Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

13.
Ungebetene Gäste.

»Albertine und Ludwig sind noch nicht in diesem Hause geboren,« erzählte die Mutter den Kindern, auch den jüngeren und jüngsten, wie sie es den ältesten erzählt, und später wieder die Großmutter den Enkeln erzählte. »Da wohnten wir noch bei dem Herrn Stadtrichter. Dann kaufte der Vater den Garten, das heißt den vorderen Theil, das andere hat er nachher zugekauft. Im Winter ließen wir das Holz fahren, es war sehr schöne Schlittbahn, und so gegen den April, wenn wir hinausgingen, und es wurden schon die Balken behauen: klipp, klapp, klipp, klapp! das klang lustig, ich hatte große Freude daran. Auch gab es weniger Verdruß für uns, als sonst wol beim Bauen. Wir hatten den Bau in Akkord gethan, und das muß ich dem seligen Meister Strippentow im Grabe nachrühmen, das beste Material hat er genommen und Alles sehr solide machen lassen. Man sieht es dem Hause nicht so an, aber es ist besser gebaut als manches größere. Es war das erste in der Straße, das von Engelrecht's das zweite, das ist aber schon nicht mehr ganz so sorgfältig gebaut. Wir brachten es noch den Sommer unter Dach, zogen aber erst den folgenden Herbst ein, damit Alles recht gut austrocknete. Beim Einzuge stellten wir die Wiege oben auf den Boden, es schlief keines von euch mehr darin. Indessen zum Frühjahr ließen wir sie wieder herunterbringen, und da trugen sie ein paar Dienstboten, die wir nicht gemiethet. Lohn und Kostgeld gaben wir ihnen auch nicht, sie sind uns aber doch theuer zu stehen gekommen. Mägde waren es keine, banden auch keine Schürzen um, aber Schurzfelle. Dazu hatten sie lange schwarze Bärte und rothe Epauletten mit Fransen ... Nun was waren das wol für dienstbare Geister?«

»Franzosen.«

»Ja, es waren zwei französische Sappeurs. Nun diese beiden hätten auch wol ebenso gerne mit ihren blanken Beilen in der Heimath Bauholz zu friedlichen Häusern glatt gehauen, abgebunden und aufgerichtet, als bei uns Schanzen zu bauen. Der Eine war selbst verheirathet, der Andere nicht, man merkte ihm doch auch an, daß er von Hause aus was Besseres gewohnt, als das öde Kriegsleben. Das waren von den Ersten dieser ungebetenen Gäste. Als dann endlich – Gott sei ewig Lob und Preis! die Zeit kam, daß wir die letzten heraus komplimentirt, das Volk zog durch die Straßen »Heil dir im Siegerkranz« singend, und die Stadt war erleuchtet, da haben mich die Anderen alle mutterseelen allein gelassen, die Mädchen, auch der Vater und die Kinder. »Geht nur, geht!« sagte ich selbst, »und seht es euch an, daß ihr für's ganze Leben den Abend nicht vergeßt. Einen Beschützer behalte ich ja, der bleibt mir treu, der verläßt mich nicht.« Es war auch ein letzter Gast, und doch kein Fremder, er hatte auch nicht die Wiege, die jetzt zum letzten Mal an meinem Bette stand, uns freundlich heruntergetragen – er lag selbst darin. Ehe es jedoch so weit – was ist da nicht noch Alles an uns vorübergegangen! Ich möchte es nicht noch einmal erleben. Und denke ich so zurück, ist's mir oft wie ein Traum. So war mir's auch nach jener furchtbaren Nacht der großen Ueberschwemmung, wo wir das unheimliche Brausen, das Rufen und Schreien der Menschen, die in Angst und Schrecken ihre Habe zu bergen suchten, das Brüllen des Viehes, das hinauf getrieben wurde, bis zu uns auf sicherer Höhe nur zu gut hörten. Als dann der helle lichte Tag heraufkam und späterhin, als die Wasser verlaufen, die gebrochenen Deiche hergestellt, die Wiesen und Felder wieder grünten, der größte Schaden wieder ausgeglichen – war das nicht Alles auch nur wie ein schreckliches Gesicht der Nacht? Sehe ich aber noch jetzt in der Niederung, wo vordem fruchtbare Aecker, den dürren schieren Sand, hier und da einen Teich oder Dümpel, wo sonst ein Garten oder Erlenbusch, – bringt der »Alli-di-Baierchen«, wie sie ihn nennen – ich weiß nicht mal wie er eigentlich heißt – junge Stämmchen aus seiner Baumschule, er versteht das Okuliren und Pfropfen besser, als irgend wer von unsern Gärtnern, – stößt der alte Jankowski das Gras in den Gartengängen ab, harkt oder gräbt, und schiebt noch immer zwischen jedes zweite Wort, das er radebricht, sein kauderwelsches »Tessente«, von dem Keiner weiß und ahnt, ob das spanisch, portugiesisch, kosakisch oder nur ein vom alten »Tessente« selbst für sich allein und ganz apart geschaffener Lückenbüßer, – erzählt Frau von Hillerström, wie sie auf ihrer großen Reise nach dem Rhein von Baden-Baden nach Freiburg im Breisgau gekommen, und ihr's da mit einmal gewesen, wie sie die Menschen sprechen hörte, als seien Alle, vornehm und gering, Brüder, Schwestern oder Vettern und Basen von – ihrem Kutscher, der ja auch in der That der einzige, der hier zurückblieb von den Badensern – den Andern gefiel es doch besser im heimischen Breisgau, scheint es – kommt der Nachfolger von Meister Gutzeit zum Haarschneiden oder einen Karton falscher Locken unter dem Arm angehumpelt, mit seinen kurzen Dachsschrittchen behender wie mancher ungeschickte Langbein: » bon jour, madame, bon jour, monsieur! – ja dann sehe ich wol, ich habe doch nicht blos geträumt von den tosenden Wassern und von den wilden Wogen der Völkerüberschwemmung. Was hinweg gerissen – und was zurückblieb, beides sind Zeugen, die keinen Widerspruch dulden.«

»Lieber die Franzosen als Feinde, wie die Russen als Freunde« hörte und hört man noch oft. Um das recht zu verstehen, muß man wissen, es giebt so eine Art schwarzer Käfer – wer sie nicht kennt, desto besser! Wie Alborns neben dem Bäcker wohnten, haben sie die Bekanntschaft recht gründlich gemacht. Weiter nach Ostpreußen hinein, wenn da so ein schwarzer Kamerad sich plötzlich zeigt, springt auf, wer ihn zuerst bemerkt: »'n Ruß, 'n Ruß« – Alle sind hinterher, und wem es gelingt, den »Ruß« zu erwischen, der tritt, schlägt oder drückt den »Ruß« todt. Die allereigenste Wirthin denkt in der Hitze der Jagd nicht mal an den Fleck auf der Diele oder an der Wand. So wie man aber über der Grenze, in Rußland selbst ist; sind die Käfer auch wol noch da, nisten sich auch am liebsten bei Bäckern, Fleischern oder in der Nähe von anderen Häusern ein, wo die knappe Zeit zuletzt hinkommt, werden auch da verfolgt, todt getreten, gedrückt und geschlagen, wenn man sie erwischt, sonst nicht – nur sind es nicht mehr »Russen« – es sind Preußen »Prussaki«. In manchen deutschen Gegenden nennt man sie Schwaben, wenn ich aber wissen will, wie sie im Schwabenlande heißen, dann lacht der traut'ste Vater nur: »Prussaki jedenfalls nicht.« So ist das überall mit den lieben Nachbarn, zumal wenn's heißt: das Kind ist todt, die Gevatterschaft hat ein Ende. Ab und zu reichen sich die Nachbarskinder doch wol wieder die Hand über den Zaun – es braucht keiner roth zu werden! Was jetzt etwa drüben Nettes wächst und blüht, da langt von euch doch noch keiner heran. Die jetzt in den Windeln liegen, das ist eure Generation, mit denen werdet ihr mal tanzen. Ja, pörscht euch nur! ... Aber denkt an mich.«

»Manierlicher waren die Franzosen, das ist keine Frage. In der ganzen großen französischen Armee, wo doch so viele feine und galante Offiziere, war sicher auch nicht ein einziger so fein und galant, wie jener russische Oberst, den Engelrechts im Quartier hatten. Die Pinchen war damals ein junges, hübsches Mädchen, und der Herr Oberst war äußerst aufmerksam gegen sie. – Wie sie nun den einen Tag im Saal am Fenster stehen – damals gingen die Fenster noch auf den Hof, der Garten war noch nicht bis an das Haus – so marschirt dicht vor dem Fenster eine Anzahl Russen auf, in ihren langen grauen Mänteln mit Tschackos wie Kochtöpfe, die breiten ein paar Bund Stroh aus, legen einen armen Teufel über, dem sollen Fünfundzwanzig oder wie viel mehr auf gezählt werden ... Er hatte nichts gethan, der Herr Oberst wollte den Damen nur zeigen, was er für eine erhabene Gewalt über seine Leute hatte. Nun die Damen bedankten sich für die zarte Aufmerksamkeit, sie hatten schon an der Vorbereitung genug.«

»Und wieder der Allernetteste und Feinste, den wir hatten von der ganzen großen französischen Armee, war kein Franzose – das war ein Niederländer. Jeden Morgen ritt er hinaus nach der Weichsel, wo ein Brückenkopf angelegt wurde.«

»Was ist das?«

»Das sind Schanzen zur Verteidigung des Stromüberganges. Er war vom corps de genie, und jeden Abend, wenn er zurückkam, war das Erste, daß er sich vollständig umkleidete, von Kopf bis zu Fuß. Tag für Tag frische Wäsche – und was für feine Wäsche. Da haben wir kennen gelernt, was holländische Sauberkeit heißt. Die wurde dann auf harte Proben gestellt, als er mit nach Rußland mußte. In welchem Zustand kam der Arme zurück! Wir haben ihn so gar nicht mehr gesehen, aber er erzählte uns. In Königsberg hatte er zum ersten Mal wieder ein gutes Quartier. Der Hausherr durchschaute bald, mit wem er es zu thun, trotz seines reducirten Aussehens, und bezeigte ihm seine Theilnahme. »Wären wir nur erst vierundzwanzig Meilen weiter?« ... »Wo denn?« ... Er nannte unsere Stadt. »Weshalb denn da gerade?« »Da habe ich Freunde.« »Wen denn?« Nun nannte er uns. »Wenn das Ihre Freunde sind, sind Sie auch mein Freund.« Und er schoß ihm Geld vor, daß er sich wieder das Nöthigste anschaffen konnte, und war ihm in jeder Weise behilflich. Jener menschenfreundliche Mann ist auch einmal Schüler eures Vaters gewesen, muß also seinem Lehrer doch ein dankbares Andenken bewahrt haben. Das Dichterwort vom Fluch der bösen That mag immerhin von nur zu furchtbarer Wahrheit sein, ich meine aber, der große Dichter wäre darum nicht kleiner geworden, hätte er irgend wo angebracht, auch so in einer recht schönen Stelle, die sich einprägt, daß man's nicht wieder vergißt, wie auch das Gute, was der schwache Mensch thut, seine segensreichen, oft ungeahnten, überraschenden Früchte trägt – wo nicht für uns selbst, so für Andere, und das ist doch auch schön. Der Offizier hieß Annemat, und die Annemats – das haben wir nachher auch durch die Baronin Hillerström erfahren, die auf jener Reise mit Landsleuten von ihm bekannt wurde, die sollen eine sehr angesehene Familie in Holland sein; der unserige könne nur der sein, der Mitglied der Generalstaaten geworden: so heißt es, glaube ich. Wir wechselten eine Zeit lang noch Briefe, allmälig schläft so etwas doch ein. Ich möchte nur wissen, ob er geheirathet hat? Ach, sicher! Das Bild seiner Braut zeigte er uns, und die beiden Wünsche hätte er nur, lebend und gesund zu ihr zurückzukehren, aber – nicht ohne das rothe Bändchen. Er meinte den Orden der Ehrenlegion, und wenn ihn der Vater damit neckte, dann sagte er: »Lie–ber Dok–ter – 'aben is nix, aber – niecht 'aben!« Zu den Kindern war er wie ein Bruder, die sind untröstlich gewesen beim Abschiede. Da ging gerade ein Gärtnermädchen mit Blumen vorüber: um sie nur ein wenig zu beruhigen, schenkte er der Albertine einen schönen blühenden Levkoienstock, dem Ludwig einen Goldlack ... Aber laßt euch das von denen selbst erzählen, das ist ihre Geschichte. Man soll Anderen ihre Geschichten nicht vorweg erzählen. So weit war es doch auch ein bischen meine Geschichte, und ich mag mir meine Geschichten auch nicht von Anderen wegerzählen lassen ... Der gute Annemat!« –

»Ja, wir haben von allen Arten und allen Nationen gehabt. Hohe und Niedrige, Offiziere und Gemeine, Commissäre und Handwerker. Oft waren wir auf eine, höchstens zwei Stuben beschränkt. Kam ein General, so brachte der seinen Koch mit, und der Koch nahm die Küche für sich. Es war reine Gnade, wenn er uns noch einen Winkel frei ließ, wo wir mit unseren Töpfen an's Feuer konnten, und man hatte doch die Masse Menschen im Hause, die alle satt werden wollten. Auf dem Hofe war eine Feldschmiede. Bevor der Anbau gemacht, hingen die eisernen Ringe noch immer an der Wand, da sind denn die Pferde angebunden, die beschlagen wurden. Einmal hatten wir den Bataillonsschneider, ein ander Mal Schuhmacher, von denen unsere Schuster erst lernten, Stiefel auf einen Fuß machen. »Die Frauen haben aber auch schon vorher gemerkt, wenn die Männer statt mit dem rechten mit dem – unrechten Fuß zuerst aufgestanden sind,« pflegt Herr Engelrecht zu sagen. Nun seine Frau gewiß. Er ist auch darin ganz sein Vater, der liebenswürdigste heiterste Gesellschafter überall, nur zu Hause nicht. Merkt's euch, wie ihr's nicht machen sollt!«

»Und die lieben Sattler nicht zu vergessen, die logirten oben links. Auf der andern Seite hatten wir Einen, wir wußten nicht recht, was aus ihm zu machen, er war nicht lange da – ging uns ja auch nichts an – der schien mit der Giebelstube wol nur vorlieb zu nehmen, weil sonst Alles voll und er mit dem General in einem Hause sein wollte. Es muß was Vornehmes gewesen sein, aber kein Militär. Das war nun gerade im August, am 15. feierten sie den Napoleonstag, und der macht sich denn auch auf im feinsten Civil. Um nicht zu sehr parfümirt zu werden von den neuen Sätteln und Zäumen, die unsere sauberen Riemer oben im Flur über das Treppengeländer ausgelegt, hüpft er so schnell wie möglich herunter – andere konnten aber auch hüpfen. Das feine Civil-Französchen ist in Schuh und Strümpfen, weißseidenen Strümpfen und Kniehosen. Auf der obersten Stufe sind die Strümpfe noch so weiß, wie er sie angezogen, auf der mittelsten werden sie gesprenkelt, und ehe er unten anlangt, sind sie – Dank den reinlichen Sattlern – schwarz ... Lauter schwarze Husaren, aber keine preußischen.«

»Was singt Sie denn da?« fragte ich unsere Magd an dem Tage, als uns ja der liebe Gott – wie von so Vielem, auch von den Sattlern geholfen ... »Ist das polnisch?«

»Litthauisch.« Sie diente vor uns bei einer Familie, die war von Gumbinnen, und die hatten sie mitgebracht.

»Was heißt das denn?«

Da lachte sie, wollte nicht mit der Sprache heraus, dann sagte sie mir's doch. Es hatte eine schwermüthige Weise und klang in der fremden Mundart viel anmuthiger, als sie's deutsch zu sagen vermochte. Da hieß es etwa so:

»Was schüttelt der Hans die Locken so keck?
Was zieht der Hans die Schultern so hoch?
Was wirft der Hans die Hüften so stolz?
Was streift der Hans die Aermel so weit aus?
Hat der Hans so viel Garben im Feld?
Hat der Hans so viel Rosse im Stall?
Hat der Hans so feines Linnen im Hemd?

Nein, – der Hans, der stolze Hans
Der hat nicht so viel Garben im Feld,
Der hat nicht so viel Rosse im Stall,
Der hat nicht so feines Linnen im Hemd.
Nein, – der Hans, der stolze Hans

Hat im Wämschen, im pelzbesetzten Wämschen – einen Floh.
Der Hans hat im Aermel, im pelzbesetzten Aermel – noch einen Floh.
Der Hans hat im Käppchen, im pelzbesetzten Käppchen eine Laus.«

»Es war eine arbeitsame, brave Person, ehrlich und treu, ich konnte mich ganz auf sie verlassen, in's Bockshorn zu jagen war sie nicht. Das ist was werth in solchen Zeiten. Der Vater ging seinem Beruf nach, verreiste viel, da hatte ich dann allein auszukommen mit all dem fremden Volk, und ich war doch noch eine junge Frau. Daß sie immer den ganzen Marktkorb voll Neuigkeiten nach Hause brachte – je unsinniger, um so schöner – daran kehrte ich mich nicht. Einmal kam sie auch vom Wochenmarkt: »Fünfmalhunderttausend Mohren rücken an, sie sollen schon am Altweiberberge stehen.« »Dann wird Sie wol noch ein Quartier Reis mehr beisetzen müssen.« »Na Sie werden sehen, Frau Doktorin.« Und es war noch nicht Mittag, da bekamen wir wirklich zu sehen, was ich noch nicht gesehen, wenn auch keine fünfmalhunderttausend Mohren. Ein Trupp Reiter sprengte vorüber, in ihrer Mitte ein schöner Mann, phantastisch gekleidet. Das war Prinz Murat. Er hatte im Hause des Präsidenten einen kurzen Aufenthalt nehmen wollen, um sich zu restauriren. Kaum hatte er sich aber da an den Tisch gesetzt, so heißt es: »die Kosaken – sie sind schon über die beiden Brücken, über die Nogat auch über die Liebe, die ersten schon unten am Schloßberge!« Knall und Fall warf der Prinz sich wieder auf's Pferd – und heidi – weiter! Eine andere Abtheilung leichter Reiterei folgte, um ihm wieder mehr Vorsprung zu schaffen, machten sie gleich hinter unserem Hause Kehrt, setzten sich – die Kosaken auf ihren kleinen Pferdchen mit eingelegten Lanzen jagen heran, und es giebt ein Gefecht. Ich sehe noch das Feuer aus den Karabiner fahren bei den ersten Schüssen. Da machten wir vorne Alles fest zu und gingen in die kleine hintere Stube. Und das war keine überflüssige Vorsicht. Es dauerte nicht lange. Nachher sah man aber doch an ein paar Stellen in der Mauer, wo die Kugeln abgeprallt waren! Eine schlug durch das Dach unseres Stallgebäudes, pfiff dicht an dem Kopf der Magd vorbei.«

»Um Gotteswillen, was hatte Sie jetzt auf dem Boden zu thun?«

»Na ich mußt' ihr doch Heu geben – sonst brummt sie, und wenn das Spitzbubenvolk sie nur erst brummen hört, dann ist sie auch schon so gut wie geliefert.«

»Lowise, sagt' ich, Sie denkt wol, der Kaiser Napoleon hat nur darum die halbe Welt mit Krieg überzogen, so viel Schlachten geschlagen und so viel Menschenblut vergossen, blos weil er darauf ausging, uns unsere Kuh zu stehlen.«

*

 


 << zurück weiter >>