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52. Curt ist auch böse

Wa II 1498 Konrad 1 Kunrad ist auch bösz (Henisch 620, 18 und Petri II 428).

Wie aus den unter Nr. 51 angeführten Stellen EA 31, 258 und 41, 163 hervorgeht, braucht Luther die Ra im Sinne einer Drohung. Das auch deutet an, daß in der Regel Kurt oder Kunrad für harmlos zu halten sei. Das stimmt zu Sprichwörtern wie Wa II 1724 Kunz 10 und 12 Kunz ohne Sorgen. 11 Den Kunzen mit einem spielen, aus Simplic. II 6 = hänseln. II 1498 Konrad 4 Nein, das thut Konrad nicht. Der Name entspricht selten der That, wie schon Agricola 87 bemerkt Conradt begreyffet künheyt vnd weisen radt, welche ywey gar selten, ia nymmer bey einander sind. Vor Luthers Zeit war der Name Konrad, Kunz, Kurt so gebräuchlich geworden, daß man damit den gemeinen Mann schlechthin bezeichnen konnte. So nannten sich die Aufständischen in den Bauernkriegen der arme Conrad. Bei Luther heißt es EA 35,102 Es ist nicht Kunz Schuster; oder er redet EA 23, 141 von solchen groben Kunzen. Wa III 410 Mann 1093 Es steht gut, wenn ein armer Mann Konrad heisst (d. h. Kühnheit und Rath besitzt), deutet ebenfalls auf häufige Anwendung des Namens bei armen Leuten hin. Vielleicht stammt aus den Zeiten der Bauernaufstände die Drohung, daß Kunz, der arme, geplagte Bauer, dem man glaubte alles bieten zu können, auch einmal böse werden könnte.

Grimm, deutsche Mythologie S. 761 theilt in der Anmerkung eine hessische Volkssage mit, welche die Entstehung der Ra für Hessen und benachbarte Gebiete auch auf eine andere Weise erklären könnte. » Kurt, ein Pächter zu Hachborn, wich auch nach seinem Tode nicht von dem Gehöfte und mischte sich als guter Geist in die Feldarbeiten. In der Scheune half er dem Knecht die Garben vom Gerüste werfen; wenn der Knecht eine geworfen hatte, warf Kurt die andere. Als einmal ein fremder Knecht hinaufgestiegen war, half er jedoch nicht und auf den Ruf ›Kurt wirf‹ ergriff er den Knecht und warf ihn die Tenne herab, daß er seine Beine brach.«

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