Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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267. Das drohende Echo

Gewisse sprachliche Merkwürdigkeiten weisen auf mittelalterliche Klöster als den Herd ihrer Entdeckung. Der Zufall mag bei manchen als Mithelfer oder Anstifter Pate gestanden haben. Der Hauptanteil entfällt indes auf die unermeßliche Geduld, mit der einzelne Mönche die Grübelei eines ganzen Menschendenkens daran setzten, um aus Milliarden von Kombinationen in Buchstaben und Silben eine verblüffende Besonderheit auszubrüten.

Wir wählen hier als Wunderprobe ein Echo-Spiel, das ganz einzig in seiner Art dasteht und vermutlich in aller Zukunft kein Seitenstück finden wird.

Es handelt sich darum, eine Anzahl von Silben zwiefach aneinanderzureihen und sie alsdann übers Kreuz zu verschränken, sodaß jedes Echo mit der folgenden Silbe ein Wort ergibt. Das Ergebnis soll nicht nur einen Satz darstellen, sondern dieser Satz soll einen prägnanten Sinn haben. Und um das Wunder noch wunderbarer zu machen, soll dieser Satz sogar die Form eines regelrecht gebauten Hexameters aufweisen.

Es wird angenommen, daß ein nordischer Eroberer, etwa Brennus, vor Rom lagert und die Stadt zerstören will. Seine Drohung gegen die römische Hauptstadt verbindet er mit einem Befehl an seine Truppen, und um diesen Ruf in einen Satz zu fassen, bildet er folgende Silben, von denen jede doppelt auftritt: 378

»te te - ro ro - ma ma - nu nu - da da - te te - la la - te te«

Teilt man diese Silbenfolge anders ab, so ergibt sich der Hexameter:

»te tero roma manu nuda, date tela, latete!«

In Übersetzung: Dich vernichte ich, Rom, mit der nackten Hand; gebt mir die Geschosse und verbergt euch!

Die höchst verwickelte und als Problem scheinbar unlösbare Sprachaufgabe konnte also restlos gelöst werden.


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