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49. Auff rosen gehen

Wa III 1729 Rose 115; er erinnert an den Gebrauch der Rosen bei den üppigen Gelagen der Alten. Richtiger würde es sein daran zu erinnern, daß Rose für Blume schlechthin stehen kann (ZfdP XXIV 281 u. 427), daß sie jedenfalls unter ihnen die bevorzugteste ist. Wenn der Fuß über Blumen wandelt beim Hochzeitsgang oder über blumige Wiesen im Frühling, pflegt der Mensch glücklich zu sein.

Luther liebt diese und die verwandte Ra im Rosengarten sein sehr. Sein Wappenspruch war bekanntlich (vgl. Ketscher, M. Luthers deutsche Sprüche Nr. 3 u. Schleusner, D. M. Luthers Dichtungen Nr. 42)

Des Christen Herz auf Rosen geht,
Wenns mitten unterm Kreuze steht.

Dieser Spruch darf nach Schleusner Luther selbst zugeschrieben werden, weil er noch bei seinen Lebzeiten wiederholt mit Hinweis auf seine Echtheit ins Lateinische und Griechische übersetzt worden ist. Am 8. Juli 1530 erklärt Luther in einem Briefe (De W IV 79) dem Lazarus Spengler ausführlich sein Petschaft, welches ihm nach einem Briefe des Jonas vom 29. [?] Juni 1530 (Corp. Ref. II 156) Prinz Johann Friedrich in Stein schneiden und zu einem Petschaft in Gold fassen ließ. Es ist aber hiermit nicht erwiesen, daß, wie Ketscher annimmt, dieser Wappenspruch aus dem Jahre 1530 stamme. Das Wappen hat Luther jedenfalls schon im Jahre 1528 im Petschaft geführt. Ein Abdruck davon befindet sich auf einem angesiegelten Blättchen der Handschrift des (großen) Bekenntnisses vom Abendmahl, die jetzt im Museum zu Magdeburg liegt. Vgl. Theolog. Stud. u. Krit. 1882 S. 147. Über das älteste Vorkommen dieses Wappens macht mir Prof. Pietsch folgende Mittheilung: »Die wohl älteste Ausgabe des andern Teils des alten Testaments [o. Jahresangabe, 1524 vor April erschienen] hat am Schlusse zwei Schilde. Der linke (vom Beschauer) enthält das Lamm mit der Siegesfahne, aus dessen Brust das Blut in einen Kelch strömt, der rechte die Rose mit Herz und Kreuz in der Mitte, über dem rechten: M L Unter dem Ganzen: Dis zeichen sey zeuge, das solche bucher durch meine hand gangen sind, den des falsche druckes vnd bucher verderbens, vleyssigen sich ytzt viel Gedruckt zu Vuittemberg. Hier ist zweifellos die Rose mit Herz und Kreuz als persönliches Wahrzeichen Luthers, also als Wappen gebraucht«. – Die Ra braucht Luther bei der Beziehung auf sich selbst zum Theil ironisch EA 30, 11 f. Ja, dasz sie nichts vergessen, preisen sie sich selbs, wie grosse Märtyrer sie sind und viel leiden müssen, auch vom Luther. Der Luther aber leide gar nichts, habe auch den Geist verloren und gehet auf eitel Rosen. 30, 148 Noch leiden wir nichts, sondern gehen auf eitel Rosen und sind Schelter und Beisser. 36, 177 Das kömmt die Regenten nicht leicht noch süsse an; sie sitzen nicht auf einem sammeten Pfühle oder Kissen; sie gehen nicht auf Rosen, sondern müssen manchen Schweisz darüber lassen. 43, 22 Auch itzt künnt ich wohl Exempel anzeigen von grossen Leuten .. ob sie gleich auch auswendig wohl gelebt und fürstlich in Seiden und Gold sich gekleidet und anzusehen gewest, als die auf eitel Rosen gingen, aber täglich unter eitel giftigen Schlangen müssen sein. IV. Predigt zu Eisleben gethan XLVI Wenn jr auch auff fewrigen Kohlen gienget, So sols euch düncken als gienget jr auff Rosen (Jen. Ausg. VIII 308 a). Die Stelle Weim. Ausg. XX 126, 31 vult vivere in gaudiis sine cruce giebt die Übersetzung des J. Jonas: will immer in Ruhe und Wohlleben sein und auf Rosen geben ohne Kreuz.

Vgl. auch EA 217, 328 ander Leute haben auch ihr Unglück und Kreuz, wiewohl sie eine Zeitlang im Rosengarten sitzen und sich des Glücks und Guts nach allem ihren Willen brauchen. 2 19, 100 Wie es denn in dem Papstthum ergangen, da sind sie im Rosengarten, das ist in aller Ruge und Fülle gesessen. 51, 270f. dasz wir müssen sagen (wie S. Bernhard von sich sagt): Ich meint, ich sässe im Rosengarten und weisz nicht, dasz ich mitten unter Mördern sitze. – EA 35, 318 lässt sich dünken, der Ehestand sei nur ein Rosengarten. 50, 152 ihr Plagen, Martern und Angst, das soll euer Freud und Lust und Rosengarten sein. Altenb. Ausg. V 1248 (Übers. der Anm. zu Pred. Sal. von J. Jonas) fühlet er noch keine böse Welt, da sein lauter Rosengarten, Freude und Lust.

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