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356. Den T[eufel] an die wand / vber die thur malen
357. zu gefatter bitten

Diesen drei gleichbedeutenden Ra gesellt sich sonst bei Luther als vierte ›Den Teufel zu Gast laden‹. Wa IV 1086 Teufel 633; 646; 647; 650; 988; 1227; 1245; 1251 und öfter. Der Sinn der Ra ergiebt sich aus Egenolf 100 a Mann darff den Teufel nicht über die thür malen, er kompt wol selbs ins hausz. In procliui mala. Das bösz lert sich selbs, das gůt ist hert wie ein felsz, lasst sich nicht gewinnen. Mann darff dem vnglück keinn botten schicken, es kompt von jhm selbs nur zu frü ins hausz. Mann darff nit leusz an beltz setzen, sie wachsen selbs drinn, oder kriechen selbs wol drein ... Das vnnütz vnkraut wechsst vngesähwet vnnd vngepflantzt wol selbs im garten. – Zu Grunde liegt die Vorstellung, daß der Teufel immer da sei und bereit, jeden bösen Wunsch, den wir äußern, sofort zu erfüllen und jedes Glück, dessen wir uns unbedacht rühmen, zu zerstören. Der Teufel ist hierin die Kehrseite Gottes, der allgegenwärtig ist und Gebete erhört. Daraus mag sich dann weiter die Vorstellung entwickelt haben, man könne ihn auch an die Wand oder über die Thür malen, wohin man sonst die Heiligen Gottes malt, um jederzeit sich ihres Schutzes gewärtig halten zu können. Vgl. dazu das spöttische Wort Luthers EA 44,330 (291) Das sind Bischoffe, die man in Stein häuet und an die Wand malet. Ein alter mythologischer Zug ist es, daß man ihn zu Gaste laden und zu Gevatter bitten könne; darin ist er gleich dem Tode oder dem Riesen, den ein armer Mann zu Gevatter bittet (vgl. Grimm, D. Mythologie 4 711f. und 850 f. Kinder- und Hausmärchen 42; 44; Volksbuch vom Dr. Faust; Neudrucke VII und VIII, S. 9; 24). Bei Luther ist die Nebeneinanderstellung von Tod und Teufel sehr häufig. Einmal werden sie auch gleichwerthig als böse Gäste nebeneinander genannt; vgl. EA 52,338 O verfluchter Unglaube! o elende Welt, dasz du solche Gäste verachtest, ja verfolgest und dafür den Teufel und Tod zu Gast bittest, ja zu Herrn haben willt!

Im Übrigen vgl. bei Luther Weim. Ausg. II 121,6 Szo kummen sie dan aber und malen yn den teuffel uber die thur. EA 2 18,64 Aber ein Christ soll das wissen, dasz er mitten unter den Teufeln sitze und dasz ihm der Teufel näher sei, denn sein Rock oder Hembd, ja näher denn dein eigene Haut, dasz er rings umb uns her sei, und wir also stets mit ihm zu Haar liegen, und uns mit ihm schlagen müssen, also musz er uns nahend sein, wie das Sprichwort auch bezeuget: Man dürfe den Teufel nicht uber die Thür malen. In seinem Handexemplar hat Luther dazu am Rande bemerkt: Er kömmt sonst wohl in das Haus. Hoc est dictum contra blasphemos, qui omnia in nomine omnium diabolorum faciunt, sive surgant, sive strato se committant, edant vel bibant. Nemo autem unquam dicit: Ach, lieber heiliger Engel, heiliger Trost! Contra ita adsueti mala illa detestari non volunt. 23,137 Es darf noch grosser Gnade wider den Teufel, Fleisch und Welt, dasz wohlgerathe, ... dasz mans nicht dorfte wider Gottes Recht und mit Unwillen unfreundlich anfahen, und also den Teufel uber die Thür malen, er kompt wol selbs. 29,148 Man darf den Teufel nicht uber die Thür malen; 29,164 Denn da er [Karlstadt] den Teufel also weit zu Gevattern gebeten hatte, dasz der Pofel ohn ordenliche Gewalt die Bilder sollt stürmen, als durch Gottes Wort geheissen, da musste er fort, und das Nebengebot, das dran hing, auch treiben und heissen die Leute morden; 35,346 will er denn sein Regiment mit gutem Gewissen führen und seine Seele verwahren, denn mag man nicht den Teufel über die Thür malen noch zu Gevattern bitten, sondern der gemeine Pöfel wirds wohl ausrichten; 36,184 Man soll den Teufel nicht an die Wand malen oder zu Gevattern bitten, er kompt von sich selber; 44,33 dardurch man Christum austreibet und den Teufel zu Gast bittet; 47,80f. Darumb mache es mit der Pestilenz nit so böse oder arg als es an ihm selber ist, als die Bauern wollen lieber theuer Zeit und Krieg, dann die Pestilenz haben. Aber male den Teufel nicht uber die Thür, er kompt dir sonst wohl; 65,120 Man darf den Teufel nicht über die Thür malen er findet sich wohl selbs. DeW III 322 Denn es wird ohn das Unfriedes genug seyn und Krieges allzuviel sich finden. Man darf den Teufel nicht uber die Thür malen noch ihn zu Gevattern bitten. III 381 Wir sind mit ihm [Karlstadt] wohl beladen, und mir geschicht recht, dasz ich den Teufel so habe zu Gast geladen und ins Land erbeten. IV 568 Malet ihr ja nicht den Teufel uber die Thür und bittet ihn nicht zu Gevattern, er kömet dennoch wohl; denn solche Gesellen sind des Teufels Gesindlin, nehmen auch gemeiniglich ihr Ende nach ihren Werken. Neudrucke 76, Fabel 10 Vom hund und der hündin. Diese Fabel zeigt: Wenn die laus ynn grind komet, so macht sie sich beschissen. Wenn man den teuffel zu gast ladet. Sihe wie du des bosen los werdest, wenns vberhand krieg. Seidemann, Lauterbachs Tgb. S. 64 Sathan contemnendo est vincendus, sed in fide, non praesumtione. Man soll in gleich wol nicht zu gast laden. Denn er ist ein starcker feindt, den er sicht vnnd horet alles was fur vnns ist, was wir ietzund reden, et permissione dei omnia bona corrumpit. S. 142 Man sol Den teuffel nicht Zu gast laden. Nos oratione et vigiliis satis negotii contra ipsum habemus. Diese Äußerung that Luther, als man eine Geschichte erzählt hatte von Edelleuten, die ihre Pferde angetrieben und dabei geschrien hatten: › Der letzte des Teufels!‹ Darauf habe ein Knappe von seinen zwei Pferden das eine losgelassen, und dieses habe der Teufel fortgeführt in die Luft. S. 156 Es wurde von Jemand erzählt, der einen Pakt mit dem Teufel gemacht hatte. Er bereute das und beichtete. Als seine letzte Stunde kam, sprach er: › Der leib ist des teuffels. Aber der seel wirdt gerathen werdenn.‹ Endlich wurde er vom Teufel in Beisein vieler Beobachter durchs Fenster entführt. Respondit: Man Darff Den teuffel nicht locken, er kumbt wol sunst, vnnd wolte vnns gern bey als vnnser abgesagter feindt. Aurifaber, Tischr. 1566 Bl. 616 b erzählt Luther eine Geschichte von einem Wirth, der im Streite mit einem Landsknecht vor Gericht leugnete, von diesem Geld bekommen zu haben und sprach: ›Hab ich das Geld empfangen, so führe mich der Teufel hinweg.‹ Da drehte ihm der Teufel den Kopf um und führte ihn in der Luft davon. Da sagte Doct. Luther: Das er vngerne hörete, das man also bey dem Teufel schwüre vnd sich verfluchte, denn der Gesell were nicht weit von vns. Man dürffte jnen nicht zu gefattern bitten noch vber die Thür malen lassen, er were sonst nahe gnung bey vns. Preger, Nr. 306 Es heist nicht: abstinere a cibis, a carnibus, a mulieribus, a pecuniis, Das heist den teufl zu gast pitten mit aller seiner gastschafft.

Hierher gehören auch Stellen, in denen auf diese Ra angespielt wird, z.B. EA 28, 231 Es ist gewisslich der Teufel furhanden, aber wir sehens nicht. Es musz einer gar eine gute Kohle haben, wenn man den Teufel will schwarz machen: Denn er will auch gerne schone sein, wenn er auf die Kimesse geladen wird. 39, 363 Denn wer wohl regieren will oder soll, der wird den Teufel zu Gevattern haben müssen. Seidemann, Lauterb. Tgb. S. 186 Die papisten furchten sich, sehe ich wol. Plus timent Ducem Georgium quam Lutherum. Sie haben herzog Georg zu geuatternn gepettenn, wollen nun sein gernn losz werdenn.

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