Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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94. Topographie der Hölle

Quelle: Dr. Max Kemmerich: »Kultur-Kuriosa«, erster Band. Verlag von Albert Langen, München.

Im Jahr 1905 erschien in zweiter Auflage mit kirchlicher Approbation in Mainz ein Werk von Dr. Joseph Bautz, a. o. Professor der Theologie an der kgl. Universität zu Münster, »Die Hölle« betitelt. In diesem höchst gelehrten Buch sind eingehend Dasein, Ort und Dauer der Hölle ergründet.

Bautz kommt zu dem Ergebnis, daß sie in dem Innern unserer Erde liegen 123 müsse. Es gibt vier unterirdische Räume, von denen die eigentliche Hölle am tiefsten liegt, während sich der »Schoß Abrahams« in höherer, würdigerer Lage befindet. Begründet wird diese Situation unter anderm damit, daß, wie es in der Bibel heißt, der reiche Prasser, der in der Hölle schmorte, seine Augen aufhob, um den Lazarus zu schauen. Der limbus infantum, die Zone für die ungetauft gestorbenen Kinder, liegt in der Nähe des sinus Abrahae, in einiger Entfernung von der eigentlichen Hölle und wird wie dieser von den Flammen nicht berührt. Das Fegefeuer aber befindet sich, wie Bautz aus mancherlei Angaben schließen zu müssen glaubt, wohl in unmittelbarer Nähe der Hölle, zumal eine solche Nachbarschaft »um so mehr zur Betrübnis, zur Verdemütigung und Läuterung der armen Seelen gereichen muß.«

Der Schoß Abrahams ist zur Zeit unbewohnt. Nach der Auferstehung wird es auch das Fegefeuer sein. Daß die Hölle etwa zu klein für alle sündigen Seelen werden könnte, braucht man nicht zu besorgen. Denn wenn sie auch zur Zeit nur wenig umfangreich ist, so hat doch Lessius berechnet, »daß ein ganz geringer, verschwindender Teil des Erdinnern hinreicht, um eine geradezu fabelhafte Anzahl von Menschen aufzunehmen«.

Besonders interessant ist, daß Bautz für das Dasein und die Tätigkeit der Vulkane, die den Naturwissenschaftlern noch immer so viele Rätsel aufgeben, eine einfache und bündige Erklärung gefunden hat. Sie sind – Schlote der Hölle! Und darauf ist bisher kein Gelehrter gekommen!


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