Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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272. Ninon de Lenclos

Quelle: Johannes Scherr: »Studie über Ninon«.

Diese berühmte Kurtisane, die noch in ihrem achtzigsten Lebensjahr umschwärmt wurde und als Matrone sogar ihren eigenen Sohn entzückte, gehört vielleicht nicht zu den sogenannten regelmäßigen Schönheiten von junonischer Kopf- und Körperbildung. Es herrscht sogar unter den gewichtigsten Zeugen keine Übereinstimmung über die Frage, ob Mademoiselle überhaupt eine Schönheit gewesen.

Ganz schroff stehen sich die Zeugnisse von Guyon de Sardières und von Tallemant gegenüber. Denn der erste sagt: »Ninon war schön und war es immer; ihre Schönheit war vollkommen!«, der andere: »Viel Schönheit besaß sie niemals, aber allzeit viel Reiz (beaucoup d'agréments).«

Stellt man die überlieferten Nachrichten über Ninons Erscheinung unbefangen zusammen, so geben sie folgendes Mosaikbild. Hochgewachsen und schlank, war ihre Gestalt von vollkommen harmonischen Verhältnissen, ihre Formen von mäßiger Fülle, die Linien des Kopfs oval, Nacken und Brust von blendender Weiße. Der Reichtum ihres kastanienbraunen Haars kontrastierte schön mit dem Tiefschwarz ihrer geschweiften Brauen über großen, dunkeln Augen, deren 382 strahlenwerfendes Feuer durch lange Wimpern verschleiert ward. Das Lächeln ihres rosigen Mundes war von unbeschreiblicher Magie, noch erhöht durch einen Lazertenzug des Spotts, der sich allerliebst um die Mundwinkel schlängelte.

Zu ihren erklärten Bewunderern gehörten der Cardinal Richelieu, Coligny, Vilarceaux, der Marquis von Sévigné, der Prinz von Condé, der Herzog von Larochefoucauld, der Marschall d'Albret, der Marschall d'Estrées. Diese und zahllose andere haben sie als ein wahres Mirakel unmittelbarer Wirkung gepriesen.


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