopus Magdeburgensis zeigt, daß er bei dem Sprw. an Kardinal Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz gedacht hat. Seiner gedenkt Luther mit einer verwandten Wendung Weim. Ausg. XX 180, 13 Tale est regnum, ubi tales principes et Rex. Sic Moguntinensis episcopatus, Ratisponensis, Sic fiet nostris civibus, obaerati penitus sunt. Das Sprw. selbst findet sich De W V 328 Lasz fahren was nicht bleiben will. Cur nos illorum causa maceremur aut solliciti simus, qui nolunt sibi consuli? Qualis est princeps, talis est eius sacerdos. Grosse Narren müssen grosse Schellen haben. Conveniunt mores et ingenia, ut hactenus saepe sum expertus.

Wa V 1585 Mann 2009 Je grösser der Mann, je grösser die Schelle erklärt das Sprw. aus der Sitte, Hofnarren mit Schellen zu schmücken, wobei man den Grundsatz befolgte ›Je größer, je besser‹. – Das Behängen mit Schellen bedeutet Jemanden zum Narren erklären. Vgl. Reineke Vos 2991

nochtan wan ik en wil bedoren,
wil ik eme anhengen klocken mit oren.

Große Narren ist zweideutig: Narren vornehmer Leute oder vornehme Leute, welche närrisch sind. Im letzteren Falle sollten die Schellen oder Glocken ihnen angehängt werden, und zwar recht große. Vgl. Nr. 440. Ohne Quellenangabc erzählt Wander zu diesem Sprw. einen trefflichen Witz III 903 Narr 573 Grosse Narren müssen grosse Schellen haben, sagte Ph. Melanchthon, als man von einer berühmten Stadt sprach, in der es grosse und herrliche Glocken gebe. – Ist damit vielleicht Mainz oder Magdeburg gemeint gewesen?

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