Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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247. Das Sonnensystem an der Spree

Quelle: A. Bernstein: »Naturwissenschaftliche Volksbücher«. Verlag von Gustav Hempel, Berlin.

Es ist eine ganz einfache Umrechnung, die kaum mehr beansprucht, als die gewöhnliche Schul-Arithmetik. Aber auch für solche Einfachheiten gibt es eine Priorität der Erfindung, und diese gebührt hier dem nämlichen A. Bernstein, der die Fassungskraft der Kubikmeile (siehe Abschnitt 139) so hübsch veranschaulicht hat.

Denken wir uns auf der Mitte der Schloßbrücke von Berlin eine Kugel von etwa ⅔ Meter Durchmesser, also im Umfang eines Droschkenvorderrads. Diese Kugel soll die Sonne vorstellen.

Und nun konstruieren wir das dazu gehörige Planetarium in den Größenverhältnissen und Abständen, wie sie der Wirklichkeit im Weltenleben genau entsprechen.

Dann bekommt der nächste Planet, der Merkur, die Größe eines Senfkörnchens. Sein Standort liegt achtzig Fuß von der Sonne entfernt: Unter den Linden, ungefähr zwischen dem Zeughaus und der Kommandantur.

346 Der Planet Venus bedingt die Größe einer Erbse und verlangt seine Stellung zwischen der Wache und dem Opernhaus.

Die Erde, ebenfalls in Erbsenformat, rückt zwischen Opernhausplatz und Universität. Planet Mars, von halb so großem Durchmesser, kommt an das Reiterstandbild Friedrichs des Großen.

Zwischen Friedrich und Charlottenstraße fallen die Planetoiden, mehrere hundert Stäubchen, die dem unbewaffneten Auge kaum erkennbar werden.

Der größte Planet, Jupiter, schwingt sich zur Größe eines Pfirsichs auf; er liegt im Zug der Linden nahe an der Wilhelmstraße.

Der Saturn wird – unabhängig von seinen Ringen – als eine Kirsche vorgestellt, die ihren kosmischen Platz ungefähr am Brandenburger Tor erhält.

Uranus, in Form einer sehr kleinen Haselnuß, begibt sich in den Tiergarten an den Kleinen Stern, und Neptun, so groß wie eine Quitte, wandert nach Charlottenburg bis hinter die Kanalbrücke.

Die beanspruchten Strecken erscheinen im Verhältnis zu den planetarischen Winzigkeiten als ganz ungeheuerlich. Und noch abenteuerlicher wird das Mißverhältnis, wenn man zur Mehrdimensionalität übergeht und sich diese Kügelchen und Körnchen in planetarischer Bewegung um die Sonne auf der Schloßbrücke vorstellt. Man könnte versucht sein, von Raumverschwendung zu sprechen, wenn dieser, menschlichen Abmessungen entnommene Ausdruck der Unendlichkeit gegenüber einen Sinn hätte.


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