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21.
Bekenntnisse.

Wenn wir immer tiefer in den Herbst und Winter hinein geriethen, – schrieb unser alter Hausfreund, wir fanden es in seinem Nachlaß – wenn die Tage immer kürzer wurden, kaum es lohnte, am späten Morgen die Lampe auszulöschen, die man am frühen Abend doch gleich wieder anzünden mußte, und die Sonne manchmal, weiß der liebe Himmel wo spazieren ging, ohne für uns arme Erdenwürmer auch nur einen einzigen mitleidigen Blick übrig zu haben, wie oft sagte ich da: »ei, wenn die Sonne einmal ganz vergäße wieder zu kommen, was dann, Schwesterchen?« Die gute Schwester, die für meinen kleinen Haushalt sorgte, wie's besser die beste angetraute Hausfrau nicht vermocht, die mir niemals weh gethan – höchstens meinen, von je sehr schwachen, aber für Farben äußerst reizbaren Augen, wenn sie eine etwas zu grell gelbe Schleife auf ihr Häubchen steckte. Gelb, nur ein blasseres, nicht ganz dies scharfe Zitronengelb stand ihr ja gut und ließ kaum merken, daß ihre Gesichtsfarbe doch auch ein wenig in's Graugelbliche spielte ... Die gute Schwester! Wahrhaft betrübt hat sie mich nie als in jenem Sommer, wie ich die Windmühle mit einem Flügel sah und dachte: das bin ich. Nun die Mühle mahlte doch noch, wenn gleich der arme eine Flügel sich langsam und traurig drehte, und die Mühle weniger schaffte. Aber sie schaffte doch noch. Ja dazumal wurde es auch dunkel um mich und in mir am hellen Sommertage. Um wie viel mehr, als das Jahr wieder zur Neige ging, als wieder einen Tag Nebel, einen Regen, einen Tag Regen, den andern erst recht Nebel, die triefenden Aeste der kahlen Bäume gar nie mehr trockneten – einmal Schnee, der sehr weiß herunterkam, um zu desto schwärzerem Schmutz zu werden, ein andermal der Himmel so düsterlich grau, daß er das bischen Licht, was er noch hatte, nur von den glänzenden Schneefeldern hier unten geborgt zu haben schien ... Ei, wenn die Sonne gar nicht wieder käme? sagte ich mir banger denn je. Das ging so bis in den Januar, auch wol bis Ende Januar. Den einen Morgen sitze ich auch wieder an meinem Schreibtische, ohne zu schreiben. Mir fiel nichts ein, ich war ganz dumm, und mochte gar nichts wissen von der lichtlosen, grauen eiskalten Welt da draußen: da schimmert und flimmert so was seitwärts, nicht ganz draußen, nicht ganz d'rinnen. Das Auge muß doch hin unwillkürlich – und siehe! ein goldlichter Streif, nur ganz schmal, keinen Finger breit, säumt die Fensterwange. Aber es ist doch Licht: die alte Sonne, der alte Gott lebt noch! Gottes Sonne hat ihr Antlitz doch noch nicht ganz und für immer abgewandt von der alten dunkeln Erde, von unserm alten leidigen lieben Erdendasein. –

Am gleichen Morgen begann ich, einzelne Erinnerungen aus meinem Leben aufzusetzen, die ich hier gerne mittheilte, dürfte ich nur annehmen, daß sie den Freunden, für die diese Blätter bestimmt, zu einiger Unterhaltung gereichen könnten, was nicht immer so ganz leicht vorauszusehen. Nur ein untrügliches Zeichen habe ich jetzt. Werde ich von dem, was ich schreibe, so ergriffen, daß nur die hellen Thränen über das Gesicht rollen, in der Tiefe meiner Empfindung oder vor Lachen, dann weiß ich sicher: das Zeug taugt nichts. Freilich gab es eine Zeit, wo ich das noch nicht so wußte. –

»Um Himmelswillen, was haben Sie? Sie sind ja ganz aufgeregt,« sagte mein lieber Herr Nachbar, der mich zu einer Partie Schach besuchte, als ich eben eine der ergreifendsten Scenen meines Trauerspiels vollendet. Ich machte um so weniger ein Hehl vor ihm, als ich dem Abschluß des Ganzen nahe, von dem Wunsche beseelt, das Werk zuvörderst in vertrautem Kreise vorzulesen. Der liebe Herr Nachbar nahm es mit gewohnter Freundlichkeit auf, doch nicht ganz so warm, als ich vorausgesetzt. Um so mehr geboten schien, der Freund mit meinen Intentionen bekannt zu machen. »Ich stelle Schiller sehr hoch – aber ...« Mein lieber Herr Nachbar stand auf und gab mir die Hand. »Ich halte mich für kein Genie« ... Jetzt trat der liebe Herr Nachbar mit einer gewissen Eilfertigkeit ein paar Schritte zurück. Ohne sich umzusehen, mich immer fest im Blicke, bewegte er sich weiter in der Richtung auf die Thür zu. Als höflicher Wirth will ich ihn begleiten und womöglich mich doch auch noch vollends aussprechen. So vertrete ich ihm von ungefähr den Weg. Er zur Seite – ich auch. So manövriren wir denn eine Weile hin und her, Zug um Zug, statt auf dem Schachbrette mit den Puppen in eigener Person bis ich eine Blöße gebe, und im Nu – weg ist er. Auffallend war, wie er sich bei unseren strategischen Uebungen den Rücken zu decken suchte, besonders gegen den Ofen hin. Bei einem so bescheiden über seine tragische Muse denkenden, hocherregten Dichter mochte ihm der schwere eiserne Haken zum Schüren des Ofenfeuers als eine Waffe erscheinen, die unter Umständen gefährlich werden konnte. Das Alles wurde mir aber erst später ganz klar. Einstweilen vollendete ich mein Stück, und nach Verlauf von einigen Wochen las ich es, meinem Wunsche und Vorhaben gemäß, auch in der That vor. Ich las und las, sah mit keinem Blicke auf und dachte an nichts, als was ich las, bis zu dem verhängnisvollen: »der Vorhang fällt.«

»Und dann kommt noch ein Aufzug?« sagte mein lieber Herr Nachbar.

»Traut'ster Freund, fünf, – das ist ja nur das Vorspiel.«

Zunächst kam der Schmorbraten, der nicht länger warten konnte, ohne zu Brei auseinander zu schmoren. Und die Tischunterhaltung war so lebhaft und heiter, stockte keinen Augenblick – ja ich glaubte wahrzunehmen, daß so oft nur die entfernte Möglichkeit einer Stockung sich zeigte, das allgemeine Streben, es nicht dahin kommen zu lassen, einen gewissermaßen krampfhaften Charakter annahm. Die fünf Hauptakte wurden den Abend nicht mehr gelesen.

Ein günstigeres Gestirn schien meinem Lustspiel aufzugehen, das ich in demselben Kreise vorlas. Es wurde viel gelacht Anfangs. Ich hatte komische Züge von Bekannten entlehnt, und das ist denn sehr dankbar. Ich hätte nur mehr davon bringen sollen, allein dann hätte ich vielleicht zu sehr in die Nähe greifen müssen, und das wird dann manchmal wieder weniger dankbar. Nach und nach verlor sich die Neigung zum Lachen, es wurde stiller, immer stiller, die Gesichter immer ernster: zuletzt konnte man die Lampen knistern hören. So ein feierliches Schweigen hätte ich mir wünschen mögen bei der letzten Scene des letzten Aufzuges meines Trauerspiels. Das Lustspiel hatte nur einen Akt. Als ich das Manuscript wieder zuklappte und aus der Hand legte, wollte erst Keiner mit seinem Urtheil heraus, bis ich dringend darum bat. »Wenn ich ganz aufrichtig sein soll,« sagte der Hausherr. »Versteht sich, versteht sich, sonst hat es ja keinen Werth.« »Nun – da gefiel mir das Trauerspiel doch schon noch besser.« Tante Malchen rieb sich die Augen: »ich finde es sehr hübsch, und bei der Aufführung wird es sich ja noch viel hübscher machen, wenn recht gut gespielt wird – und im Kostüm – und mit den Dekorationen« ... Warum war die gute Tante Malchen nur nicht Generalintendant der königlichen Schauspiele oder wenigstens Oberregisseur? Der sofortigen Inscenirung hätte nicht das Mindeste im Wege gestanden.

Für etwas Eigentümliches hielt ich meine »menschliche Komödie«. Die las ich aber nicht vor. Ich theilte sie in der Handschrift einem andern Freunde mit, und da er, der sonst ziemlich oft kam, seitdem weg blieb, auch sich gar nirgend mehr zeigte, wo ich ihm hätte begegnen können, lud ich ihn zu Mittag ein. Er ließ zusagen und erschien pünktlich. »Nun haben Sie gelesen?« »Gewiß« – er drehte eifrigst seine silberne Dose zwischen den Fingern. »Vor Allem eine Frage: Sie haben den Humor im höchsten Sinne erstrebt, nicht wahr?« »Das leugne ich nicht.« »Da liegt der Hase im Pfeffer. Es mag ja Alles wunderschön, meisterhaft nach Ihrem Princip sein – nur unsere Principien gehen zu sehr auseinander. Daraus entwickelte er seinen »höchsten Humor« und der hatte denn einen gar nicht genug zu schätzenden Vorzug vor vielen, ja den meisten anderen Bestimmungen dieses, unendlich oft und unendlich verschieden gefaßten Begriffes. Sein höchster oder tiefster Humor war eben so anschaulich als allgemein verständlich. Mir personificirte er sich sofort in der Gestalt eines langen, hagern, bartlosen, nicht mehr jungen Herrn, der in abgetragenem grauen Anziehmantel, den Regenschirm unter dem Arm, in etwas zu kurzen Hosen, mit desto längeren Schritten daherschiebt, ausgerüstet mit einer Menge guter Kenntnisse, mit Citaten, Anekdoten und Schnurren vollgepfropft bis an die Halsbinde, und pflichttreu zu seinen Lectionen eilt. Mit einem Wort: sein Urtypus des tiefsten oder höchsten Humors glich auf ein Haar meinem Freunde, dem gelehrten Herrn Magister selbst. Da konnte die Muse meiner armen Tragikomödie freilich kein Glück bei ihm machen. Die ging nicht in ausgewachsenen Hosen und im grauen Mantel ... Ich theilte das Schicksal jenes Hakenbüdners: »habe ich Schmeer, wollen sie Hering – habe ich Hering, wollen sie Schmeer – habe ich Schmeer und Hering, wollen sie gar nichts.« Meine, mit dem göttlichen Dante rivalisirende »menschliche Komödie« mußte allerdings, um ihrem hohen Vorwurfe einigermaßen gerecht zu werden, sowol Schmeer als Hering in starken Dosen anwenden.

Im Uebrigen war der Herr Magister bei bester Laune und bestem Appetit: »Freund, wenn Sie denken, ich bin satt – quod non. Ich bin so frei und nehme mir noch ein Stückchen, aber nicht das Kandidatenstückchen« ... »Freund, sehen Sie nicht her, Sie werden denken, mein Magen hat 'nen doppelten Boden wie ein Diebskoffer. Bodenlos ist er nicht, aber auch in einen müßigen Mantelsack geht viel hinein, wenn man zu packen versteht.« ... »Nun aber auch kein Atom mehr! Doch alte Leute sind wunderlich: wenn sie gegessen haben, wollen sie auch trinken.«

Nach Tische kam der Major, der nach seiner Art sogleich die Bilder an der Wand besah. »Dies hing hier sonst nicht.« »Nein, wir hatten es in der andern Stube.« »'N hübscher Schlingel – denn ein Junge soll es doch wol sein? Man kann das Geschlecht kaum unterscheiden. Aber die Mädchen räkeln sich nicht so, wenn sie sich malen lassen, oder sich selbst malen wollen.« Und er ahmte die Stellung nicht übel nach, den Kopf auf den Arm gestützt. Nur war auch damals schon sein graubärtiges Gesicht zu verwittert, um die Nachahmung nicht immer noch recht wohl unterscheiden zu lassen vom Originale des jugendlichen Raphael oder auch nur von meinem Stich. »Und dies große Dings da? Das ist wol das neue Präsent Ihrer dankbaren Schüler?« »Haben Sie 's noch nicht gesehen? Ja wol das ist's. Nun was sagen Sie? Ist es nicht ein herrliches Bild? Und auch der Stich, sehen Sie sich's nur näher an.« »Was stellt das denn vor?« »Wissen Sie nicht, aus der Apostelgeschichte?« »Nein, ich weiß nicht.« »Es ist der Tempelschänder, der in voller Rüstung hoch zu Roß in das Heiligthum dringt.« Der Major sah scharf hin, das eine runde, in Horn gefaßte Glas am Auge. Ich war wirklich gespannt, was er sagen würde. Und er sagte: »Das Luder hat ja Piephacken.« Raphael und Andere mochten mehr verstehen von der Malerei, der bessere Pferdekenner war der Major.

Wir hatten ihn nicht erwartet, er kam mir aber sehr gelegen. Einen kräftigeren Verbündeten konnte ich mir gar nicht wünschen in meinem herkömmlichen Streite mit dem Magister, der kein geborner Preuße und pedantischer Purist, nicht des leisesten Verständnisses fähig für unsere provinziellen Sprachfeinheiten.

»Warten Sie, den wollen wir fassen!« Und der Major wandte sich, mir zublinzelnd, mit der Miene eines Examinators an den Magister. »Können Sie mit drei Worten sagen, wie der Schinken kochen muß? Aha – das können Sie nicht, aber wir: der Schinken muß nicht »quaddern« und muß nicht »prischeln«, er muß nur »sibbern«. Da Sie diese Frage nun nicht beantwortet, werde ich mir erlauben, Ihnen eine andere vorzulegen. Können bei Ihnen die Männer ihren Frauen mit zwei Worten so viel Trautes und Liebes sagen, wie alle Turteltauben der Welt sich nicht mehr sagen können? Ja, ja, besinnen Sie sich nur, mein guter Herr Magister! Nun, bei uns sagen die Männer zu ihren Ehefrauen »traut'ste Frau«, und mehr können alle Turteltauben der Welt auch nicht sagen als: »Trutste Fru, trutste Fru.« Und jetzt nehmen Sie sich aber zusammen. Bestehen Sie wieder nicht, dann sind Sie fertig.« Der Major räusperte sich kraftvoll. »Können Sie mit vier Worten sagen, wie die Männer vor der Hochzeit, und wie die Männer nach der Hochzeit sind. Wir wollen human sein! Können Sie's in Ihrer berühmten Meißener Mundart nicht, geben Sie's im reinsten Schriftdeutsch, meinetwegen auch lateinisch, griechisch, hebräisch oder chaldäisch ... Sie werden es bleiben lassen mit all Ihrer Gelehrsamkeit.«

»Und wie sagen Sie denn?«

»Ja, mein Bester, ich kann es auch nicht. Lachen Sie nicht, daraus kommt es ja gar nicht an. Unsere Frauen können es aber. Die sagen: »erst jenseln sie un' bonscheln sie, un' denn sind sie strammbulstrig und naupertschig.« Und jetzt sind Sie still – keine Silbe mehr gegen unsere alte liebe Muttersprache! Sie sind gewogen und zu leicht befunden mit Ihrem superfeinen Schulmeisterdeutsch. Sie sind durchgefallen – unten durch – klaftertief – total durch. Wollen Sie die Schlappe nothdürftig wieder ausgleichen, da ist nur ein Mittel. Erzählen Sie die Geschichte vom Möppel mit dem Kalbsgeschlinge.«

Erst wollte er nicht, aber unser triumphirender Major ließ nicht ab, drangsalirte und drangsalirte, da gab er endlich nach und erquickte uns richtig noch mit dieser Perle des echten Humors im höchsten und tiefsten Verstande, vergaß auch nicht, was ihm sonst bisweilen passirte, die Pointen »Moppel, hast d' m'r geschnappt 's Geschling' – sollst d' doch nich' schnappen und schlampampen d'Sauce ... Und fix spuckt er auf die zwei Fingerspitzen und wischt das schöne Recept zur Sauce wieder ab, das er sich mit Kreide auf die ledernen Hosen notirt.« –

Ach, jetzt erzählt der lange Herr Magister keine Schnurren mehr, will auch nicht mehr im blinden Reinigungseifer mein geliebtes ehrwürdiges altes Y mit Stumpf und Stiel ausrotten aus unserer deutschen Schrift, für das ich mit ihm so manche Lanze gebrochen. Und schon lange vor ihm ging auch der Major ab »zur großen Armee« – beide vor mir. Wer hätte das gedacht!

Wie sagt der Landmann: der schwache Halm giebt nach, krümmt sich, duckt sich – die Sense geht glatt über ihn weg – die kräftigen mit vollen Aehren leisten Widerstand, fallen Reihe bei Reihe in dichtem Schwad. Wie sagt der Holzhändler: die viel bewunderten ältesten Bäume im Walde – die waren alle einst Krüppelwuchs. Rupft dem einen die Ziege den Kerntrieb ab, verschnitten den andern die Buben zu Spielgerten, so verlor der dritte im Windbruch die Krone. Da wuchsen sie ohne Spitze und Krone, schief und krumm, aber sie wuchsen doch. Und als sie groß waren, gingen der Förster, der das Holz zum Schlagen zeichnete, gingen die Männer mit Axt und Säge, gingen wir Händler Jahr aus Jahr ein bei ihnen vorüber und holten uns für gleichen Preis Schlügerlohn und Transport doch lieber das kernige heile, gerade Holz heraus. Und wie sagte der Scharfrichter: »Zurück, meine Herren, ich muß sehr bitten – Sie sind noch nicht an der Reihe. Doch immer einer nach dem andern! Nur Geduld – die schwersten Verbrecher kommen zuletzt heran.« –

Und so nutzen wir die kurze Henkersfrist, den allgütigen Gott anzuflehen um Gnade – wer bedürfte ihrer nicht vor seinem Richterstuhle – von ganzem Herzen zu danken unseren Gönnern, Freunden und treuen Nachbarn für all ihr Wohlwollen, für all ihre Milde und Nachsicht, von ganzem Herzen abzubitten Allen, denen wir Unrecht thaten, mit Vorsatz wol kaum – es kann nur in Uebereilung, in aufbrausendem Affect geschehen sein – von ganzem Herzen zu vergeben allen denen, die uns zum Schaden handelten, uns kränkten oder zu kränken suchten – gelang es nicht allemal, thut nichts: man sieht doch den guten Willen und nimmt vorlieb – zu vergeben auch denen, die uns mit lächerlich kriechenden Redensarten um den Bart gingen gestern noch, da sie uns brauchen zu können meinten, und heute, da sie meinen, uns nicht mehr brauchen zu können, dem edeln Spruche folgen: wenn ich aufstehe, stoße ich den Stuhl um – ja auch denen – leicht wird es mir nicht – aber als Christ und Philosoph will ich auch ihnen von ganzem Herzen ... verzeihen? ... Ich denke nicht daran. Das Donnerwetter soll den Herren von ganzem Herzen die Suppe salzen und pfeffern, wenn es ihnen in ihrer edeln Haut am besten schmeckt ... Sachte, sachte, Alter! Noch immer nicht reif? Wie lange willst du noch warten? Beuge lieber den Nacken, neige dein Angesicht und bete ein Vaterunser, wenn du's noch kannst ... Und vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergaben unseren Schuldigern.

*

 


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