Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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186. Der Sprung nach dem Mond

Das nämliche Prinzip wie beim Blitzzugtrompeter waltet in folgendem Experiment, das auf jeden Apparat verzichtet, aber eine Person von außerordentlicher Muskelstärke voraussetzt; nämlich einen Kraftspringer, der im Stande sein soll, mit einem einzigen Satz von der Erde bis zu deren Trabanten zu springen. Diesen Mann nehmen wir als gegeben und betrachten nur das Wunder, das ihm selbst, subjektiv für seine Sinneswahrnehmung, widerfahren wird.

Wir nehmen an, daß er den Sprung im Bruchteil einer Sekunde bewältigt, und daß er dann, auf dem Mond gelandet, sofort nach dem Himmel blickt, wo ihm die Erde als ein mächtiges Gestirn entgegenleuchtet. Alsdann sieht er, falls er durchdringende Augen besitzt – sich selbst!

Er erblickt sich selbst auf seinem eigenen Sprung, und um das Mirakel noch zu erhöhen, erscheint ihm dieser Sprung umgekehrt: der Vorgang stellt sich seinen Augen dar, als ob er vom Mond nach der Erde gesprungen wäre.

Die Erklärung ist genau die nämliche wie bei dem vorerwähnten »Trompeter auf dem Blitzzug«. Was dort das Schalltempo war, ist hier die Lichtgeschwindigkeit. Der Springer hat das Licht überholt, also auch alle Strahlen, die von seiner Körperlichkeit ausgingen, um seine Erscheinung im Raum zu bewirken. Blickt er zurück, so treffen ihn von diesen Strahlen die letzten Strahlen zuerst, die ersten zuletzt, das heißt: sein Sprungphänomen kehrt sich um, wird von ihm erst nachträglich und in entgegengesetztem Sinn beobachtet.

254 Um aber auch in reiner Theorie den Denkbarkeiten gerecht zu werden, muß noch eine Ergänzung platzgreifen. Die Phantasie mag sich einen solchen Sprung ausmalen, die Physik erklärt ihn indes selbst unter Voraussetzung unendlicher Muskelkraft für unmöglich. Und zwar auf Grund der neuen Relativitätstheorie, die die Lichtgeschwindigkeit als die Grenze aller in der Natur überhaupt möglichen Geschwindigkeiten erkannt hat. Das Zustandekommen jenes Experiments ist also von Voraussetzungen abhängig, die der Phantasie nicht nur die Vorherrschaft über die Wirklichkeit, sondern auch über die naturgesetzliche Möglichkeit einräumt.


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