Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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66. Umänderung des Geschlechts

Wenn eine Meerschweinchen oder Rattenmutter sich männliche Nachkommenschaft wünscht und trotzdem lauter Töchter zur Welt bringt, so braucht sie deswegen nicht mehr unglücklich zu sein. Sie ruft nur den Herrn Professor herbei, und der ändert das Ergebnis des Wurfs einfach um. Denn Professor E. Steinach in Wien ist es, wie die Zeitschrift der Deutschen Mikrologischen Gesellschaft »Die Kleinwelt« berichtet, gelungen, an jungen Ratten und Meerschweinchen durch wechselseitiges operatives Verpflanzen ihrer Geschlechtsorgane künstliche Änderungen ihres ganzen Wesens hervorzurufen.

Wenn Männchen auf diese Weise in Weibchen verwandelt wurden, so änderte sich ihr ganzes Wachstum. Sie blieben klein und erhielten rundliche Formen. Die Behaarung wurde glatter und anschmiegender. Und das tollste Wunder ist, daß die Brustdrüsen dieser verwandelten Tiere sogar Milch gaben, sodaß Junge mit Erfolg daran saugen konnten. Wie richtige Weibchen zeigten die Tiere hierbei Geduld und ausdauernde Hingabe.

Es gelang auch umgekehrt, Weibchen in Männchen zu verwandeln, die so wild und raubgierig waren, wie es nur männliche Ratten und Meerschweinchen zu sein pflegen. Es trat eine Vergrößerung des Kopfs ein, und das Skelett wurde kräftiger und größer.

Diese Versuche beweisen in geradezu erstaunlicher Art die Abhängigkeit des Seelenlebens vom körperlichen. Das Vorhandensein einzelner Organe beeinflußt den Seelenzustand von Grund aus, und es geht daraus hervor, daß der Geschlechtscharakter nichts von vornherein Bestimmtes, sondern daß die Grundlage aller lebenden Wesen die gleiche ist.

Wenn man sich ein solches Experiment auf den Menschen übertragen denkt, so könnten auf diese Weise die vielen Hoffnungen nachträglich erfüllt werden, die sich vor Jahren an die Theorie des Professors Schenk über die Bestimmung des Geschlechts geknüpft haben. Aber bis dahin ist wohl der Weg noch etwas weit!


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