Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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177. Gold im Wasser

Quelle: Professor Dr. Karl Scheid: »Die Metalle«, 29. Bändchen der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt«. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig, 1907.

Wie zum Spott und Hohn für die Menschheit hat die Natur jenes Metall, das am heißesten begehrt, am leidenschaftlichsten umworben wird, um deswegen Reiche zerschmettert, Städte verwüstet, Menschen getötet, alle erdenklichen Verbrechen begangen wurden, in die Tiefe der Erde versenkt. Man nimmt heute an, daß das Gold infolge seines hohen Gewichts nach unten sank, als die Erdrinde noch flüssig war. Dem Menschen wäre es dort unten wohl für immer entrückt geblieben, wenn es nicht, im Wasser der Quellen gelöst, allmählich wieder an die Oberfläche geschafft würde. Im überhitzten Wasser der unterirdischen Quellen ist Kieselsäure enthalten. Diese löst Gold auf. Manche heißen Sprudel bringen die gelöste Kieselsäure sogar bis an die Erdoberfläche und laden sie als Kiesel-Sinter ab. Man hat Stücke davon untersucht und mit aller Bestimmtheit erkannt, daß sie goldhaltig sind.

Meistens aber scheidet sich die Kieselsäure schon in größeren Tiefen an den Wänden des Quellschachts als Quarzmasse ab. Dann aber kann auch das Gold nicht mehr in Lösung bleiben. In Form von Flimmerchen, Schuppen und Körnchen verteilt es sich in dem Quarz. Durch den Einfluß von Wärme und Kälte und durch das fließende Wasser verwittert allmählich jeder Fels, und jedes Gestein wird zerbröckelt. Auf diese Weise gelangen auch die goldhaltigen Schichten allmählich ans Tageslicht und werden ihrerseits durch das strömende Wasser zerbröckelt und aufgelöst. So kommt es, daß der goldhaltige Quarz schließlich den Bach- und Flußsand bildet.

An manchen Orten wurde und wird der goldhaltige Sand der Flüsse ausgewaschen und abgeschlämmt. So war z. B. früher das Goldwaschen aus dem Sand des Rheins zwischen Basel und Straßburg lohnend. Die badische Regierung konnte daraus jährlich etwa 2000 Goldmünzen mit der Aufschrift »Ein Dukat aus Rheingold« schlagen lassen. Der Gesamtwert des noch heute 242 im Rhein liegenden Golds wird von Geologen auf 140 Millionen Mark geschätzt. So lehnt sich die Sage vom Rheingold an etwas Wirkliches an.

Aber auch andere deutsche Flüsse haben Gold geliefert. So fand im Jahre 1826 ein Knabe im Großbach bei Enkirch das größte Stück Rohgold auf deutscher Erde im Gewicht von 66 Gramm. Seltsamerweise hat man auch schon ganz große Rohgoldklumpen in Flüssen gefunden, so Stücke von 36,7 und einmal sogar von 124 Kilogramm. Freilich sind das allergrößte Seltenheiten.

Da alle Bäche, Flüsse und Ströme schließlich ins Meer münden, so ist es nicht erstaunlich, daß man in dessen mit Salzen und Säuren durchsetztem Wasser Gold in großen Mengen gelöst findet. Der Goldgehalt des Meeres ist von Sherry Hunt 1866 festgestellt worden. Es finden sich 32 bis 60 Milligramm in 1000 Kilogramm Wasser, in allen Meeren für etwa 5000 Billionen Mark. Zur Gewinnung von 1 Kilogramm Gold wären bis zu 30 Millionen Kilogramm Meerwasser nötig. Duke hat 1899 das erste Patent auf eine derartige Goldgewinnung in England genommen. Ihm folgten Wilde und Ciantar in Belgien.

Bekannt geworden ist schließlich auch, daß sich im Jahre 1905 eine englische Gesellschaft mit Sir William Ramsay, dem großen, kürzlich verstorbenen Chemiker, an der Spitze gebildet hat, die nach ihrem geheim gehaltenen Verfahren das Meerwasser entgolden will. Über ihre Erfolge ist bisher nichts in die Öffentlichkeit gedrungen.


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