Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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48. Die Milliardäre

Quelle: Dr. Ernst Friedegg: »Millionen und Millionäre«. Vita, Deutsches Verlagshaus, Berlin-Charlottenburg.

Sie sind und waren auf der Erdfläche stets dünn gesät. Manche der bevorzugten Personen und Firmen, die unter den Milliardären gewöhnlich genannt werden, halten die genauere Prüfung nicht aus und versinken in die bescheidenere Schicht der Multimillionäre.

Um eine Milliarde Mark in Tausendmarkscheinen auszuzählen, würde einer nicht nur sehr viel Geld, sondern noch mehr Ausdauer nötig haben. Er brauchte dazu zwölf Tage und Nächte, falls er es fertig bekommt, in jeder Sekunde einen Tausendmarkschein hinzulegen und sich in den zwölf Tagen nicht die geringste Pause zu gönnen.

John Rockefeller allerdings hätte dieses Verfahren abzukürzen gewußt. Wenigstens leistete er einmal, bei seiner berühmten Universitätsspende, die vereinfachte Zahlung in einem einzigen Scheck über 20 Millionen Dollars.

Eine genaue Ermittelung seines Vermögens lag bis zum Sommer 1916 nicht vor: die Angaben schwankten zwischen 700 bis 800 Millionen Dollars. Neuerdings aber hat der »verdienstvolle« Herr John bei Gelegenheit seines 77. Geburtstags der Welt und besonders seiner Steuerbehörde kund und zu wissen getan, daß er rund eine Milliarde Dollars – nach dem Kurs des Jahres gleich 5 Milliarden Mark – sein eigen nenne. Johns Bruder, William Rockefeller, wird in New-York »der arme Rockefeller« genannt. Er mußte sich damit behelfen, daß ihn John bisweilen an seinen Gewinnen beteiligte, wodurch es William nicht über hundert Millionen Mark brachte. Sein Seitenstück war »le pauvre Rothschild«, ein versprengtes Glied des Welthauses, der auch wirklich nur 20 Millionen Francs besaß.

Als besser situiert darf man die Vanderbilts betrachten, die in ihrem Gesamtvermögen heute über 500 Millionen Dollars verfügen. Ihnen nahe kommt Johann Jakob Astor, der als Selfmademan in das Milliarden-Maß (nach Mark gerechnet) hineinwuchs.

Sehr geringen Respekt vor solchen Ziffern besitzt Andrew Carnegie. Er äußerte einmal, die meisten amerikanischen Multimillionäre nähmen zweifellos vier Fünftel ihres Vermögens ins Grab mit; sonst könnte er es sich gar nicht erklären, daß sich nach ihrem Tod gewöhnlich so wenig vorfinde.

Unter den deutschen Krösussen besaßen die Augsburger Fuggers den größten historischen Glanz, der freilich in den Strahlen der heute umlaufenden Zahlen etwas verblaßt. Anton Fugger erreichte in seiner Blütezeit die Höhe von 4¾ Millionen Goldgulden.

Weitaus reicher war der Feldheer Wallenstein, dessen jährliche Einkünfte 68 auf 5 Millionen Taler geschätzt wurden; wie er ja auch aus eigenen Mitteln große Heere unterhielt.

Das Vermögen der Frau Berta Krupp von Bohlen und Halbach in Essen betrug nach der letzten Einkommensteuer-Statistik vor dem Krieg 283 Millionen.

Bei den Reichen des Altertums muß man in Gedanken einen Ergänzungsfaktor hinzufügen, hergeleitet aus der ungleich stärkeren Kaufkraft des Gelds. Wenn man also sagt, der Triumvir Licinius Crassus, mit dem Beinamen Dives, der Reiche, habe (nach Plutarch und Plinius) 35 Millionen Mark besessen, so hat man noch einen sehr hohen Multiplikator einzusetzen, um den Vergleich mit dem Heute zu ermöglichen.

Der wirklich reichste Mensch aller Zeiten und Länder ist bei Errechnung jenes Multiplikators wahrscheinlich der Kaiser Augustus gewesen. Er hat sich zwar nicht »im Gold gewälzt«, wie es sein Nachfahre Caligula nach der Mitteilung des Suetonius buchstäblich getan hat; aber er besaß doch viel mehr, nämlich zufolge dem Marmor Aucyranum über 4 Milliarden Sesterzen. Noch tröstlicheres erfährt man aus derselben Quelle: daß er nämlich jene Summe für den Staat restlos ausgegeben habe. Jedenfalls war nicht Krösus, sondern in der Blüte seiner Finanzen Augustus – der Krösissimus des Altertums.


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