Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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9. Der Koloß von New York

Quellen: Ernst von Hesse-Wartegg: »Die Wunder der Welt«. Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig. – Sonderartikel von Alexander Moszkowski.

Den Schiffer, der in den prachtvollen Hafen von New York einfährt, grüßt vor der hochaufragenden Reihe der Wolkenkratzer auf der Spitze der Manhattan-Insel ein gewaltiges Bildwerk, das alle anderen auf Erden an Größe übertrifft. Das Standbild der Freiheit, das da als Symbol im wichtigsten Hafen der nordamerikanischen Republik beherrschend aufgerichtet steht, ist ein Geschenk des europäischen Staats mit der gleichen freiheitlichen Regierungsform; Frankreich bot das Standbild den Vereinigten Staaten dar, als diese ihren hundertsten Geburtstag feierten.

Die Statue wurde 1886 auf einer kleinen Felseninsel aufgestellt, die bis dahin Bedloes Island hieß und jetzt Liberty Island genannt wird. Sie hält in der rechten Hand eine Fackel, ihr Haupt ist von einem Strahlenkranz umgeben. Die Göttin der Freiheit steht auf einem turmartigen Unterbau aus Granit. Diadem und Fackel strahlen nachts in elektrischem Licht und stellen so einen kolossalen Leuchtturm dar. Das Modell stammt von dem Bildhauer Bartholdy in Paris; in der französischen Hauptstadt wurde das Standbild 12 aus Eisen und Kupfer gefertigt und dann, in einzelne Teile zerlegt, über den Ozean geschafft.

Die Spitze der Fackel erhebt sich mehr als 93 Meter über den Wasserspiegel. Die Bildsäule selbst ist 46 Meter hoch, der Granitsockel 28 Meter; dazu kommt noch das Fundament von 16 Metern Höhe. Das Gewicht des Standbilds beträgt 225 000 Kilogramm. Im Innern führt eine Treppe hinauf in den Kopf der Statue; in diesem finden 40 Personen bequem Platz.

Diese vierzig Personen haben auch wirklich einmal in der geräumigen Schädelhöhle getagt und sich dabei um so wohler befunden, als sie dort nicht nur saßen, sondern nach allen Regeln der französischen Kochkunst tafelten. Es handelte sich um ein in Paris, dem Entstehungsort der Statue, aus Anlaß der Einweihung veranstaltetes Festmahl, das kurz vor der Überführung der stattlichen Erzdame nach Amerika stattfand. Längst verklungen sind die Festreden im Haupt der Jungfrau, die mit ihres Leibes Ausmaß die Pariser Vendôme-Säule an Höhe übertrifft. Aber die Versammlung selbst lieferte den Beweis, daß selbst das Nonplusultra aller Überfrauen gelegentlich nichts anderes im Kopf hat als Männer!


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