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262. Auff ein affenschwantz

Wa I 39 (V 723) Einen auf den Affenschwanz führen, setzen, DWb 1,184 = verspotten. Dietz I 46 erklärt: täuschen, betrügen und gibt 2 Nachweise. Das heyst, meyn ich, recht auff eynen affenschwantz gefurt, wie fraw putze, die natur pflegt tzu thun (Ausleg. der Ep. und Ev. vom Christtag 1522; hhh iij b). vnd habe seine braut, die christenheit, auff einen affenschwantz gefuret als ein teuscher odder blastücker (EA 31, 149). Außerdem vgl. EA 25, 72 Also lehret uns hie dies Edikt, dasz wir unser Lehre sollen meiden und dafur uns von ihm lassen auff einen Affenschwanz führen. 36, 203 hütet euch vor den Holzwegen und fur Beiwegen, dasz ihr nicht auf einen Affenschwanz geführet werdet. 36, 228 Sie schliessen uns den Schatz zu, den sie uns sollten fur die Nasen stellen und fuhren mich auf einen Affenschwanz. 49, 291 f. Fragst du aber weiter: Was ists denn mehr, oder was nützet dirs? sprechen sie: Ei, wenn Gott will und ihm solchs gefallen lässt, so ist er dir gnädig. Das ist eben auf den Affenschwanz gesetzt. Denn wenn du lang solcher Lehre folgest, so bist du eben so ungewisz wie zuvor. 65, 184 Da führen sie mich wieder ins 6. Kap. Johannis oder sunst auf einen Affenschwanz, dasz man indesz durch viel Geschwätz von der Sachen kompt und doch nichts ausricht. – Abgeleitet scheint EA 24, 322 drum bitte ich abermals die Drucker, dasz sie nicht so zufahren und mit ihren unzeitigen Drucken mir Unlust und den andern einen Affenschwanz machen. – Sinnverwandte Ra sind De W IV 657 das könnet ihr selbst wohl achten, es sei unfreundlich (wo nicht ärger), dasz ein Geselle, so fleissig seines Vaters Willen anzeiget, und darzu Schrift mitbringet, einem guten Mann sein Kind also versucht und auf das Narrenseil führet. EA 31, 9 dasz ich den Teufel aufs Narrenseil führe, dasz er sich selbs in seiner Klugheit betungen musz. Wrampelmeyer 509 Ita amatores illi miserrimi sunt martyres, die der Teufel am narrenseyl furet. EA 29, 159 den Teufel im Narrenseil führen. EA 15, 467 armen Seelen ins Narrenspiel gebunden werden.

Verwandt und hierher gehörig erscheinen auch die mit dem Ausdruck Affenspiel zusammengesetzten Ra, für welche Dietz I 46 sechs Nachweise gibt; vgl. hierzu auch EA 15, 348; 24, 46; 31, 46; 39, 286; 49, 226 und Wa I 39; V 723 Affenspiel.

Murner SZ 32 hat die Ra Dem deuffel vff dem schwantz mit einem Bilde, das den Teufel mit Affenschwantz zeigt.

V. 1
Ich hab wol manchen schelmen funden
Dem deuffel vff den schwantz gebunden
Der in wider wertigkeyt
Dem deüffel puntnisz zu hatt gseyt...

P. Gengenbach (Der Nollhart, Anm.) S. 468 V. 216 ff.

So gewinnen wir gar kein schantz
vnd seint vols vff desz teufels schwantz
Gebunden, vnd verstricket hart,
ich hoff zů dir einr bessern fart.

Wa IV 1118 Teufel 1399; 1461. Dahin gehört auch, wenn in der Historie vom D. Faust (Neudr. 7 u. 8 S. 50) Beelzebub Fausten auf seinem Rücken durch die Luft davon führt. Luther braucht den Ausdruck EA 44,316 Das ist des Teufels Schwanz voller Gift; er spielt damit allerdings auf den »giftigen« Schlangenschwanz an (vgl. unter Nr. 178). Sonst ist ihm wahrscheinlich Teufelsschwanz und Affenschwanz gleichbedeutend, denn der Teufel gilt ihm als unsers Herrgotts Affe, vgl. z.B. EA 34, 187; 34, 286; 36, 195, gerade wie im Faustbuch S. 112. Hier erscheint auch der Teufel als scheußlicher, alter Affe. In den Tischr. (Aurifaber 1566, Bl. 288 a) äußert sich Luther: Desgleichen glaube ich, dasz die Affen lauter Teufel sind. Lösche 75 Ego credo Diabolum esse in papagulis ... simiis, quod sic possunt imitari homines.

Zu der Volksvorstellung vom Schwanz des Teufels vgl. Grimm, D. Myth. 4 830; 834; Nachtr. 294; vom Teufel als Gottes Affen 823f.; Nachtr. 294; vom Band, Strick des Teufels 845f.

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